Es hätten ja bei der eisernen Innenlady alle Alarmglocken läuten müssen, als in den Zeitungen kolportiert wurde, daß ein Mann namens Panagiotis Kladis den Auftrag der nazistischen Partei „Goldene Morgenröte“ erhielt, an einem Nazitreffen in Österreich teilzunehmen. Panagiotis Kladis ist der Name eines vor 8 Jahren verurteilten Mörders eines 20jährigen albanischen Malers und Anstreichers gewesen, und es hätten die Behörden längst feststellen müssen, ob es sich bei diesem Kladis um jenen Mörder handelt, oder einen Decknamen oder um einen anderen Kladis.
Da die Behörden nicht die geringsten Anstalten machten, die Öffentlichkeit zu informieren – denn was hat denn die Öffentlichkeit in Österreich schon von solchen Sachen zu wissen! – ist es bis jetzt unklar gewesen, um was für einen Kladis es sich handelt und ob die Regierung nicht einen Mörder ins Land gelassen hat.
Daß immerhin die ungeheure Provokation im Raume schwebte und als Möglichkeit weiterbestand, daß die Goldenen Morgendämmerung einen verurteilten Mörder mit einer internationalen Mission beauftragt – ihr wäre es zuzutrauen – und daß die österreichischen Behörden gegenüber der österreichischen Bevölkerung mit ihrem Schweigen die Option offenlassen, daß die Behörden ungestraft Nazimörder ins Land lassen könnten– man soll sich nur daran gewöhnen! – das ist der eigentliche Skandal an der ganzen Sache.
Es hat ja immerhin vor einigen Monaten ein Treffen von 2000 Aktivisten der als nazistisch einzustufenden türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung im Wiener „Arbeiterbezirk“ Simmering stattgefunden, das ja noch glatter über die Bühne ging, und dazu schwieg man ja auch.
Es schwiegen darüber nicht nur die Behörden vorher und nachher, es schwieg auch die österreichische Presse vorher und nachher, nur die Junge Welt berichtete, und das Innenressort fand es ganz natürlich, daß 2000 türkische Faschisten in Wien tagen. Die man ja auch als Mörderbande bezeichnen muß. Denn was ist formal die Jugendorganisation dieser Partei? Es sind die in Wien immer willkommenen Grauen Wölfe, die in der Türkei und im Ausland morden, Stütze des Systems, wenn nicht ein Kern des türkischen Systems.
Man fragt sich angesichts dieser beiden, unterschiedlich gelagerten, Fälle, ob wir schon ein wenig eine Diktatur hier im Lande haben! Eine Partialdiktatur, eine Pressediktatur.
Hier wird – durch Schwarz-Braun-Rot – der Vertreter einer Mörderbande akzeptiert. Die Berichte über Mordanschläge (mit Todesfolge) durch die Goldene Morgenröte variieren, es sind etliche, die Bewertung hängt davon ab, ob sie juristisch als Totschlag oder anderswie bewertet werden. Der politische empathische Sprachgebrauch ist in Griechenland immer dolophonía (Mord), aber in manchen Fällen ist es nicht dolophonía stricto sensu, da der Tod gewissermaßen als Kollateralschaden auftritt.
Das Messer ist die Allerwelts- und Lieblingswaffe der Schläger und Mörder der Goldenen Morgendämmerung, kein faschisiertes lumpenproletarisches Element, das nicht ein Messer bei sich hätte. Eine Messerstecherei kann so ganz unbeabsichtigt einen Toten zur Folge haben.
Im Falle von Sachzat Luqman aber, einem jungen Landarbeiter, der voriges Jahr auf dem Weg zur Arbeit kaltblütig umgebracht wurde, kann man eindeutig von Mord sprechen, im Fall von Pavlos Physsas ist es bereits voll und ganz erwiesen: es war ein durch eine militärische Befehlskette bewirkter und gezielt intendierter politischer Mord, deren oberste Auftraggeber der Abgeordnete Lagós war, und der „Führer“ Michaloliakos segnete wie immer alles ab.
Mord! Ja man muß die verzweifelte, weinende Mutter von Sachzat Luqman auf einer Veranstaltung der KEERFA („Bewegung Gemeinsam gegen Rassismus und die faschistische Bedrohung“), die vor zwei Wochen in Athen stattfand, gehört und gesehen haben, um zu fühlen und zu verstehen, was die kriminelle Bande – die inzwischen so genannt werden darf – bewirkt, wenn sie mordet.
Und einen Botschafter dieser Bande läßt die Frau aus Hollabrunn ohne Gewissensbisse und wahrscheinlich auch ohne irgendwelche näheren Kenntnisse in dieses verpestete Land? Das Innenressort duldet Vertreter krimineller Banden hier im Land? Sind wir in Mexiko? Man kann ja fast schon sagen, daß hier systematisch politische Morderbanden akzeptiert werden!
Oder hätten es die Behörden und hätte es dieses Innenressort wider besseres Wissen getan? Wissen sie nichts, oder aber haben sie Informationen über die Mörderbanden aus Griechenland und der Türkei und hofieren sie sie dennoch – oder gerade deswegen, so wie sie die iranischen Kurdenmörder hofiert haben? Ist es System? Ist es das österreichische System?
Wer war der Austro-Kladis? Von den Behörden wird man es nicht erfahren. Denn die Behörden sind ein Schweigekartell, und man lernt bis heute von Metternich.
Von der Sozialistischen Arbeiterpartei (SEK) in Athen erfahren wir, daß es sich bei dem in Frage kommenden Kladis zwar nicht um einen Mörder aus dem Nahbereich der Goldenen Morgendämmerung handelt, aber um einen Wahlkandidaten der mordenden Goldenen Morgendämmerung . Er kandidierte – der volle Namen ist Kladis Panagiotis tou Georgiou – 2009 zum Abgeordneten der jonischen Insel Zakynthos.
Die Nazis verfolgen dort genau dieselbe Politik wie in Athen, Patras und anderswo, und dazu gehören unter anderem materielle Hilfsprojekte, von denen Nichtgriechen ausgeschlossen sind, und brutale physische Gewalt gegen Linke und Ausländer.
Wie es auch in Zakynthos zugeht, erhellt aus einem Bericht von Antarsya aus dem vergangenen Jahr. Ein Aufzug der Neonazis an der Uferstraße wurde von einer tatkräftigen Mobilisierung verhindert, die die ganze Bandbreite der Linken umfaßte: Sie ging von Antarsya, über die der Sozialistischen Arbeiterpartei nahestehende antifaschistische und antirassistische Sammelorganisation KEERFA, schloß auch das antiautoritäre Lager ein, und es waren sowohl Syriza als auch eine Reihe von Personen des fortschrittlichen Lagers beteiligt. Gewissermaßen eine Volksfront oder Volkseinheit von unten.
Lagós, der Auftraggeber des Mordes an Physsas, war in der Stadt anwesend, aber die Bürger kehrten der für „reine Griechen“ aufgestellten Volks-Ausspeisung den Rücken. „Ihre Niederlage war offensichtlich“, berichtet Antarsya.
Am Nachmittag erfolgte dann die Rache. Die Demonstranten befanden sich wieder auf der Straße, „für ein antifaschistisches Zakynthos“, da erfolgte der Angriff! Eine 20-köpfige Schlägermeute ging mit Eisenstangen und Steinen gegen die Kundgebung vor.
Dabei wurden Teilnehmer der Demonstration verletzt, aber es gelang, die Nazis wieder zu verjagen, die sich schließlich in ein Kellerlokal verkrochen. Die Mobilisierung bewirkte, daß „Lagos und die anderen Ratten sich in ihren Kanälen versteckten“, so Antarsya. In Österreich kommen sie wieder an die Oberfläche.
Aus dem Milieu kommt unser Kladis, er dürfte aber dort nicht allzuviel Erfolg haben und versucht es nun international, in Österreich gelingt es ihm mit Hilfe der Innenministerin Mikl-Leitner und der Staatsschutzbehörden. In Österreich kann man sich ja alles erlauben – wenn man ein Nazi ist.
Der spanische Spitzennazi Pedro Varela nahm, wie das Dokumentationsarchiv für Widerstand berichtet, 1991 an der „Politischen Akademie“ der AFP teil und lobte in seinem Referat Hitler wörtlich als „zweiten Erlöser der Menschheit“. Er, der übrigens ein guter Kenner der österreichischen Kultur ist, wie wir uns erinnern, hätte vom Verbotsgesetz nichts wissen können, hieß es damals. So wird die Akzeptanz des internationalen Nationalsozialismus in Österreich System.
János Bencsik und Dávid Attila Kovács kamen von Jobbik nach Österreich, einer Partei, die auch nach einem ungarischen Gerichtsurteil neonazistisch genannt werden darf. Dazu faschistisch-faschistoide, neuheidnisch und white-supremacy-Ideologen und Holocaustleugner, die an anderer Stelle schon erwähnt wurden, Krebs und Melisch sind da zuvörderst zu nennen.
Es sind keine unteren Ränge des national-internationalen Nazismus, und auch die höchst erfolgreichen Politiker Bencsik und Kovács sind keine minderen Leuchten, wie in der österreichischen Desinformationspresse suggeriert wurde. Eine Zitatensammlung und Biografien werden demnächst folgen, um das Bild zu vervollständigen. Das Bild der braunen Akzeptanz in Österreich.
Intellektuelle und gesellschaftlich aktive Nazi-Kader bauen sozusagen von außen her den österreichischen Nationalsozialismus mit auf. Die Schwarzen (ÖVP) sind da ebenso hilfsbereit wie ihre Schwesternpartei, die Néa Dimokratía, in der zahlreiche nazistische Elemente Funktionen innehaben, nachdem sie von nazistischen Parteien (Laos und Goldene Morgenröte) übergewechselt sind, jetzt fungieren sie zumeist als tatkräftige Verbindungsmänner zum Lager der Nazis und der radikalen Rechten. Dies ist an vielen Stellen bereits dokumentiert.
Wenn die Behörden das nicht wissen, sind sie unfähig, wenn sie es wissen, verstoßen sie gegen das Gesetz.
Behörde ist seit neuestem, was das Gesetz bricht. Bisher wurde nur zum großen Teil die Neutralität liquidiert, jetzt dürfte auch bald das Verbotsgesetz liquidiert werden. Die Vorbereitungen dazu sind schon im Gange.