Wie es scheint bahnt sich in den kurdischen Regionen Syriens (Rojava) eine humanitäre und politische Katastrophe an. Eine Eroberung der Stadt Kobane durch den „Islamischen Staat“(IS) ist nicht nur mit einem weiteren Massaker an vermeintlich oder wirklich „Gottlosen“ (d.h. alle diejenigen, die die fundamentalistische Islaminterpreation der IS nicht teilen, oder kurz: ihren Herrschaftsanspruch nicht akzeptieren) verbunden, sondern wird das Ansehen dieser Gruppe unter den vom Imperialismus und dessen regionalen Erscheinungsformen, d.h. auch den Regimen dort, ins ökonomische und vorallen geistige und emotionale Elend Gestürzten noch weiter stärken und es so fortschrittlichen Kräften noch schwerer machen, glaubwürdige Alternativen zur vermeintlichen Rückkehr in goldene Zeiten islamischer Kalifate zu präsentieren.
Da also eine militärische Niederlage der IS vordringlich ist, spräche nichts grundlegend dagegen, wenn diese auch wesentlich aus der Hand der imperialistischen Kräfte käme, obwohl es ja diese sind, die einst Al-Qaida und somit heute auch den IS politisch und militärisch aufgebaut haben und deren Weltordnung zu stets neu entstehenden Kräften dieser Art führen muss. Ungeachtet dessen ist es durchaus vorstellbar, dass taktische Differenzen zwischen imperialistischen Kräften und ihren Produkten so groß werden, dass sich die imperialistischen Kräfte ihrer zu einem bestimmten Zeitpunkt gerne entledigen würden. Dem mit generellem Pazifismus zu begegnen, ist lächerlich, nicht von dieser Welt.
Andererseits macht der Aufruf gewisser „Linker“ an eben solche imperialistischen Kräfte und ihre regionalen Verbündeten à la Türkei, militärisch zu intervenieren, nur unter einem Gesichtspunkt Sinn. Das ist nicht der, dass die „Linke“ ausreichend Kraft hätte, die Imperialisten zu nötigen, etwas zu tun, was sie nicht ohnehin tun wollen. Vielmehr wäre ein solcher Aufruf de facto ein Mittel zur Entlarvung der imperialistischen Menschenrechtspropaganda, zeigt sich doch exemplarisch am Fall Kobanes, dass dem Imperialismus andere Ziele geostrategischer Art weitaus wichtiger sind als Leben, Gesundheit und Freiheit irgendwelcher Kurden, bedeuten ihm diese Menschenrechte im Zweifelsfall doch schon wenig bis nichts in den Metropolen selbst.
Die „Linke“ kann mit den direkt Bedrohten in Kurdistan oder sonstwo in geringem – nahezu nur symbolischen – Ausmaß durch Sammeln und Liefern von humanitärenn Gütern und hier und da auch von ein paar Gewehren und Patronen solidarisch sein. Wichtiger und ausschlaggebender ist jedoch ihr politischer und ideologischer Kampf gegen die Herrschenden in den imperialistischen Metropolen selbst.