A. Holberg: „Arbeitermacht“ fordert Linke auf, Waffen für Al-Qaida zu beschaffen

Die „Gruppe Arbeitermacht“, eine langjährige Abspaltung von der IST (Hauptorganisation: SWP, in der BRD „Marx21“), ist sich mit ihren ehemaligen GenossInnen in der Unterstützung der „syrischen Revolution“

einig. In ihrer letzten Erklärung zum Thema machte sie aber noch einmal expressis verbis klar, was ihre Geistesverwandten sich heute kaum noch trauen, offen auszusprechen, wenngleich deren Argumentationen solche Folgerungen nahe legen. „Arbeitermacht“ schreibt: „Revolutionäre SozialistInnen sind in der Pflicht, den Sieg für die syrischen Rebellen zu unterstützen und alle jenen die dazu nötigen Mittel bereitzustellen, die ihren Kampf nicht den Zielen der westlichen Imperialisten und deren regionalen Adlaten Türkei, Saudi-Arabien, Katar u. a. unterordnen.“

(http://www.arbeitermacht.de/infomail/700/syrien.htm).

Die Sache ist ganz einfach: es gibt in Syrien sekuläre und mehr oder weniger linke Kräfte, die gegen die bürgerliche Diktatur von Al-Assad und seinen Cronies kämpfen. Diese sind aber – zumindest militärisch – zu schwach, um mit weiteren Waffen groß etwas anfangen zu können. Die einzige nennenswerte weitere Kraft, die zwar mehr oder weniger offen aus Saudi Arabien, Qatar oder der Türkei unterstützt wird aber zweifellos eigene mittel- bis langfristige Interessen vertritt, sind die sunnitischen Jihadisten, die Al-Qaida mehr oder weniger verbunden sind.

„Arbeitermacht“ hält es in ihrer Erklärung nicht einmal für nötig, diese Takfiristen (das sind jene, die andere Muslime z.B. Schiiten oder Nusairier/Alawiten als „Ungläubige“) ausdrücklich auszuschließen.

Sollte „Arbeitermacht“ nun behaupten, sie habe diese automatisch durch ihre Einschränkung gegenüber solchen, die ihren Kampf den Zielen der westlichen Imperialisten und deren regionalen Adlaten Türkei, Saudi-Arabien, Katar u. a. unterordnen, kundgetan, so sei gesagt, dass insbesondere auch diese Jihadisten zu den Golfmonarchien nur ein taktisches Verhältnis haben, sind doch die Golfmonarchien eben die, die ihren „islamischen“ Boden den Armeen der „Kreuzfahrer“ aus den USA etc.

zur Verfügung stellen. Man erinnere sich u.a. an die Besetzung der Großen Moschee in Mekka durch „radikal-islamische“ Kräfte, eine Besetzung, die das Haus Saud mit Unterstützung französischer Einsatzkräfte blutig beendete.

„Arbeitermacht“ schreibt zwar: „Zwar hat sich die syrische Revolution in einen blutigen Bürgerkrieg mit entsetzlichen Gräueln entwickelt, getränkt mit dem Gift religiösen und ethnischen Streits. Dennoch ist zur Hauptsache das Assad-Regime für diese Entwicklung verantwortlich. Um sich eine soziale Basis für seinen Vernichtungskrieg gegen die aufständischen Massen und deren leicht bewaffneten Verbänden zu erhalten, hat es die Ängste vor der sunnitischen Mehrheit geschürt, die von den minderheitlichen religiösen Gemeinden gehegt werden. Ebenso hat ihre Einbeziehung von kampferprobten schiitischen Hisbollah-Kämpfern aus dem Libanon und den „Revolutionären Garden“ aus dem Iran den sektiererischen Charakter der Ba’athisten unterstrichen.“ Es stimmt sicher, dass das an und für sich (schon auf Grund seiner besonders starken Basis in religiösen Minderheiten des Landes) sekulare Regime der „Sozialistischen Partei der Arabischen Wiedergeburt“(ASBP) zum Macherhalt auch religiös-sektiererische Kräfte nutzt, aber wer sollte denn glauben, dass die – in diesem Fall sunnitischen – Islamisten einen solchen Grund bräuchten, um über das „gottlose“ Regime herzufallen(und bei dieser Gelegenheit über Christen, Druzen, Schiiten, Alawiten und als nicht sehr fromm geltende sunnitische Kurden)? Was immer man auch über die libanesische Hizbollah sagen kann – man kann ihr nicht vorwerfen, im Libanon einen religiösen Feldzug gegen Christen und Sunniten eröffnet zu haben. Ihre Position bzgl. Syriens hat, wenn überhaupt, dann nur sehr nachgeordnet etwas mit dem religiösen Charakter der wichtigsten Unterstützerbasis des Regimes zu tun, denn theologisch haben die Alawiten nicht viel mit der Zwölfer-Schia zu tun, die im Iran herrscht und zu denen auch die von der Hizbollah vertretenen libanesischen Schiiten gehören. Die Unterstützung des Irans und der von diesem wiederum auch materiell abhängigen Hizbollah für das syrische Regime ist vielmehr die Antwort auf den „Takfirismus“ eines großen Teils der syrischen Rebellion und der gegen den Iran gerichteten geostrategischen Bemühungen der Golfmonarchien im Bund mit den USA und Israel.

Kurzum: es bleibt die Tatsache bestehen, dass die „Gruppe Arbeitermacht“ am ungeschminktesten die Position jener „Linken“ formuliert, die – sei es aus selbst gewählter nachhaltiger Unkenntnis oder aus anderen keineswegs besseren Gründen – zur Waffenhilfe für islamistische Terroristen, erklärte Todfeinde jedes Klassenkampfes und folglich der Arbeiterklasse und überhaupt jeder Form von Demokratie, aufrufen. Ihr berechtigter Kampf gegen die Assad-Diktatur ist damit entwertet.