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Solidaritätsbotschaft aus Japan an die Freunde in Österreich
Liebe Freunde, die an der Protestkundgebung vor der japanischen Botschaft in Wien teilnehmen!
Ich möchte mich bei euch für eure Solidaritätsaktion im Namen des japanischen Volkes bedanken.
Angesichts solcher herzlichen und starken Solidaritätsaktionen bin ich überzeugt, dass wir die Wunden dieser Erdbebenkatastrophe und des folgenden atomaren Unfalls überwinden und die Institutionen zur Verantwortungen ziehen können: die Regierung und Finanzgesellschaften, aber zuallererst TEPCO (Tokioer Kraftwerksgesellschaft), die Gerichte, Massenmedien und Wissenschaftler, die die Kernpolitik der Regierung unterstützten und die leitenden Funktionäre der korrupten Gewerkschaften. Wir werden bis zu jenem Tag weiter kämpfen, bis wir eine grundlegende Änderung der Gesellschaft erreichen.
Der 11. März ist ein historischer Tag. Ich meine dies nicht bloß als katastrophalen Vorfall der Natur eines riesigen Erdbebens, sondern der ganzen menschlichen sozialen Geschichte, ja eine Geschichte des Klassenkampfes. Der „11. März“ hat uns gezeigt, wie die neoliberale Politik unsere Leben zerstört und die brutale Realität der gegenwärtigen Gesellschaft der ganzen Öffentlichkeit sichtbar wurde. Dies löste eine breite Widerstandsbewegung aller gesellschaftlichen Schichten aus, von Müttern, Jugendlichen, gewerkschaftlichen Facharbeiterinnen, Landwirten, Fischern bis zu KünstlerInnen, die jetzt vollständig verstanden haben, was da passiert ist
Heute trauert die japanische Bevölkerung um den Tod von 20.000 Menschen, die in dieser letzten schlimmsten Katastrophe gestorben sind. Jedoch gibt es offensichtlich zwei Arten von „Trauer“, die im Charakter sehr verschieden ist. Auf der einen Seite sind es die Menschen, die um den Verlust unschätzbarer Freunde und Verwandter trauern.
Die Anderen sind die Regierenden, die Zeremonien inszenieren. Dies ist nichts anderes als dass sie ihre Verbrechen und ihre Verantwortung sogar mit Hilfe des Kaisers verdecken. Sie rufen dem Volk zu, dass es an diesem Tag nicht kämpfen, sondern trauern sollte.
Wir rufen jedoch an diesem Tag zu wütenden Demonstrationen in ganz Japan auf, einschließlich und zuallererst in Fukushima (Kohriyama Stadt). Die Trauer des Volks in den betroffenen Regionen ist so groß und es ist bereit, in wütenden Aktionen zu explodieren gegen die schamlose Bande von Verbrechern, die versuchen, ihrer Verantwortung zu entkommen.
Die Regierung und Finanzgesellschaften zeigen keinerlei Bedauern. Unser Kampf hat gerade begonnen. Wir werden alles unternehmen, die Regierung daran zu hindern, die Atomkraftwerke wieder in Gang zu setzen. Die Regierung führt eine lügenhafte Kampagne über die „Sicherheit“ von Kernkraftwerken durch, während die Kinder Fukushimas weiter der Strahlung ausgesetzt werden. Sie verheimlicht überhaupt nicht ihre Absicht atomarer Aufrüstung. Wir müssen daher unseren Kampf gegen Atomwaffen in Solidarität mit den Militanten in Okinawa führen. (Es gibt eine große Anzahl von US-Militärstützpunkten auf Okinawa).
Unsere wichtigste Aufgabe ist es aber, eine klassenbewusste ArbeiterInnenbewegung zu schaffen! Beim Stilllegen des Fukushima Daiichi-AKWs und bei der Bedienung der Reaktoren wurde eine große Anzahl von Leiharbeitern gezwungen, sich ungeschützt der Strahlung auszusetzen. Die Regierung und das Kapital betreiben weiterhin ihre strukturelle Politik, die LohnarbeiterInnenklasse zu spalten und ArbeiterInnenleben wie Wegwerfgüter für den Profit zu gebrauchen. Den Wiederaufbau des gesellschaftlichen Lebens nach der Katastrophe benützt die Regierung dazu, die Mindestlöhne der ArbeiterInnen in den betroffenen Regionen zu kürzen und kommunale Einrichtungen wie Wasserversorgung, Straßenbau, Schulen und Bezirksämter zu privatisieren. Sie benutzen auch Menschen aus Fukushima als Versuchskaninchen , um medizinische Instrumentenfirmen und Pharmaunternehmen aus der ganzen Welt nach Japan zu holen.
Wir müssen auf diese Offensiven mit der Schaffung einer militanten ArbeiterInnenbewegung antworten. AktivistInnen von Fukushima haben damit begonnen, eine eigene Klinik für Menschen aus Fukushima zu bauen, die regierungsunabhängig ist um damit zu beginnen, die Machtverhältnisse in Japan umzukehren. Wir bitten aufrichtig um Ihre Unterstützung dieses Projekts!
Wir bewundern Ihren Mut für die Initiative in Österreich, auf der Seite des japanischen Volkes am 11. März gegen die Regierung zu protestieren, eine Regierung die versucht, unechte nationale Einheit unter dem heuchlerischen Titel „Lasst uns beten für Japan“ herzustellen, um von der Verantwortung des Staates und Kapitals abzulenken.
Wir betrachten es als dringend, jetzt die klassenorientierte ArbeiterInnenbewegung und militante StudentInnenbewegung neu zu beleben mit der Hoffnung, dass auch Sie sich in Österreich in Betrieben, Universitäten und Gemeinden unserem Kampf anschließen.
Unsere Bewegung nimmt sich vor, eine Gegenmacht zu schaffen und den Kapitalismus zu überwinden, weil in der Ära der globalen Wirtschaftskrisen- und Staatsbankrotte selbst im Zuge der ökonomischen Erholung nichts als Verzweiflung für die Bevölkerung folgt.
Wir sehen uns heute mit gemischten Gefühlen in einer Situation des Kampfes, der in einer Reihe anderer Kämpfe und Katastrophen von Hiroshima-Nagasakis, den Bikini-Atolls bis Okinawa steht. Wir bedauern die vielen Opfer, aber wir fühlen auch unsere große Verantwortung und die großen Perspektive unseres Kampfes in Japan, ein wichtiger Teil des Kampfes für eine andere Welt zu sein!
Lasst uns fortfahren, gemeinsam beharrlich und fröhlich zu kämpfen mit gegenseitigem Vertrauen bis wir erfolgreich eine andere Welt geschaffen haben. Ich bin sicher, dass wir uns schon bald irgendwo bei internationalen Treffen die Hände schütteln können.
11. März , 2012
NAZEN (Netzwerk Keine Atomkraftwerke in Japan )
Generaldirektor ODA Yosuke
Medienecho auf Pressekonferenz des Japankomitees
Am Donnerstag, 8. März, hat das “Solidaritätskomitee mit den Werktätigen in Japan” zu einer Pressekonferenz geladen. Artikel auf der Grundlage des APA-Artikels fanden sich im STANDARD und in der Wiener Zeitung. Auch ein deutsche Nachrichtenportal hat auf den Standard-Artikel verlinkt.