[col. writ. 1\10\14] © ’14 Mumia Abu-Jamal
The name, Amiri Baraka, has been known to me since my teens, when I was a member of the Black Panther Party.
His name was often linked with that of Dr. Maulana Karenga (credited with founding Kwanzaa) of the LA based US Organization, which began as competition with the LA Black Panthers for influence in Black LA, and devolved into a deadly feud between enemies, aided and abetted by the maliciousness of the FBI.
But Baraka posed an intriguing figure, for he radiated both love and rage, funneled through his poems which pulsated with revolutionary fire.
He was born in 1934 in Newark, NJ, as Everett LeRoy Jones, and become a rising star of the Beat era in the East Village of New York.
When he joined the U.S. Air Force, he found a revelation in books, while traveling in Chicago. He saw a bookstore with a green door (called the Green Door) and within he had an epiphany. In his 1984 autobiography, he wrote:
Something dawned on me, like a big light bulb over my noggin. The comic strip idea lit up my mind at that moment as I stared at the books. I suddenly understood that I didn’t know a hell of a lot about anything. What it was that seemed to me then was that learning was important. I’d never thought that before. {pp. 343-44}
That moment spurred him on to seriously read, study, and enlarge his understanding, nor for a grade, but for the simple “joy” of learning.
He gorged himself on books. On all kinds of subjects, poetry, history, statistics – and beyond.
In July 1960, he would hit another “turning point”. He went to Cuba. In his 1966 essay, “Cuba Libre”, he recounts his reaction to harsh criticism of the U.S. Empire, saying, “I’m a poet…what can I do? I write, that’s all. I’m not even interested in politics.” A Mexican poet, Jaime Shelley, responded acidly, “You want to cultivate your soul? In the ugliness you live in, you want to cultivate your soul? Well, we’ve got millions of starving people to feed, and that moves me enough to make poems out of.”
That trip radicalized him and his poetry, and spurred him on to Black cultural nationalism, revolutionary nationalism, Marxism and the building of Black community organizations.
The impacts of learning and Cuba kept him seeking the correct synthesis of revolutionary politics, to transform society.
Although lesser known, he was a music critic of considerable insight. His love of jazz was deep; even spiritual. But he also loved RnB (rhythm & blues), gospels and blues, as cultural expressions of various stages of Black life.
He also dug rap, it being, at bottom, poetry; but he condemned the corporate control over its production and distribution.
Of rap, he wrote:
That’s why Rap delighted me so and still does (even though now it’s been widely
co-opted by Uncle Bubba and the Mind Bandits) because I could see that some of
what came out of us had taken root. An open popular mass-based poetry. It arrived,
that’s why the corporations moved so swiftly to “cover” and coopt. Why the
disappeared Grand Master Flash and Afrika Bambaata, accused Prof. Griff of the
Big A-S and brought in fresh rap like Two Live Crew. Gangsta rap was also
brought in to exchange political agitation with ignorant braggadocio and thuggish
imbecility, justifying the state nigger-you annihilation program. [p.502]
Amiri Baraka and his wife, Amina, were good friends of MOVE’s Pam Africa, and spent time together when she was in Newark.
But Baraka put his best self in his poems, which revealed his with and his anger. In his 1979 poem “In the Tradition”, he has a line that said it all:
nigger music’s about all
you got, and you find it
much too hot.
Amiri Baraka was 79.
–© ‘14maj
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Liebe und Wut
Ein Nachruf auf den revolutionären Dichter Amiri Baraka
Von Mumia Abu-Jamal
Den Namen Amiri Baraka kenne ich seit meiner Teenagerzeit, als ich Mitglied der Black Panther Party (BPP) wurde. Erwähnt wurde er damals auch im Zusammenhang mit Dr. Maulana Karenga, dem Begründer der in Los Angeles ansässigen »US Organization«, die in Konkurrenz zur BPP entstanden war und innerhalb der schwarzen Bevölkerung der Stadt um Einfluß rang. Diese durch Heimtücke und gefälschte Briefe vom FBI geschürte Rivalität endete schließlich in einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen beiden Organisationen.
Baraka war eine faszinierende Persönlichkeit, weil seine Gedichte, in denen revolutionäre Inbrunst pulsierte, sowohl Liebe als auch Wut ausstrahlten. Er wurde 1934 als Everett LeRoi Jones in Newark, New Jersey, geboren und stieg später im New Yorker East Village zu einem Star der Beat-Generation auf. Schon während seines Militärdienstes bei der U.S. Air Force hatte er das Lesen von Büchern für sich entdeckt. Zu dieser Zeit stieß er in Chicago auf einen Buchladen, der sich wegen seiner grünen Eingangstür »The Green Door« nannte. Dort hatte Baraka ein Schlüsselerlebnis. In seinem 1984 veröffentlichten Werk »The Autobiography of LeRoi Jones« schrieb er: »In dem Moment, als ich auf die vielen Bücher starrte, ging mir wie in einem Comic Strip über meinem Oberstübchen eine riesige Glühbirne auf und erhellte meinen Geist. Blitzartig begriff ich, daß ich von verdammt wenig eine Ahnung hatte. Das brachte mich zu der Einsicht, daß Lernen wichtig ist. Der Gedanke war mir noch nie zuvor gekommen.«
Seit diesem Erlebnis fühlte er sich beflügelt, ernsthaft mit dem Lesen und Studieren zu beginnen und seinen Horizont zu erweitern. Es ging ihm dabei nicht um irgendeinen Abschluß, sondern um die schlichte Freude am Lernen. Er verschlang, was ihm an Büchern in die Finger kam – Lyrik, Geschichte, Statistik, einfach alles.
Im Juli 1960 war ein weiterer Wendepunkt in seinem Leben: Er besuchte Kuba. In seinem 1966 verfaßten Essay »Cuba libre« rekapituliert er seine Reaktion auf harsche Kritik aus den Reihen des US-Imperiums: »Ich bin ein Dichter… Was kann ich tun? Ich schreibe, das ist alles. Ich bin überhaupt nicht an Politik interessiert.« Danach zitiert Baraka den mexikanischen Dichterkollegen Jaime Shelley, der ihm wütend geantwortet hatte: »Du möchtest also deine Seele kultivieren? In der Häßlichkeit, in der du lebst, willst du wirklich deine Seele kultivieren? Wir haben hier Millionen hungernde Menschen zu ernähren, und das berührt mich genug, Gedichte darüber zu schreiben.«
Diese Reise radikalisierte Baraka und seine Dichtkunst. Sie spornte ihn dazu an, Vorstellungen eines schwarzen Kulturnationalismus und eines revolutionären Nationalismus zu entwickeln, sich schließlich dem Marxismus zuzuwenden und am Aufbau schwarzer Basisorganisationen mitzuwirken. Die Wirkung, die von seinen Lernerfahrungen und der Kubareise ausging, ließ ihn weiter nach der richtigen Synthese revolutionärer Politik zur Veränderung der Gesellschaft suchen.
Weniger bekannt war, daß Baraka auch zu einem nachdenklichen Musikkritiker von beachtlicher Sachkenntnis wurde. Den Jazz liebte er über alles. Aber er liebte auch Gospel und Blues als kulturellen Ausdruck der verschiedenen Phasen des schwarzen Daseins. Und natürlich hörte er gern Rap, der ja im Grunde nichts anderes ist als Poesie, verachtete jedoch die Macht der Musikkonzerne über dessen Produktion und Verbreitung.
Sein ganzes Können steckte Baraka allerdings in seine Lyrik, in der sich sein geistvoller Witz und sein heiliger Zorn offenbarten. Seinem 1980 veröffentlichten Gedicht »In the Tradition« über afroamerikanische Widerstands- und Kulturtraditionen gab er den Untertitel: »Nicht ein weißer Schatten, sondern die Schwarzen werden siegreich sein.« Die Verse sind dem Altsaxophonisten Arthur Blythe gewidmet. Gegen Ende stellt Baraka »Amerika«, dem vermeintlichen Land der Weißen, die rhetorische Frage, was denn eigentlich seine »amerikanische« Kultur sei. Darauf folgen die vielsagenden Zeilen: »Amerika / du hast doch kaum was anderes als ›Nigger‹-Musik / und findest sie ach so heiß.«
Amiri Baraka starb am 9. Januar 2014 im Alter von 79 Jahren.
Übersetzung: Jürgen Heiser