Anadolu Newsblog,11.10.2014: Bisher kaum erwähnte Proteste und Solidarität im Bezug auf Syrien/Kobane

Protestnachrichten und Solidarität mit den Völkern in Syrien und  Polizeiangriff und Festnahmen bei Kobane Protest in Sisli. 

Mitglieder des Vereins der Angehörigen politischer Gefangener TAYAD führten gestern Abend eine Protestaktion gegen das Massaker in Kobane in Istanbul Sisli durch.

Dabei wurden sie brutal von der kollaborierenden Polizei angegriffen und unter Folter festgenommen. Es wurde von rund 20 Festnahmen berichtet.

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Delegation zur Unterstützung Ezidischer Flüchtlinge in Silopi vom Militär festgenommen

Eine 7-köpfige Delegation der Volksfront hat sich am 9. Oktober mit einer Hilfslieferung auf den Weg nach Silopi gemacht, wo seit Monaten vor der IS geflüchtete ezidische Familien untergebracht werden.

Bereits zuvor hatte die Volksfront den Eziden Besuche abgestattet, um sich ein genaues Bild von den Bedürfnissen der dort lebenden Menschen zu machen und eine Liste der notwendigen Materialien anzufertigen.

Um die seit Wochen gesammelten Hilfsgüter nun der ezidischen Gemeinschaft zu übergeben, hatten sich 7 Personen auf den Weg nach Silopi gemacht.

Winterbekleidung, Schuhe, getrocknete Hülsenfrüchte, Kinderkleidung und Hygieneartikel hatte die Delegation bei sich.

In Erzincan wurde die Gruppe von der Gendarmeriekommandantur gestoppt und festgenommen.

Warum? Sie hatten „unerlaubt Hifsmittel gesammelt“. Es war also ihr Vergehen, notwendige Hilfspakete für die ezidische Bevölkerung zu sammeln.

Natürlich war es die Solidarität und die Unterstützung, die die staatlichen Sicherheitskräfte störte und vor der sie Angst haben.

Doch die Volksfront stellte eines gleich klar: Keine Repression kann unsere Solidarität mit der ezidischen Bevölkerung verhindern.

ENGİN KARA, İLHAN ÇALAKOĞLU, ÖZKAN YILMAZ, SELDA BULUT, YAKUP GÖRMEZ, BARAN EJDER, MÜRŞİT SARGUT… wurden festgenommen.

Nachdem ihrer Freilassung hielten sie (heute) um 17:00 Uhr (Ortszeit) auf dem „Cumhuriyet Platz“ (Platz der Republik) in Erzincan eine Protestkundgebung ab und

forderten die Rückgabe der beschlagnahmten Hilfsgüter.

In der Erklärung der festgenommenen Mitglieder der Volksfront hieß es: „Die Gegenstände wurden mit dem Vorwand der „rechtswidrigen Spendensammlung“ und „medizinische Materialien für die Guerilla“ zu bringen beschlagnahmt. Solidarität liegt in der Kultur Anatoliens, es ist eine Kultur der Bevölkerung. Hier wird die Solidarität der Völker verhindert. Unsere Sachen müssen uns zurückgegeben werden“.

Während der Erklärung hatte sich eine faschistische Gruppe rund um den Protest versammelt. Nach der Aktion begab sich die Delegation zum Egitim-Sen Gebäude, das von Polizisten und Zivilfaschisten umzingelt wurde. Bis vor wenigen Stunden hatten die Mitglieder der Volksfront im Gebäude darauf gewartet, dass die Polizei und die Faschisten abziehen.

Wir informieren über weitere Entwicklungen…

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Festnahmen in Canakkale

Dev-Genc’ler (Angehörige der Rev.-Jugend) wurden zum 45. Jahrestag der Jugendorganisation in Canakkale festgenommen.
Im Zentrum der Stadt Canakkale haben Mitglieder der Dev-Genc auf der Terrasse
einer MacDonalds Filiale ein Transparent geöffnet auf dem geschrieben stand „Gegrüßt sei der Widerstand in Kobane am 45. Jahrestag der Dev-Genc“.
Während die Jugendlichen mit Agitationen weitermachten, griff die Polizei brutal ein.
Es kam zu minutenlangen Rangeleien, als sich die Dev-Genc’ler der Festnahme widersetzten. Nach 15 Minuten wurden die Jugendlichen mit Handschellen auf dem Rücken ins Polizeiauto gesetzt.
Dabei riefen sie die Parolen „Folter ist Würdelosigkeit“, „Die Menschenwürde wird die Folter besiegen“, „Es lebe die Dev-Genc, es leben die Dev-Genc’ler.“

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Was sagt die Halk Cephesi Esenyurt im Bezug auf die Massaker in Kobane….
Im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen die IS und mit Protestaktionen in Istanbul erklärte die Volksfront in Esenyurt:

„Als Volksfront haben wir eine klare Position was die Massaker in Kobane betrifft.
Die von der AKP und vom Imperialismus großgezogene IS massakriert auf brutalste Weise die Bevölkerung in Kobane. Der unter dem Einsatz ihres Lebens geführte Widerstand der Völker gegen dieses Massaker ist legitim.
Falsch sind nur die Erwartungen, was die Fortsetzung dieses Widerstands mit „Hilfe“ der Imperialisten betrifft. Es sind ohnedies die Imperialisten und ihre Kollaborateure, die die IS auf die Menschen losgehen lassen, um in Syrien einfacher eingreifen zu können. In diesem Sinne sind die Imperialisten und ihre Kollaborateure für die Massaker der IS in Kobane und für jeden Tropfen Blut, der vergossen wird mitverantwortlich.
Deswegen sollte der Widerstand in Kobane nicht in der Hoffnung auf Hilfe von den Imperialisten und ihren Kollaborateuren geführt werden, sondern mit Vertrauen an die Bevölkerung und sich der die Bevölkerung zuwendend.

Was die Protestaktionen in der Türkei und insbesondere in Esenyurt betrifft:
Wir betrachten die Aktionen legitim, da der Widerstand gegen das Massaker legitim ist und eine der Kräfte die die IS genährt und gestärkt haben die AKP-Regierung ist.
Doch was die Ziele und Erwartungen angeht, ist es uns nicht möglich an Aktionen teilzunehmen, die sich auf eine Reihe von Erwartungen vom Imperialismus und von der kollaborierenden AKP-Regierung stützen.

Wir haben an der Aktion der Organisationen in der HDP-HDK in Esenyurt am 7. Oktober nicht im Namen der Volksfront teilgenommen.
Doch als die Aktion von der Polizei angegriffen wurde, haben wir uns entsprechend unserer Kultur der revolutionären Solidarität mit revolutionären-demokratischen Vereinen am Widerstand gegen den Angriff beteiligt, auch um zu zeigen, dass die Polizei nicht bequem durch das Viertel marschieren und die Menschen mit Gasbomben angreifen kann. Während des Angriffs haben wir mit den Parolen „Die Bevölkerung in Kobane ist nicht allein“, „Mörder IS, Kollaborateur AKP“ unseren politischen Standpunkt gezeigt.

Aber wegen der Vorfälle bei der Aktion und der Nachrichten und Kommentare über uns im Internet, sehen wir es notwendig einiges abzuklären:

– Als Volksfront in Esenyurt betrachten wir den Widerstand in Kobane als legitim. Aber wir finden es nicht richtig, Erwartungen an die Imperialisten und an ihre Kollaborateure zu haben.

– So sehr wir auch nicht an der Aktion beteiligt waren, die Institutionen, von denen die Aktion organisiert wurde, sind befreundete Institutionen, die wir in den Reihen der Bevölkerung sehen. Gegen den Polizeiangriff auf unsere Freunde, haben wir entsprechend unserer revolutionären Solidaritätskultur an ihrer Seite Widerstand geleistet.

– Aber während der Aktion und auch während des Widerstands gegen die Polizei ist es zu Verhaltensweisen gekommen, die sowohl von den Zielen der Aktion als auch des Widerstands abwichen und der Bevölkerung Schaden zufügten. Wir haben in unserer Geschichte keine einzige Aktion durchgeführt, die der Bevölkerung schaden könnte. So ein Verhalten könnten wir auch nicht befürworten.

– Als Volksfront in Esenyurt war unser Ziel, den Polizeiangriff und die faschistischen Organisierungen zurückzudrängen. Deshalb richtete sich auch unser Widerstand gegen die Polizei, die unseren Widerstand mit Gasbomben und Wasserwerfern attackierte, sowie gegen die (Polizeipanzer) „Akreps“ und Wasserwerfer.
Mit angezündeten oder zerstörten Autos oder Arbeitsplätzen haben wir nicht das geringste zu tun.
Wir denken, dass eine Form, die der Bevölkerung schadet, nicht nur Schatten auf die Legitimität der Aktion wirft, sondern auch dem Feind den Boden für eine Provokation bietet. ..
In den sozialen Medien werden über uns einige zutreffende und unzutreffende Nachrichten und Kommentare abgegeben. Nichts außer dem, was wir hier geschrieben haben, hat das geringste mit der Realität zu tun.

Esenyurt Halk Cephesi

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 Betreffend die Interventionen in Syrien, Kobane und im Nahen Osten…

Die USA spielt sich als Retter im Nahen Osten auf, indem sie angeblich Stellungen der IS bombardiert. Doch der seit 4 Jahren gegen Syrien geführte Krieg wird mit Hilfe von reaktionären Mörderbanden und ihrer Kollaborateure wie AKP mit abgeänderter Route – und erweiterten Angriffszielen fortgesetzt. Die US-Marionette AKP macht auch kein Geheimnis daraus, dass das eigentliche Ziel nach wie vor die Regierung von Basar Al-Assad ist. Was seit vier Jahren trotz brutalster Massaker durch reaktionäre Söldnerbanden nicht gelang, sollte nun mit einem anderen Plan umgesetzt werden – der globale Kampf gegen die große Bedrohung IS! Nicht dass die IS keine Bedrohung ist, sie wurde von denen aufgezogen, die jetzt unter diesem Vorwand die Kriegsmaschinerie erneut in Gang setzen. Niemand, und schon gar nicht die WiderstandskämpferInnen in Kobane sollten sich von den USA oder anderen westlichen Verbündeten Hilfe erwarten. Der gnadenlose Krieg gegen die Völker im Nahen Osten – ob AraberInnen, KurdInnen, TürkmenInnen, AlevitInnen, Jesiden oder Menschen anderer Nationalitäten und religiöser Minderheiten – ist ein Krieg des Imperialismus gegen die Völker für seine kapitalistischen Interessen. Deshalb sollte auch der Kampf um die befreiung und Selbstbestimmung ein vereinter Kampf aller unterdrückten Völker sein! Schluss mit der imperialistischen Barbarei im Nahen Osten! Es lebe der Widerstand der Völker in Syrien! Schluss mit dem Massaker in Kobane und in anderen Regionen Syriens! Nieder mit dem Imperialismus und mit seinen Handlangern IS und AKP! Die widerstandleistenden Völker werden siegen!