akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. Jaenner 2013; 21:45
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Asyl:
Ich wurde im Mai 2012 gewaehlt, und bis zum 3. November wurden mir
bereits 21 Leichen von Menschen uebergeben, die ertrunken sind, weil
sie versuchten, Lampedusa zu erreichen.
Das ist fuer mich unertraeglich und fuer unsere Insel ein grosser
Schmerz. Wir mussten andere Buergermeister der Provinz um Hilfe
bitten, um die letzten elf Leichen wuerdevoll zu bestatten. Wir hatten
keine Graeber mehr zur Verfuegung. Wir werden neue schaffen, aber
jetzt frage ich: Wie gross muss der Friedhof auf meiner Insel noch
werden? Ich bin ueber die Gleichgueltigkeit entruestet, die alle
angesteckt zu haben scheint; mich regt das Schweigen von Europa auf,
das gerade den Friedensnobelpreis erhalten hat, und nichts sagt,
obwohl es hier ein Massaker gibt, bei dem Menschen sterben, als sei es
ein Krieg.
Ich bin mehr und mehr davon ueberzeugt, dass die europaeische
Einwanderungspolitik diese Menschenopfer in Kauf nimmt, um die
Migrationsfluesse einzudaemmen. Vielleicht betrachtet sie sie sogar
als Abschreckung. Aber wenn fuer diese Menschen die Reise auf den
Kaehnen den letzten Funken Hoffnung bedeutet, dann meine ich, dass ihr
Tod fuer Europa eine Schande ist.
Wenn Europa aber so tut, als seien dies nur unsere Toten, dann moechte
ich fuer jeden Ertrunkenen, der mir uebergeben wird, ein offizielles
Beileidstelegramm erhalten. So als haette er eine weisse Haut, als sei
es unser Sohn, der in den Ferien ertrunken ist.
*Giusi Nicolini*
(Gekuerzt / Uebersetzung: Susanne Scholl via Favebook)
Original:
http://ildisobbedienteweb.wordpress.com/2012/11/11/lappello-di-giusi-nicolini-sindaco-di-lampedusa/