Brief an Caritas, warum sie Ende Oktober 2013 das Refugee-Camp Vienna aus dem Servitenlkloster hinauswarf. Und die Antwort der Caritas

Sehr geehrte Damen und Herren der Caritas,

am 30. Oktober 2013 mussten die Flüchtlinge, die im Dezember 2012 in der Votiv Kirche Schutz gesucht hatten und später auf Einladung von Kardinal Schönborn in das Serviten Kloster übersiedelt sind, letzteres verlassen. Die Begründung der Caritas war, dass das Kloster ab November 2013 umgebaut werden sollte, um eine Wohngemeinschaft für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge zu errichten.

Bis heute (29.05.2014) sind im Serviten Kloster keinerlei Umbauarbeiten erkennbar. Der Keller, in dem sich die Flüchtlinge aufhielten ist versperrt. Niemand scheint diesen zu nützen. Ebenso sind in den anderen Räumlichkeiten, in denen sich die Flüchtlinge aufhielten, keine  Veränderungen erkennbar.

Das Serviten Kloster war ein Zentrum der Refugeebewegung, weil es den Betroffenen die Möglichkeit bot kollektiv für ihre Interessen einzutreten. Klaus Schwertner betonte noch im Dezember 2012, dass die römisch katholische Kirche auch eine Kirche der Armen sei. Daher ist es besonders unverständlich, warum genau diesen Menschen, die unserer Solidarität bedürfen, ohne zwingenden Grund die Benutzung von Räumen verwehrt wurde, die diese dringend benötigten!

Ich fordere Sie dazu auf folgende Fragen zu beantworten

  • Warum wurden bis heute keinerlei baulichen Veränderungen im Serviten Kloster getätigt?
  • Wann gedenken Sie die angekündigte Einrichtung zur Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zu eröffnen?
  • Warum mussten die Flüchtlinge, die sich im Serviten Kloster aufhielten, das Kloster am 30.10.2013 verlassen und können dieses nun schon sieben Monate lange nicht mehr für ihre Anliegen benutzen?

Mit freundlichen Grüßen

Komitee für Demokratie & Bleiberecht


Sehr geehrter Damen und Herren!

Vielen Dank für Ihr Schreiben, auf das ich Ihnen als Leiterin des Bereichs Asyl und Integration der Caritas der Erzdiözese Wien hiermit sehr gerne antworte.

Nachdem die Caritas die Betreuung der Flüchtlinge für mehr als 300 Tage (zuerst in der Votivkirche und später im Servitenkloster) übernommen hatte, mussten die Flüchtlinge das ehemalige Kloster im Oktober des Vorjahres nach zweimaliger Verlängerung der Frist und unter der Zusage, dass gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien (FSW) für jeden einzelnen der Gruppe eine alternative Unterbringungsmöglichkeit im Rahmen der Grundversorgung gefunden wird, verlassen.

Das Angebot nach alternativen Wohnmöglichkeiten wollten die Flüchtlinge ebenso wenig annehmen wie das Angebot eines Versammlungsraums, den eine Pfarre der Erzdiözese Wien kostenfrei zur Verfügung gestellt hätte. Dass das Servitenkloster – wie Sie schreiben – ein Zentrum der Refugeebewegung war, ist richtig. Doch anders als in Ihrem Schreiben dargestellt war es das nicht nur, weil es den Betroffenen die Möglichkeit bot, für ihre Interessen einzutreten, sondern zu allererst, weil sich die Erzdiözese kurzfristig bereiterklärt hatte, die Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters zur Verfügung zu stellen. Von Beginn an wurde mehrfach betont, dass der Verbleib im Servitenkloster nur zeitlich befristet möglich ist. Die Caritas bat UnterstützerInnen und AktivistInnen sowie PolitikerInnen und Wirtschaftstreibende und andere Hilfsorganisationen mehrfach, bei der Suche nach einer alternativen gemeinsamen Bleibe behilflich zu sein. Doch eine solche Bleibe konnte weder von den UnterstützerInnen, noch von der Caritas und auch nicht von anderen AkteurInnen gefunden werden.

Der Auszug aus dem ehemaligen Kloster war schließlich notwendig, weil das Gebäude nicht winterfest war und dringende Sanierungsarbeiten anstehen. Es sind nicht nur zahlreiche Fenster undicht und große Wasserschäden sowie Schimmelbefall vorhanden, auch das Beheizen der Räume konnte nicht sichergestellt werden. Ebenso wurden schwere Schäden an Türen und im Bereich der Sanitäranlagen festgestellt. Hier Flüchtlinge im Winter unterzubringen, wäre verantwortungslos gewesen – auch vor dem Hintergrund, dass sich die Caritas seit Jahren für einheitliche Mindeststandards im Bereich der Grundversorgung einsetzt. Eine Sanierung im laufenden Betrieb war darüber hinaus aus mehreren Gründen auszuschließen – nicht zuletzt auch deshalb, weil den Flüchtlingen dauerhafte Arbeiten im Wohnumfeld auch nicht zugemutet hätten werden können.

Richtig ist, dass es bei der Sanierung des Hauses der Erzdiözese Wien zu Verzögerungen gekommen ist. Aus Sicht der Caritas ist das bedauerlich, weil wir weiter an dem Plan festhalten, im ehemaligen Kloster unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Die Caritas hat bereits im Vorjahr auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien insgesamt mehr als 60 zusätzliche Plätze für minderjährige Flüchtlinge geschaffen. Wir hoffen daher, dass eine Übersiedlung dieser Flüchtlinge rasch möglich ist.

Mit freundlichen Grüßen

Miriam Lehner

Mag.a Miriam Lehner
Leiterin Asyl und Integration
Caritas der Erzdiözese Wien – Hilfe in Not
1160 Wien, Albrechtskreithgasse 19-21
Tel.: 01-878 12-308

www.caritas-wien.at

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