Diskussion zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner 2014

Hallo,

vielleicht ist es möglich sich darauf zu einigen:

  1. Als Einzelperson bin ich für die Verbrechen, die während der Nazizeit begangen wurden nicht verantwortlich. Allerdings hat die Republik Österreich und ihre Bürger_innen eine Verantwortung im Umgang mit der Vergangenheit. Zumindest sollten aber Antifaschist_innen nicht zu lassen, dass ein Mantel des Schweigens und Vergessens über die begangenen Gräuel geworfen wird.
  2. Wenn Vertreter_innen von SPÖ und ÖVP an solchen Veranstaltungen teilnehmen hat das immer den unguten Beigeschmack von Heuchelei! Antifaschismus ist ja nicht nur eine Erinnerungshaltung sondern ein konkreter Widerstand gegen alle faschistischen Tendenzen und gegen Verhältnisse, welche diese fördern. Dabei versagen SPÖ und ÖVP nicht nur, sondern sie müssen sich auch die Frage gefallen lassen, ob sie vielleicht ein gewisses Interesse daran haben, dass nicht entschieden gegen den braunen Sud und seine Freund_innen vorgegangen, sondern Antifaschist_innen mit ihrer Duldung kriminalisiert und verfolgt werden.
  3. Geduldet  wird das ganz offensichtlich auch von der grünen Regierungsclique in Wien. Zwar schreibt Georg Prack unter dem Titel „Schlag ins Gesicht der Holocaust-Überlebenden“: „Übrig bleibt: Protest gegen den Ball der Rechtsextremen wird behindert, verhindert, kriminalisiert. Die rechtsextremen BallbesucherInnen werden von der Republik hofiert. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, Bundeskanzler Werner Faymann und Bundespräsident Heinz Fischer müssen sich die Frage gefallen lassen wie so etwas 2014 zugelassen werden kann.“ Doch heißt das ja nichts anderes als, dass die Grünen – gewohnt „realpolitisch“ – die Kriminalisierung kampflos hinnehmen und so den Faschos zeigen, dass von ihrer Seite keinerlei Gefahr droht.  Ein bisserl schimpfen gegen die bösen Sozialdemokrat_innen und die Party in der Hofburg nimmt ihren Lauf.
  4. Nicht nur wer schweigt stimmt zu, sondern auch wer nicht aktiv dagegen auftritt!

Antifaschistische Grüße

ro


 Gustl Faschang <gustl.faschang@gmx.net> schrieb am 19:39 Donnerstag, 23.Januar 2014:

  Lieber Martin,

 genau was du forderst, steht in der weiteren Erklärung im Aufruf:  „… Verantwortung, indem wir uns erinnern und dadurch Lehren für die Zukunft ziehen. Damit sich das Verbrechen, das Millionen von Menschen das Leben gekostet hat, nicht wiederholt.“ Du hättest also nur genau lesen müssen, bevor du anderen Blödheit unterstellst.

 Und die Redner_innen betreffend: Jede_r Nicht-Nazi ist nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet, sich gegen eine Wiederholung des Holocaust zu stellen, was (siehe oben) im Zentrum der Kundgebung steht, welche politischen Unterschiede es bei anderen Themen auch geben mag. Wir hatten dieselbe Diskussion vor einiger Zeit in einem anderen Zusammenhang, daher weiß ich, dass du das anders siehst und du zwischen verschiedenen Übeln nicht gewichten willst (Damals wurde der Gashahn aufgedreht, heute wird der Geldhahn abgedreht, war eine deiner Aussagen). Für mich und offenbar auch andere sind verschiedene Ansichten über Schwerpunkte eines Kulturbudgets usw. von einer ganz anderen Dimension als millionenfacher Massenmord. Und möglichst vielen das Recht abzusprechen, gegen Nazis auftreten zu dürfen, stärkt letztlich auch die Nazis.

 Mehr mag ich dazu jetzt nicht mehr schreiben, weil wir schon festgestellt haben, dass wir uns inhaltlich nicht näher kommen. Ich würde dich nur für die Zukunft um einen anderen Diskursstil und darum ersuchen, nicht jede_n, der die Dinge anders sieht als du, gleich mehr oder weniger als Idioten/in abzustempeln.

 ligrü Gustl


Gesendet: Donnerstag, 23. Januar 2014 um 13:49 Uhr
Von: „Martin Mair“ <mm@mediaweb.at>
An: anar.wien@no-racism.net
Betreff: Re: [ANAR.wien] Internat. Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner 2014

„Auch nach 69 Jahren tragen wir eine gesellschaftliche Verantwortung für das Geschehene.“

Was soll dieser Unsinn? Als Nachgeborener kann ich nur Verantwortung dafür tragen, dass sich so etwas nicht wiederholt!

Tragen die Aussender denn auch Verantwortung für die Hexenverbrennungen, die Heilige Inquisition, die Religionskriege, die Niedermetzelungen der Bauernaufstände und andere europäische Errungenschaften?

Wenn ich mir Anschau, wer das unterzeichnet hat, dann ist klar, dass das sowieso nur eine Alibiaktion der leeren Worthülsen ist.

Und dass ein autoritärer Parteisoldat wie der Mailath-Plokorny, der nach wie vor das Kulturbeeudget in erster Linie den großen Einrichtungen seiner ParteifreundInnen zuschiebt und dessen Üartei das 80 Jahre Jubiläum des Februar 1934 nun fast tot schweigt und die freie Szene verhungern lässt oder gar der Manfred Juraczka, dessen Partei vor kurzem gegen MindestsicherungsbezhieherInnen gehetzt hat (und vor 3 Jahren noch eine generelle Zwangsarbeit für MindestsicherungsbezieherInnen gefordert hatte, zeigt doch, was das für eine Heuchelei ist.

Ich bin schon gespannt, wann die ÖVP die „kollektive Verantwortung“ für den Austrofaschismus übernimmt …

Wo bleibt die Verantwortung von ÖVP und SPÖ dass endlich im Umgang mit Asylwerbern, Armen, Arbeitslosen, Invaliden, psychisch „Kranken“ usw. der Rechtsstaat eingehalten wird? Wie war das mit dem Bettelverbot, wo die erläuternden Bestimmungen des Antrag schon sehr sozialrassistisch waren? Hat da der Herr Mailath-Pokorny gar dagegen gestimmt?

Wann werden von denen die Menschenrechte, auch die sozialen, in den Verfassungsrang gehoben und einklagbar gemacht?

Diese Heuchler sollten wir beim Worte nehmen!

Kopfschüttel

Martin


ÖVP & Mindestsicherung:
http://orf.at/stories/2195452/2195449/
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130820_OTS0124/tamandl-mindestsicherung-ist-sprungbrett-keine-chill-out-zone

Am 22.01.2014 20:58, schrieb Burda Gerhard:

 Gedenkveranstaltung 27. Jänner 2014 um 17 Uhr,

Heldenplatz beim Weiheraum des äußeren Burgtors in 1010 Wien.
Jetzt Zeichen setzen! – Internationaler Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner 2014

http://www.jetztzeichensetzen.at/

Am Montag, dem 27. Jänner 2014, jährt sich die Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee zum 69. Mal. Auschwitz ist gleichsam das Synonym des massenhaften und industriellen Ermordens von JüdInnen, Roma und Sinti, Homosexuellen, politisch Andersdenkenden wie SozialdemokratInnen, KommunistInnen, ChristInnen und vieler mehr durch das nationalsozialistische Unrechts-Regime. Auch nach 69 Jahren tragen wir eine gesellschaftliche Verantwortung für das Geschehene.

Der Internationale Gedenktag an die Opfer des Holocausts am 27. Jänner ist einerseits ein Zeichen dieser kollektiven Verantwortung, indem wir uns erinnern und dadurch Lehren für die Zukunft ziehen. Damit sich das Verbrechen, das Millionen von Menschen das Leben gekostet hat, nicht wiederholt. Andererseits wollen wir Verantwortung dafür übernehmen, dass wir die Lehren aus dem Holocaust verwirklichen und wir unverbrüchlich für die Demokratie, den Rechtsstaat, die Würde des Menschen sowie die Grund- und Menschenrechte einstehen.

Es gibt keinen Grund, sich in Sicherheit zu wiegen und zu glauben, dass sich Ausgrenzung, Hass und Menschenhatz nicht wiederholen können. Der Antisemitismus-Bericht der europäischen Grundrechteagentur führt uns deutlich vor Augen, dass das Ausgrenzen, das Verfolgen und das Bedrohen von Juden und Jüdinnen in diesem Europa nicht der Vergangenheit angehören.

Zwei Drittel der Befragten aus acht EU-Mitgliedsstaaten sehen Antisemitismus als Problem innerhalb der Union an, drei Viertel geben an, dass der Antisemitismus in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat, 57% der Befragten haben im letzten Jahr die Leugnung oder Verharmlosung des Holocausts erlebt. Besonders drastisch ist die Situation für JüdInnen in unserem östlichen Nachbarland Ungarn. Angriffe gegen JüdInnen ebenso wie gegen Roma und Sinti stehen auf der Tagesordnung. Antisemitismus und Antiziganismus werden sogar auf höchster politischer Ebene geduldet und gerechtfertigt. Das nehmen wir nicht hin!

Am 27. Jänner 2014 setzen wir gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus, Menschenhass und Ausgrenzung. Wir übernehmen Verantwortung für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Wir sind laut, wenn Fremde ausgegrenzt, wenn Schwache ihrer Menschenrechte beraubt, wenn Menschen instrumentalisiert werden.

Wir laden alle herzlich ein, diesen Aufruf weiter zu verteilen und gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Am Montag, dem 27. Jänner 2014, um 17.00 Uhr am Heldenplatz beim Weiheraum des äußeren Burgtors in 1010 Wien.

RednerInnen:

Miriam Auerbach, Zeitzeugin
Rudolf Sarközi, Kulturverein österreichischer Roma, Überlebender
Andreas Mailath-Pokorny, Wiener Stadtrat für Kultur und Wissenschaft, BSA Vorsitzender, SPÖ
Manfred Juraczka, nicht amtsf. Wiener Stadtrat, Landespateiobmann ÖVP Wien
David Ellensohn, Klubobmann, Grüne Wien
Laura Schoch, Vorsitzende der Bundesjugendvertretung
Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien

Totengebet gesprochen von Paul Chaim EIsenberg, Oberrabbiner
Begrüßung und Moderation: Katharina Stemberger
Gebärdendolmetscherin: Sabine Zeller
Musikalische Begleitung: Jüdischer Chor
Heißer Tee vom Samariterbund Wien