Wieder einmal eine Diskussion zum „bedingungslosen Grundeinkommen“


1) E.Georgiev, 21.9.12
N’schuldigung, aber dass mit dem „bedingungslosen Grundeinkommen“ ist ein Schwachsinn! Man kann den Kapitalismus nicht austrixen. (Siehe Gegenstandpunktveranstaltung am 26.9.12 )
Wenn z.B. ein Grundeinkommen von 1.000 Eu eingeführt wird, ziehen diverse Preise so nach oben, dass die 1.000Eu denn die Kaufkraft von 500Eu haben werden.
Grundeinkommen beseitigt auch nicht die „Konzentration von Kapital“-Eigenschaft des Systems, das heisst .. aller Geld landet allzuletzt bei den wenigen Mächtigen.
Ohne das „Eigentum“-Problem und Zinsdruck-Eigenschaft des Geldsystems zu ersätzen – dass heisst den Kapitalismus abzuschaffen – geht nix ernsthaftes
lg
el.

P’fiat Di Gott und lebe wohl!

 E. Georgiev

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W.Friedhuber, 22.9.12
Also ich verstehe Deine Argumente gegen das BGE und habe sie auch schon wieder und wieder gehört – ich frage mich manchmal, wer gibt diese Parolen aus….?
… und: ich bin lieber „schwachsinnig“ als „grausam“.
Ich kenne Die Argument gegen das bedingungslose Grundeinkommen – und da könnte man tatsächlich eine „Schwachsinnigkeitsdebatte“ führen, was ich aber eher für kontraproduktiv halte.
Das Argument mit den steigenden Preisen ist so ein komisches Argument (das offensichtlich mit der Schwachsinnigkeit des Angesprochenen rechnet) – als ob man das Grundeinkommen nicht an einen Warenkorb koppeln könnte …
aber wie gesagt, das sind schon Details!
Prinzipiell: Aus kleinlichen verfahrenstechnischen Gründen (etwa, weil die Frage der Mindestlöhne nicht gleich mitgeklärt ist, oder weil die Frage, welche Versicherungen erhalten bleiben sollen usw.) ein bedingungsloses Grundeinkommen zu verhindern und damit 1000e der Willkür eines unmenschlichen Arbeitsmarktes samt Arbeitsamtkontrolle und und und und Entzug des Arbeitslosengeldes und und und …………..
… also mir verschlägt es die Sprache, wie man Menschen an den Rand der Existenz drängen, bzw. sie dort lassen will , nur weil es so schön ist, systemisch irgendwelche Haare in der Suppe zu finden.
Ich frage mich, ob die Gegner des BGE nicht zu Ende denken oder ob sie so zynisch sind, weil:
Wir haben ja bereits ein GE – sei es durch Pension, Arbeitslosenversicherung, Kindergeld, Steuerabschreibposten – nur bedingungslos ist es nicht (oder nur für die, die von Kapitalertrag leben).
Das einzig wirklich neuen (in unserem Sozialsystem) wäre, dass die Bedingungen für den Bezug wegfallen – dass der Einzelne ein klagbares Recht auf den Bezug hat.
Anscheinend ist der damit verbundene Verlust von Machtausübung für viele so bedrohlich, dass massive dagegen polemisiert wird.
Die Fakten, dass ein gewisses Grundeinkommen (leider in unzureichender Höhe) ja schon da ist, überspielt man für gewöhnlich – sonst könnte man das blöde Argument von der Unfinanzierbarkeit ja nicht bringen – da muss man ja so tun, als wäre die Bezahlung dann zusätzlich zu leisten.
Nein! Es geht im Kern eigentlich um 2 Dinge:
1.) Den Bezug von Einkommen in lebenswerter Höhe
2.) Dass dieser Bezug bedingungslos ist (oder als einzige Bedingung eine Aufenthaltsbescheinigung oder so hat)
Also: Ein Grundrecht auf lebenswerte Existenzsicherung!
… alle anderen Alternativen haben eines gemeinsam: Sie sind menschenverachtend, weil sie immer einigen Randgruppen die Existenz absprechen – so wie aktuell, wenn ein Arbeitsmarktbeamter (Vertragsbediensteter) bei arbeitsunwilligkeit einer „Klientin“ oder eines „Klienten“ die Arbeitslose streicht – von was sollen die Betroffenen dann leben.
Oder, wenn das Arbeitsamt praktisch die Lebensgestaltung der „Klientinnen“ und „Klienten“ erzwingt (Anwesenheit, Reisebeschränkung, Verbot von Studium, Kontrolltermine usw.).
El, Du weißt sehr genau, wovon ich spreche. Darum wundert es mich, dass Du Auswege aus diesen Arbeitszwangsystem (bei fehlenden Arbeitsplätzen) als „schwachsinnig“ bezeichnest.
Aber wie eingangs gesagt: Ich bin gerne schwachsinnig, wenn die Alternative Grausamkeit heißt …
… und: würde die EU in Griechenland oder Spanien ihre Mrd. € in ein Grundeinkommen der Bürger investieren – wäre den Menschen und dem Land wirklich geholfen ..
… aber lieber geben wir den Zaster den Banken und lasse die Menschen verhungern – es könnte ja sein, dass sonst die Milch teurer wird  Zum Glück gibt es gerade bei den linken Kräften genug Systemdenker, die diese Gefahr rechtzeitig sehen und so was gefährliches wie GE verhindern.
Denn solange wir das GE nicht haben, haben wir dank Bankenmilliarden eine stabile Währung und keine Preissteigerungen  (sagt ja auch der Novotny – und der muss es ja wissen)
Wolfgang
PS.: an ein paar Stellen konnte ich meinen Zynismus nicht bremsen – entschuldigt bitte – ich arbeite daran …..
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Sent: Tuesday, September 25, 2012 8:10 PM
Subject: WG: Re: Grundeinkommen – WG: Veranstaltungen
Anderswie formuliert … entweder wir beseitigen den Kapitalismus, oder er beseitig uns.
Triks wie „Grundeinkommen“ helfen dabei überhaupt nicht.
Nur !! wer sind WIR??? 85% der ÜBERBEVÖLKERTE Menschen sind dumm
Ich sage es ungern, zumal ich auch verdammte ANgst vor der Zukunft habe
P’fiat Di Gott und lebe wohl!
 E. Georgiev
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„Lernen – ohne zu denken – ist sinnlos;  Denken – ohne zu wissen – ist gefährlich.“

Meister Konfuzius

 Zum Glück gibt es Österreich
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W.Friedhuber, 26.9.12

Ich wiederspreche Dir da voll!

Aus meiner Sicht ist die Existenzberechtigung der LINKEn als politische Strömung NUR dadurch gegeben, dass wir aufzeigen, dass es eine menschenwürdige Existenzmöglichkeit für Alle gibt. Die Überwindung des Kapitalismus (oder generell der ökonomischen Wertebasis als Lebensmaßstab) ist dabei eine Grundvoraussetzung.
Grundeinkommen ist ein Schritt, hier durch Gleichstellung der unteren Schichten den Kapitalismus als individuelle Bereicherungsform zu relativieren. Mir ist natürlich bewusst, dass viele Linke Kreise gerade auf die Schichtung der Bevölkerung setzen und durch eine Revolution (meist blutig) die Kapitalisten entfernen wollen.
Nun: Das hat die Inquisition schon bewiesen, dass man durch Abschlachtung des Bösen das Böse nicht aus der Welt bekommt – im Gegenteil: man wird selber Böse.
Die Überbevölkerung selbst ist eine Definition! Eine Definition, die auf Großgrundinteressen basiert. Große Teile der Welt sind kaum besiedelt – und ich meinen nicht nur die Pole!
Die menschenwürdige Nutzung des (riesigen!) Planeten scheitert eben auch am kapitalistischen Besitzrecht.
Ja – es sind soviele Menschen, dass nicht alle in einem Einfamilienhaus leben können – aber dafür hat man schon vor 10000 Jahre Städte erfunden!
Jetzt haben wir Technologie, Baumöglichkeiten von Hochhäusern, Tiefkellern, Licht, Kühlgeräte – kurz wir hätten die Möglichkeit die Wüsten zu begrünen! (Kommunismus + Elektrizität nicht: Sowjetmacht + Elektrizität! – die Macht gehört weg!)
Angst vor der Zukunft müssten wir nur haben, wenn es uns nicht gelingt DIESEN Kapitalismus friedlich zu überwinden – denn dieser Kapitalismus konzentriert alle Möglichkeiten auf einige Wenige und steckt alle Ressourcen in Rüstung und Restriktionsmaßnahmen um die Ungleichheit aufrecht zu erhalten.
EIN Grund, warum Gadaffi weg musste (ich bin kein Gadaffi Fan – aber seine Ideen für Afrika gingen in die richtige Richtung; ich sehe übrigens da eine Parallele mit dem „Heiligen Experiment“ der Jesuiten in Südamerika, das damals von Spanien und der Kirche auch rasch abgedreht wurde, nachdem es zu funktionieren begann).
… also – bevor ich mich in Parallelitäten und andern in sich wiederum konfliktbehafteten Themen verliere möchte ich lieber summarisch schließen:
Das BGE in lebenswerter Höhe ist die Grundlage zur Überwindung des kapitalistischen Herrschaftsprinzip
und es ist ein Schritt der Gerechtigkeit, da die, die sich die Besitztümer zu ihrer privaten Nutzung angeeignet haben, an die, denen der Fruchtgenuss dadurch entzogen wurde, wenigstens eine Abschlagzahlung zu leisten haben!
Wolfgang