Heute, am 17. Juni, wäre Ernst Wimmer 90 Jahre alt geworden. Geboren am 17. Juni 1924 in Niederösterreich und aus einer bürgerlichen Familie kommend, schloss er sich im Jahr 1947 der KPÖ an. Schon als Jugendlicher im Kampf gegen die Nazis aktiv arbeitete er als Journalist in Zeitungen und Zeitschriften der KPÖ und war Redakteur der Volksstimme.
Von Beginn der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts bis 1990 waren seine Beiträge und sein e Funktion als Mitglied des Politbüros entscheidend für das politisch-ideologische Profil der KPÖ. Er hatte große Verdienste in der Intellektuellenarbeit der Partei, bei der Unterstützung des Kommunistischen Studentenverbandes und in der Friedensarbeit der Partei in den Achtzigerjahren.
Der leidenschaftliche Propagandist der Ideen von Marx und Engels war hauptverantwortlich für das Parteiprogramm „Sozialismus in Österreichs Farben“ und für die 1987 veröffentlichte Parteigeschichte.
Seine vielfältigen Arbeiten, die Themen wie die Auseinandersetzung mit dem Austromarxismus, mit der einseitigen Gramsci-Rezeption durch Teile der Linken und auch Fragen der antimonopolistischen Orientierung umfassten, sind heute noch wert, einer kritischen Lektüre unterzogen zu werden.
In seinen letzten Aufsätzen in der Zeitschrift „Weg und Ziel“, die er fast bis an sein Lebensende leitete, versuchte er, Rechenschaft über die Ursachen des Untergangs des Realsozialismus in Osteuropa abzulegen. Er sah damals die Zukunft der Partei unter anderem in der „Entwicklung unseres Selbstbewusstseins, durch eingreifende Politik, durch selbstbestimmte Tätigkeit, durch umsichtige Interessensvertretung“, wie er am 28. Parteitag der KPÖ in Graz betonte, der von Ernest Kaltenegger eröffnet worden war.
Ernst Wimmer erlag am 27. Oktober 1991 in Wien den Folgen einer Krebserkrankung.
Im Jahr1990 sagte er auf dem 27. Parteitag der KPÖ: „Wenn man die alte Frage nach dem Wesen der Partei von neuem stellt, sollte man nicht verdrängen: Die Krise wurde unvermeidlich, als unvereinbare Haltungen aufeinanderprallten. Die eine, dass man auf gewohnte Weise weitermachen könne, dass irgendeine objektive Wende einen Aufschwung bringen werde; und die entgegengesetzte, dass völliger Bruch mit der eigenen Geschichte, die Selbstverleugnung helfen, andere gnädiger stimmen könnte“. (Protokoll des 27. Parteitages der KPÖ, S. 88).
Und 1991 stellte er fest: „Die Annahme, Widersprüche in der Gesellschaft, in der Partei, in der Bewegung administrativ, personalpolitisch, einfach überlisten oder überdecken zu können, war ein verhängnisvoller Fehler der Vergangenheit. Auf diesem Weg ist keine Erneuerung der Partei zu erreichen… Nur wenn wir den Mut zur Akzeptanz verschiedener Standpunkte aufbringen und diese Verschiedenheit als Widerspruch für die Weiterentwicklung austragen und nützen.“ “(Protokoll des 28. Parteitages der KPÖ S.80 )
Franz Stephan Parteder