Datum: Dienstag, 27. Dezember 2011 22:55
Hallo,
am 7. Dezember war es soweit: die Staatsanwaltschaft von Philadelphia gab offiziell bekannt, was vielen schon längst deutlich war: sie haben keine Möglichkeit, mit einem Jury Verfahren die Schuld Mumia Abu-Jamals zu beweisen und damit die Todesstrafe gegen ihn durchzusetzen. Die Meldung von der endgültigen Aussetzung der Todesstrafe verbreitete sich in Minuten um die Welt ( z.B. in der Tagesschau http://www.tagesschau.de/multimedia/video/sendungsbeitrag144814_res-.html ). Große Erleichterung und gleichzeitig das Gefühl des Erfolges stellten sich bei allen ein, die (z.T. schon seit vielen Jahren) für das Leben von Mumia Abu-Jamal gekämpft haben. Die Verhinderung der Hinrichtung ist das Ergebnis der Arbeit Tausender von Menschen über ganz viele Jahre hinweg. Es ist klar, worum es jetzt geht: Mumia endlich aus dem Gefängnis zu holen.
Mumia selbst fasste seine neue Lage in nur einem Satz zusammen, als er sich am 9.12.2011 telefonisch von über 1000 Unterstützer_innen auf einer Versammlung in Philadelphia verabschiedete: „From slow death row – this is Mumia Abu-Jamal.“ (zu deutsch: aus der langsamen Todeszelle – hier spricht Mumia Abu-Jamal)
Am 10. Dezember wurde Mumia in das SCI Mahanoy Gefängnis in Pennsylvania verlegt. Er verbrachte die Feiertage dort in sogenannter Administrativhaft. Er unterliegt derzeit erschwerten Einzelhaftbedingungen und Kontaktbeschränkungen. Laut Auskunft des zuständigen Beamten für „Offenders Contacts“ – Mr. Miller – wird Mumia „in naher Zukunft“ in den Normalvollzug verlegt. Wie seine Haftbedingungen dort genau aussehen werden, wollte Mr. Miller jedoch nicht sagen. Nach den unverhohlenen Drohungen der Fraternal Order of Police (FOP) und Maureen Faulkners ist es derzeit wichtig, den Behörden deutlich zu machen, das die Weltöffentlichkeit weiß, dass der Gefangene in ihrer Obhut ist. Mumia hätte nicht einen einzigen Tag in der Isolation des Todestraktes verbringen dürfen – das ist nun rechtskräftig bestätigt. Zwar erschließt sich die Logik der US Justiz fast niemandem, warum er nun weiterhin inhaftiert werden soll, aber ihm stehen definitiv Besuche ohne Trennscheibe, schnellerer Postzugang und Umschluß mit anderen Gefangenen zu.
Das SCI Mahanoy muss jetzt für Mumias Sicherheit bürgen und ihm alle Lebensbedingungen ermöglichen, die ihm nach der Gesetzeslage zustehen. Schreibt Mumia und zeigt den Behörden damit gleichzeitig, dass ihr sie beobachtet:
Mumia Abu-Jamal #AM8335 SCI Mahanoy 301 Morea Road Frackville, PA 17932 USA
Genauso, wie die weltweite Bewegung durch Beharrlichkeit die Hinrichtung von Mumia verhindert hat, wird sie nun auch vorgehen, um endlich seine Freilassung durchzusetzen. Der politische Preis für das weitere Einsperren des afro-amerikanischen Journalisten kann erhöht werden: waren es in den letzte Jahren die immer häufiger werdenden Bilder von Protesten gegen Hinrichtungen, können wir nun den Fokus auf die praktizierte Sklaverei in der Gefängnisindustrie und die brutale Unterdrückung von politischem Dissent in den USA ausweiten. Die erfolgreiche Verhinderung von Mumias Hinrichtung ist der Beweis, dass organisiertes Handeln auch gegen die allmächtig erscheinende und selbstherrliche Justiz in den USA Erfolg haben kann. Mumia selbst hat neben der Todesstrafe immer auch die moderne Sklaverei in Form der Gefängnisindustrie sowie die politische Repression ins öffentliche Bewusstsein gebracht – greifen wir es auf!
Allen Aktivist_innen ist natürlich deutlich, dass wir uns auch weiterhin vehement für die generelle Abschaffung der Todesstrafe einsetzen werden – kein Staat hat das Recht, Gefangene zu ermorden!
In diesem Zusammenhang möchten wir auf die neue Plakatserie zu genau diesen Themen hinweisen: http://www.freiheit-fuer-mumia.de/material.htm Sie kann über die Kontaktrubrik der Webseite gegen eine Portospende bestellt werden.
Derzeit bereiten Unterstützer_innen von Mumia Abu-Jamal und Anti-Todesstrafen-Aktivist_innen bundesweit „Berlins längstes Transparent der Welt“ vor, um im kommenden Frühjahr damit die Freilassung von Mumia Abu-Jamal zu fordern. Alle bemalen und/oder beschreiben ein Stück Stoff: 50 x 50 cm. Wer daran teilnehmen möchte, melde sich per e-mail bei kontakt@freiheit-fuer-mumia.de für weitere Infos.
Es gibt inzwischen unzählige Berichte über Veranstaltungen an Mumias 30. Haftjahrestag – dem 9. Dezember 2011. Allein in Philadelphia versammelten sich über 1000 Menschen. Davon sind sehr beeindruckende Bilder und Videos auf der Webseite des New Yorker Free Mumia Bündnisses zu sehen: http://www.freemumia.com/?p=627
Seit Oktober 2011 läuft nun bereits eine bundesweite Freilassungskampagne für Mumia Abu-Jamal. Der nächste Höhepunkt wird am 14. Januar auf der Berliner Rosa-Luxemburg-Konferenz stattfinden, wenn Mumia selbst und Johanna Fernandez (Sprecherin der Verteidigung) dort reden werden. Derzeit werden öffentliche Aktionen für Februar, März und April 2012 vorbereitet. Schaut bitte ab und an auf http://www.freiheit-fuer-mumia.de/ oder der Mumia-Hörbuchseite für aktuelle Ankündigungen vorbei.
Die Verteidigung von Mumia Abu-Jamal plant noch 2012, einen Antrag auf ein neues Verfahren einzubringen. Da klar ist, dass Mumias Verfahren von Tag eins an ein politisches war, braucht die Verteidigung hier Unterstützung. Zum einen finanziell – http://www.freiheit-fuer-mumia.de/spenden.htm – und zum anderen natürlich durch öffentlichen Druck. Lasst uns alle unsere Energie bündeln, um den Behörden in Pennsylvanias Justiz zu zeigen: No Justice – No Peace!
Nehmt 2012 an den Aktionen teil – verbreitet selbst Informationen weiter – organisiert Veranstaltungen – zeigt die vorhandenen Filme FREE MUMIA! mit solidarischen Grüßen