Hilferuf aus größter Not – Verbreitet von den « illegalen Flüchtlinge aus Marokko »

Marokko, 19.02.2014

Appell an alle Verantwortlichen von Nichregierungsorganisationen weltweit

Wir, Migranten aus Subsahara Afrika die in Marokko leben, sind die Unterzeichnenden dieses offenen Briefes. Wir ergreifen das Wort, um euch teilhaben zu lassen an unseren inhumanen Lebensbedingungen und den Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind. Besonders diejenigen, die in der Nähe der Grenze zwischen Casiago (Marokko) und Ceuta (Spanien) leben.

Wenn wir heute entschieden haben, uns Gehör zu verschaffen dann ist es deshalb, weil unsere Tränen die letzten sechs Monaten nicht aufhören zu fließen.

In Marokko erleben wir jeden Tag eine Gewalt, die bis zum Tode führen kann sowie die Repression der staatlichen Autoritäten. Es ist uns wichtig, diese Gewalt vor der ganzen Welt zu denunzieren.

In den Wäldern werden wir jeden Tag von Polizeikräften besucht, die uns mit Steinen und Gummiknüppeln verjagen, nicht ohne uns dabei mit rassistischen und demütigenden Äußerungen zu beschimpfen. Sie zerstören unsere für das Überleben im Wald notwendigen Dinge wie Zelte, Matrazen und Decken. Diese Gewalt endet meistens mit vielen verletzten Freunden, die sich im Wald nicht behandeln lassen können, noch viel weniger allerdings im Krankenhaus.

Am 6. Febuar haben wir uns auf der marokkanischen Seite versammelt, um zu Fuss das Wasser zu überqueren, dass Marokko von Spanien trennt. Bei unserer Ankunft wurden wir von marokkanischen Polizeikräften und Teilen der Bevölkerung angegriffen.

Als wir in der neutralen Zone im Wasser ankamen, die die marokkanische Stadt Casiago von Ceuta trennt, begann die spanische Guardia Civil mit verschiedenen Waffen (Gummigeschossen, Tränengas) auf uns zu schießen.  Und selbst die Rettungsboote, die uns eigentlich helfen sollten, drückten uns nach unten, unter Wasser. Von mehr als 200 Personen, die versuchten, durch das Meer nach Ceuta zu gelangen, sind mindestens 50 immer noch vermisst und neun (1) haben vor unseren Augen das Leben verloren, darunter ein Jugendlicher von 18 Jahren.

Wir haben die ganze Szene mit unseren Handys gefilmt um Beweise zu haben. Aber unglücklicherweise wurden uns die Telefone von den marokkanischen Autoritäten abgenommen, daher haben die Medien keine Beweise für die Wahrheit unserer Geschichte.

Nach diesem Bericht, sehr geehrte Verantwortliche von Nichregierungsorganisationen weltweit, sagen Sie uns :

Migrant aus Subsahara Afrika zu sein bedeutet also :

          keine Rechte zu haben ?

          keinen Platz in dieser Welt zu haben ?

Für alle unseren verschwundenen Freunde wurde von den Überlebenden dieser Tragödie am Freitag den 13. Februar eine Trauerfeier organisiert.

Wir wenden uns an euch, damit es Gerechtigkeit auf dieser Erde geben möge. Mit Tränen in den Augen bitten wir euch, uns mit allen erdenklichen Mitteln zur Hilfe zu kommen.

« Es gibt keine Welt ohne Migration »

« Ein besseres Leben ist möglich « 

Unterzeichnende : Keita Thierry, Kamerun, Vken Ndjoumek, Kamerun, Bekoutou Fanjou, Kamerun, Goningay Prince, Zentralafrikanische Republik, Ngan Sop Sebastien, Kamerun

boza.walid@gmail.com Telefon: 00212 635 48 84 22 

 

(1)Anmerkung der Übersetzerin : Nach bisherigem Stand gibt es mindestens 15 Tote