29.06.2013: Asylbewerber im Hungerstreik in München Vermittlungsversuch gescheitert
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Fünfte Presserklärung der Hungerstreikenden der Asylsuchenden in München
Wenn unsere Körper zu unseren Waffen werden
Aktuell !!!
Heute ist der 7. Tag des generellen Hungerstreiks und gleichzeitig der 4. Tag des trockenen Hungerstreiks. Bis jetzt sind 21 von uns kollabiert und wurden zwischenzeitlich ins Krankenhaus gebracht, während die Regierung zahlreiche Versuche unternimmt, diesen Protest ohne jegliche Gegenleistung zu stoppen, anstatt Verantwortung zu übernehmen und eine Lösung zu finden.
Letzte Nacht gegen 23:00 Uhr wurde unser Vermittler von den Behörden zu einem anderen Ort bestellt, um ihm ein neu aufgebautes medizinisches Zelt zu präsentieren. An dem Ort, zu dem sie ihn führten, stand jedoch kein Zelt dort, sondern es fand nun ein unangekündigtes Treffen statt, in dem immenser Druck aufgebaut wurde, um immer weitere Schwierigkeiten zu erzeugen und uns von unserem Kampf aufzuhalten.
Dies ist unsere letzte Nachricht
Heute, am Freitag den 28. Juni, verkündet die erste Gruppe der Asylsuchenden im trockenen Hungerstreik, bei vollem physischen und psychischen Bewusstsein, dass sie keinen Schritt zurückweichen werden, bis ihre Vorderung erfüllt ist, und bis zu diesem Zeitpunkt weisen sie jede Behandlung von Ärzt_innen zurück!
Die deutsche Regierung muss erkennen, dass politische Spiele vorüber sind und dass es nur zwei Einbahn-Straßen zu beschreiten gibt: Entweder die Erfüllung der exakte Forderung der hungerstreikenden Asylsuchenden oder Bobby Sandes und Holger Meins auf den Straßen Münchens!
Die hungerstreikenden Asylsuchenden in München
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Fifth Press Release of the hunger striking Asylum seekers in Munich (En, De)
When our bodies become our weapons
Today is the 7th day of our general hunger strike and in the same time it is the 4th day of our dry hunger strike.
Till now 21 of us did collapse and got transferred to the hospital, meanwhile all the attempts of the government to stop the protest without any achievement instead of taking responsibility and finding a solution.
Last night at 11 p.m. authorities took our messenger to another place to show him the new place of medical tent, but when he got there, there was no any tent, it was a not announced meeting with so much pressure, to bring more difficulties for us and to stop us from our struggle.
This is our last message
Today on Friday 28th of June, the first group of the dry hungerstrikinig asylum seekers with having full physical and political conciousness are announcing they will not take any step back until they get their demand, and until that moment they don’t want to see any doctor!
German government has to know that playing political games is over and there are just two one way streets: First fulfilling the exact demand of dry hungerstriking asylum seekers!
or the second is having Bobby Sandes and Holger Meins on Munich streets.
Die hungerstreikenden Asylsuchenden in München
Contact:
Email: media.refugeeprotest@gmail.com
Phone: Omid Moradian (deutsch): 0152 33706273
Internet: www.refugeetentaction.net
Facebook: https://www.facebook.com/Refugeemarch?ref=hl
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Vierte Pressemitteilung der hungerstreikenden Asylsuchenden in München
Das gestrige Gespräch mit Vertreter_innen aus der Politik führte zu keinem Ergebnis. Daher werden wir weiterhin das Wasser verwehren, bis unsere Forderung nach Anerkennung aller im Sinne des Artikels 16 a GG erfüllt ist. Da die Zeit lebensgefährlich knapp wird und von politischer Seite immer noch keine Annäherung kam, treten ab heute Unterstützer_innen mit gesichertem Aufenthaltsstatus in einen zusätzlichen Hungerstreik.
Nach dem Treffen, das gestern zwischen einem Delegierten der hungerstreikenden Asylsuchenden und Vertreter_innen des Sozial- und des Innenministeriums, des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie der Regierung von Oberbayern in der Nähe des Rindermarkts stattfand, endete ohne ein Ergebnis. Während des Treffens wie auch danach kollabierten 16 durststreikende Asylsuchende und wurden ins Krankenhaus gebracht. In einer sehr einseitig geprägten Atmosphäre war die Struktur zwischen Macht und Unterdrückten klar zu sehen. In dieser Sitzung, die etwa anderthalb Stunden dauerte, wurde nicht ein einziger Schritt auf die von unserem Delegierten vorgebrachte Forderung zugegangen, obwohl sogar die Einladung zu diesem Treffen von staatlicher Seite kam.
Sehr auffällig war die Tatsache, dass die Politiker_innen offensichtlich erst während der Sitzung erfuhren, welche exakte Forderung wir erheben, obwohl diese bereits in unseren ersten beiden Pressemitteilungen klar benannt wurde. Dieser Mangel an Information zeigt deutlich, dass es keinerlei Bedürfnis von politischer Seite gab, die Forderung der Hungerstreikenden in Betracht zu ziehen, und dass stattdessen allein versucht wurde, den Hungerstreik zu brechen. Eine Routine, die bisher mehrmals „erfolgreich“ durchgeführt wurde. Dieses mal, aufgrund des Vergehens der Streikenden, die ihnen entzogenen Rechte zurückzufordern und eine Marginalisierung zu vermeiden, entschieden sich die politischen Vertreter_innen dazu, ein Zelt mit technischen Hilfsmitteln anzubieten und zu versprechen, alle Asylfälle zu prüfen und in zwei Wochen darüber zu entscheiden. Allerding bleibt dies wie üblich ohne jede Garantie der Anerkennung: In den letzten Jahren bzw. zu Beginn dieses Jahres lag die Anerkennungsquote bundesweit bei 1,3 Prozent. Daher weisen wir dieses Angebot entschieden zurück, da es in keiner Weise unserer Forderung entgegen kommt.
Zwei von der bayerischen Sozialministerin Haderthauer veröffentlichte Pressemitteilungen bedürfen außerdem einer expliziten Entgegnung unsererseits: In der ersten der beiden Mitteilungen macht bereits der Titel („Sozialministerin Haderthauer: ‚Rot und Grün führen Asylbewerber in die Irre!‘ – Hungerstreik der Asylbewerber in München“) deutlich, dass sie in erster Linie dem Wahlkampf dienen soll anstatt auf unsere Forderung einzugehen. Darüber hinaus erklärt Haderthauer, dass Verhandlungen zwischen Vertreter_innen aus Politik und von Seiten der Hungerstreikenden bisher stets erfolgreich waren. Tatsächlich waren diese Verhandlungen erfolgreich, jedoch stets allein im Sinne der Politik: den Hungerstreik zu brechen. Veränderungen haben in keinem Fall stattgefunden. In ihrer zweiten Pressemitteilung spricht Frau Haderthauer außerdem davon, dass wir in einem Rechtsstaat lebten, „wo man sich nicht durch Hungerstreiks eine Vorzugsbehandlung erzwingen kann“. Wir können auf diese Aussage nur fragen: eine Bevorzugung vor wem? Wir, die Asylsuchenden, die sich im trockenen Hungerstreik befinden, und zwar vor dem Hintergrund, dass wir uns auf der untersten von diesem „Rechtsstaat“ festgelegten Ebene befinden, definieren uns innerhalb dieser Situation als Asylsuchende. Daher lässt sich unsere Forderung nach Anerkennung unter keinen Umständen auf Privatinteressen reduzieren und eine Bevorzugung vor anderen ist vor dem genannten Hintergrund schlicht nicht möglich.
Bezüglich der Situation vor Ort erscheint es erneut notwendig zu betonen, dass die schwangere Frau, die ebenfalls an diesem Protest teilnimmt, sich nicht im Hungerstreik befindet, genauso wenig wie alle anwesenden Kinder!
Alle anderen unserer Mitstreiter_innen befinden sich nun im dritten Tag des trockenen Hungerstreiks, allein gestern sind bereits 16 unter uns kollabiert. Dennoch werden wir das Wasser weiterhin verweigern, bis wir alle die Anerkennung erster Klasse, nach Artikel 16 a GG, erhalten!
Da trotz dieser gefährlichen Situation von politischer Seite bisher keine Annäherung an diese Forderung zu erkennen ist, hat sich eine Gruppe von Unterstützer_innen, allesamt mit gesichertem Status in Deutschland, nun dazu entschieden, aus Solidarität mit uns ebenfalls ab heute in den Hungerstreik zu treten!
Die Hungerstreikenden Asylsuchenden in München
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Dritte Pressemitteilung der hungerstreikenden Asylsuchenden in München
55 Personen befinden sich aktuell im trockenen Hungerstreik (Durststreik). Eine schwangere Frau und drei Kinder befinden sich vor Ort, jedoch nicht im Hungerstreik. Vier durststreikende Personen sind seit gestern bereits kollabiert. Seit 13:00 Uhr findet ein Treffen mit Vertreter_innen aus der Politik und einem Delegierten der streikenden Asylsuchenden statt. Wir werden uns jedoch nicht auf eine Verhandlung einlassen.
Seit Samstag befinden wir uns im Hungerstreik und heute ist der zweite Tag des trockenen Hungerstreiks. Der zweite Tag also, an dem wir weder Essen noch Flüssigkeit zu uns nehmen. Rund 60 Asylsuchende beteiligen sich vor Ort am Protest, davon befinden sich 55 Personen im trockenen Hungerstreik. Auch eine schwangere Frau und drei Kinder sind vor Ort, sie befinden sich jedoch nicht im Hungerstreik.
Seit gestern mussten bereits vier Personen ins Krankenhaus gebracht werden: Safi Muhammad wurde heute in den frühen Morgenstunden ins Krankenhaus gebracht, befindet sich inzwischen jedoch wieder am Protestort. Heute Mittag wurde Jamal Hussein ins Krankenhaus gebracht, weil er nicht mehr ansprechbar war. Um 14:30 Uhr kollabierte nun die vierte Person, Naeem Muhammad, und wurde nun ebenfalls ins Krankenhaus gebracht. Quasem Muradi, der bereits gestern das Bewusstsein verlor, befindet sich weiterhin auf der Intensivstation.
Seit 13:00 Uhr findet heute ein Treffen zwischen Vertreter_innen der bayerischen Regierung, des BAMF, des Bayerischen Innenministeriums und des Sozialministeriums mit einem von uns bestimmten Delegierten statt. Zur selben Zeit, in der laufend Protestierende unter uns kollabieren, will Frau Haderthauer eine Verhandlung über eine Forderung beginnen, die nicht verhandelbar ist, und nimmt uns somit lebenswichtige Zeit. Unser Delegierter wird unsere gemeinsame Haltung gegenüber dieser Reaktion den Politiker_innen bei dem Treffen übergeben. Von politischer Seite ist anschließend für 16:00 Uhr eine Pressekonferenz vor Ort angesetzt, in der die Ergebnisse des Treffens vorgestellt werden.
Die Inhalte der Pressemitteilungen von Frau Haderthauer sprechen für sich: Anstatt sie den Durststreikenden und deren zentraler Forderung zu widmen, geht sie auf Auseinandersetzungen mit anderen Parteien im Rahmen des aktuellen Wahlkampfes ein. Zur selben Zeit kollabieren nacheinander unsere Mitstreiterinnen und Mitstreiter und die Lebensgefahr für uns alle wächst mit jeder Minute.
Die hungerstreikenden Asylsuchenden in München
Auf unserer Webseite werden demnächst aktuelle Fotos erscheinen.
Kontakt:
Email: media.refugeeprotest@gmail.com
Telefon: Omid Moradian (deutsch): 0152 33706273
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Zweite Erklärung der hungerstreikenden Asylsuchenden am Rindermarkt in München
Wir, die hungerstreikenden Asylsuchenden in München, kündigen nach drei Tagen Bedenkzeit, die wir der Regierung gegeben haben um unsere Forderungen umzusetzen, Folgendes an:
Dieser Kampf begann am 19. März 2012 und verbreitete sich in ganz Deutschland nach vier Monaten des Widerstands. Im September wurde er zu einer große “Bewegung der Geflüchteten” und überschritt sogar geographische Grenzen. Die Stimme der Asylsuchenden umfasste ganz Europa stärker denn je und die Straßen wurden zu Orten des Kampfes in Österreich, den Niederlanden und Frankreich.
Nach mehr als einem Jahr dieses Widerstands, der Analyse seiner Hochs und Tiefs und einem Austausch von Ideen und Erfahrungen mit unseren Genoss_innen auf den Straßen Europas, wurde die politische Theorie der “Subjektivität” und “Warum wir Geflüchtete sind” unter dem Titel “soziale Ungleichheit zwischen der citizen und non-citizen Position” entwickelt und auf dem ersten ‚Refugee Struggle Congress‘ vorgestellt.
Heute glauben wir, dass das Recht unter gleichen Bedingungen zu Leben, welche Gemeinwohl und Sicherheit in einer gewöhnlichen Definition umfassen, ein sehr grundlegendes Recht aller non-citizens ist. Es gibt kein Wort mehr dazu zu sagen und keine Möglichkeit es weiter zu verlieren.
Wir, die non-citizens, werden heute, am 25. Juni, um die Bestimmung über unser Leben durch die höchste Stufe der Anerkennung des Asyls zu bekommen, in vollem Bewusstsein, Gesundheit und politischer Erkenntnis, in den “trockenen Hungerstreik” treten. Wir wissen die in Politik und Verwaltung am höchsten gestellten Personen verantwortlich über unsere Leben.
Die hungerstreikenden Asylsuchenden in München
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The second statement of hungerstriking asylum seekers on Rindermarkt in Munich
We, the hunger striking asylum seekers in Munich, while the 3 days of respite which we gave to government to realize our demand is finishing, announce:
This struggle has begun since 19th of March 2012 and has spread to whole Germany after 4 months of resistance. In September it became a great “refugee movement” and even passed the geographical borders and asylum seekers’ voice encompassed whole Europe stronger than ever and the streets became struggle trench in Austria to Netherland and France.
After passing more than one year of this resistance and analyzing ups and downs of it, also exchanging experiences and ideas with our comrades on European streets, the political theory of “subjectivity” and “why we are refugees” got created under the title “social inequality between the citizen and non-citizen position” and has been presented in the first Refugee struggle congress.
Today we believe that the right of living in equal conditions which are encompassed by welfare and safety with a very usual definition is a very basic right of all non-citizens. There is not any word to say and any opportunity to lose anymore.
We, the non-citizens, for getting the volition of our life which can get achieved through getting the highest level of acceptation of our asylum, in complete consciousness, health and political awareness go on “dry hunger strike” since today 25th of June. We know the highest political and administrative positioned persons in German government responsible about our lives.
The hungerstriking asylum seekers in Munich
Contact: Email: media.refugeeprotest@gmail.com Phone: Ashkan Khorasani (english): 0152 14727052 Internet: www.refugeetentaction.net Facebook: https://www.facebook.com/Refugeemarch?ref=hl
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Von: Streikenden Asylsuchenden in München – Deutschland
An: Angela Merkel, Deutsche Bundeskanzlerin und Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichtes
Wir sind Aslysuchende aus verschiedenen Ländern, die in Deutschland wohnen aber vom Leben in Isolationslagern, dem Ausschluss von Bewegungsfreiheit und allnächtlichen Alpträumen von Abschiebungen geplagt werden. Wir sind nicht Willens in dieser Situation zu leben – nicht einmal einen Tag mehr. Wir sind in dieser Situation nur noch am Leben, weil wir wissen, warum wir hier sind.
Wir sind hier wegen des Krieges (mit den Waffen und den hoch entwickelten Unterdrückungstechnologien die in Ihren Ländern hergestellt wurden), der unsere Sicherheit in den Gebieten zerstört hat, wo wir geboren wurden. Wir sind hier wegen hunderter Jahre Kolonialisierung, Ausbeutung und fatalen Wirtschaftsboykotts, die die politische und ökonomische Infrastruktur peripherer Länder zerstört haben. Wir sind hier, weil Ihre Regierungen politische und wirtschaftliche Freundschaften mit Diktaturen schließen und somit außerhalb der Grenzen der ‚ersten Welt’ die Möglichkeit zum Formieren von zivilem Widerstand in diesen geographischen Bereichen zerstören.
Deswegen sehen wir die Deutsche Regierung (und andere Regierungen der ersten Welt) nicht in der Position, uns um die Gründe für unser Hier-Sein zu fragen oder in ihrem eigenen Rechtssystem darüber zu urteilen. Wir wissen, dass Wohlfahrt und Sicherheit ein Recht für Alle ist, und um unsere frühesten Rechte des Menschen (Recht zu Bleiben, Recht auf Bildung, Recht auf Arbeit, Bewegungsfreiheit, Recht auf freie Wahl des Lebensortes etc.) zu realisieren, gibt es für uns nur eine Möglichkeit, und das ist die Anerkennung unserer Asylanträge.
Heute in den Straßen von München, im Herzen des sogenannten demokratischen Europas, sind wir in den Hungerstreik getreten, um unsere Aslyanerkennung nach Artikel 16 zu bekommen, und setzen der deutschen Regierung eine Frist von drei Tagen, um diese Forderung zu erfüllen.
Jetzt sind Sie verantwortlich für unser Leben, und wir wollen für alle klarstellen, was im 21. Jahrhundert wichtiger ist: Das Leben von Menschen oder ein paar Stücke Papier?
Die hungerstreikenden Asylsuchenden in München
Kontakt:
Email: media.refugeeprotest@gmail.com Telefon: Omid Moradian (deutsch): 0152 33706273 Houmer Hedayatzadeh (englisch): 0152 14045382 Internet: www.refugeetentaction.net Facebook: https://www.facebook.com/Refugeemarch?ref=hl
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