Hinrichtungsbefehl gegen Mumia Abu Jamal am Dienstag wieder aufgehoben.
Der ehemalige Black-Panther-Aktivist wird deshalb am 2. Dezember nicht mit einer Giftinjektion umgebracht, wie der Gouverneur von Pennsylvania, Tom Ridge, bereits festgelegt hatte.
Interview mit Leonard Weinglass, Hauptverteidiger von Mumia Abu Jamal, am 26.10.99
Frage: Welche unmittelbaren Auswirkungen hatte der Hinrichtungsbefehl auf die Haftbedingungen von Mumia Abu Jamal ?
Antwort: Seit dem 13. Oktober wurde Mumia unter den Bedingungen der sog. Phase 2 inhaftiert. Die Waechter hatten ihn aus seiner Todeszelle in eine besondere Isolationszelle verlegt. Das Licht bleibt 24 Stunden lang an. An der Zellentuer ist eine Ueberwachungskamera angebracht, durch die jede Bewegung des Gefangenen Tag und Nacht beobachtet wird. Und wenn er die Zelle aus irgend welchen Gruenden kurz verlassen muss, dann erfolgt das strip searching. Mit einer totalen Koerperkontrolle untersuchen Gefaengnisangestellte alle Koerperoeffnungen, was ebenfalls gefilmt wird. Es handelt sich um die restriktivste, erniedrigenste und inhumanste Behandlung, der Gefangene in den USA ausgesetzt werden.
Frage: Jetzt muss Mumia wieder zurueck in die „normale“ Todeszelle…
Antwort: Sobald die richterliche Aufhebung des Hinrichtungsbefehls bei der Gefaengnisleitung angekommen ist, wird er aus „Phase 2“ entlassen und muss zurueck „on death row“. Dort ist nachts das Licht abgeschaltet, es gibt keine Kamera, und er kann wieder Besucher empfangen. Ich habe mit Mumia am Dienstag Nachmittag gesprochen, als er immer noch in Phase 2 war. Er wird vermutlich erst am Donnerstag verlegt.
Frage: Wie hat Mumia Abu Jamal auf den Aufschub reagiert ?
Antwort: Er war natuerlich erfreut darueber, dass man seine Hinrichtung erst einmal verschoben hat. Er war sich aber meist recht sicher, dass ihm ein Aufschub gewaehrt wuerde. Wir Anwaelte hatten ihm versichert, dass ein Hinrichtungsaufschub erfolgen wuerde. Es dauerte nur ein paar Tage laenger als erwartet. Mumia hat sich jedenfalls erleichtert gegeben, dass er wenigstens zu den alten Haftbedingungen zurueckkehren kann, unter denen er wieder schlafen kann.
Frage: Was bedeutet die Entwicklung fuer den weiteren Verlauf des Verfahrens ?
Antwort: Heute war ein wichtiger Tag. Zum ersten Mal seit Mumias Verurteilung im Jahr 1982 waren wir in einem Gerichtssaal, in dem uns ein hoeflicher und aufmerksamer Richter zuhoerte. Zum ersten Mal seit 17 Jahren ! Richter Yohn scheint uns ebenso ernstzunehmen wie er es mit der Gegenseite tut. Fuer uns bedeutet das ein Stueck frische Luft zum Atmen im Staate Pennsylvania. Yohn machte klar, dass er keine Polizei und bewaffnete Zuhoerer im Gerichtssal dulden wuerde, wie es vor dem staatlichen Gericht passierte. Der Richter versicherte uns, dass Mumia Abu Jamal waehrend der gesamten Verhandlung vor Gericht anwesend sein wuerde. Unsere Hinweise zu Inhalt, Zeitplan und Prozedere hat er genau angehoert, und er kam uns weit entgegen.
Max Boehnel, New York