Von Nina Gunić, Revolutionär-Kommunistische Organisation BEFREIUNG, 16.02.2014, www.rkob.net
Die Aufstände der ArbeiterInnen und Jugendlichen in Bosnien sind mehr als beeindruckend. Sie sind eine Antwort auf die inzwischen international bekannt gewordene Korruptheit der Politiker und die Gier der Kapitalisten. Sie sind eine Antwort auf die Auswirkungen der weltweiten kapitalistischen Krise auch auf Bosnien. Umso wichtiger ist es Solidarität mit unseren Klassenbrüdern und –Schwestern in aller Konsequenz zu zeigen. Dazu gehört, dass wir den Feind im eigenen Land, der sich an Bosnien bereicherte und nach wie vor bereichert, an den Pranger stellen.
Eine solche Figur, ein solcher Feind, ist der Villacher Immobilienmogul Jakob Kuess. Er ist derzeit schwer beschäftigt, weil seine – nennen wir es „Zusammenarbeit“ – mit der Hypo Alpe Adria nicht nur inzwischen vor Gericht gelandet ist und sich diese beiden Aasgeier gegenseitig versuchen ein Auge auszupicken. Im Verhältnis zu den Summen, mit denen sowohl die Hypo Alpe Adria als auch Alpha Baumanagement, das Unternehmen des Herrn Kuess, normalerweise ihr Tagesgeschäft betreiben, erscheint die eine Million Euro um die es geht als Peanuts. Blöderweise aber hat der Herr Kuess in einer denkbaren schlechten Zeit die Bank um diese Summe geklagt, nämlich kurz bevor ein Skandal nach dem anderen die Bank groß in die Medien brachte und auch seine „Zusammenarbeit“ mit der Hypo neu beleuchtet werden muss.
Der Betrug an den ArbeiterInnen in Sarajewo
Es ist dieser Immobilienmagnat, der den Arbeiterinnen und Arbeitern Sarajevos derzeit eine Ausrede nach der anderen auftischt. Die Beschäftigten des Hotels Holiday (Inn) haben seit drei Monaten kein Gehalt mehr erhalten. Das Hotel-Management hat auch schon seit mehr als 3 ½ Jahren weder die Sozialversicherung noch die Pensionsversicherung der ArbeiterInnen an den Staat gezahlt, weshalb sie weder in Pension gehen können noch krankenversichert sind. Seit vorgestern befinden sich die ArbeiterInnen im aktiven Streik. Das ist das erste Mal seitdem es das Hotel gibt – also seit mehr als 30 Jahren – dass es zum Streik gekommen ist. Selbst als der Krieg 1992-95 im vollen Gange war und die Frontlinie sich quer durch Sarajevo zog, das Hotel beschossen wurde, selbst damals gingen bzw. rannten die Arbeiterinnen und Arbeiter jeden Tag zu ihrem Dienst und arbeiteten ihre Stunden. Sie versuchten während des gesamten Krieges und darüber hinaus das Service des Hotels soweit es irgendwie möglich war zu erhalten. Jetzt sind die Arbeiter ebenso geschlossen jeden Tag im Hotel. Neben Versammlungen sind sie derzeit bemüht, die zahlreichen Versuche des Managements, den Streik zu brechen, abzuwehren.
Kuess hat laut dem Hoteldirektor sich damit entschuldigt, dass er auf einen Kredit von der Bank wartet, mit dem er die offenen Löhne zahlen würde. Das bosnische bürgerliche Gericht hatte entsprechend den Streik verboten noch bevor er ausbrach. Doch warum sollten die bosnischen Arbeiterinnen und Arbeiter auf diesen angeblich bald gewährten Kredit warten? Kuess hatte das Hotel 2003 um 21.9 Millionen Euro gekauft. Er hat noch 2005 verkündet, 170 Millionen Euro zu investieren, um eine riesige Shoppingmall rund um das Hotel zu finanzieren. Er hatte auch genug „Kleingeld“ um in das Projekt Casino Laibach zu investieren.
Zwei Welten
Das Durchschnittsgehalt beträgt in Bosnien etwa 600 Euro und man kann davon ausgehen, dass die Hotelbeschäftigten weniger verdienen als das. Im Hotel sind etwa 140 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt. Der offene Lohn würde den Herrn Koess und seine Firma maximal 252.000 Euro kosten. Das er einiges davon durch steuerliche Schlupflöcher absetzen wird können, ist klar. Es soll ihm zwar möglich gewesen sein, 170 Millionen Euro zu investieren in den Bau eines riesigen Shopping-Centers, aber er muss erst auf einen Kredit der Bank warten um die maximal 252.000 Euro an die Arbeiterinnen und Arbeiter zu zahlen?! Das sind gerade mal 0.15% des Investitionswertes, den er zusätzlich zum Kauf des Hotels für das Bauprojekt Shopping-Center aufbringen wollte!
Ja, hält denn der Herr Koess unsere Klassenbrüder und –Schwestern in Bosnien für vollkommen dämlich? Glaubt er wirklich sie hören mit ihrem Streik nach all dem Hungern und dem Leid auf, dass sie in den letzten Jahren ertragen haben, nur weil er behauptet grad knapp bei Kasse zu sein? Welche Welten sind es, die da aufeinanderprallen! Arbeiterinnen und Arbeiter, die selbst unter Kugelhagel ihre Dienste verlässlich verrichtet haben; improvisiert haben in der Zeit der größten Not, um das Hotel am Laufen zu halten; die den Bürgerkrieg ertragen haben und das inzwischen jahrzehntelange Hungern; die damit gelebt haben weder eine Pension noch eine Krankenversicherung zu bekommen. Und ein Herr Koess, der Geschäftspartner der Tagezeitung Kärnten HEUTE ist und sich quasi als Hobby nebenbei auch in den Medien mit Villach TV und Villach aktuell als Kärntner Medien-Tycoon gegeben hat; der Sekt auf seinen Feiern trinkt, deren Kosten in Summe weit mehr als die 252.000 Euro Lohn ausmachen würden; der mit Jörg Haider und der gesamten Kärntner Bourgeoisie eng schmuste; der gerade sehr ins Schwitzen geraten sein muss, durch die Verwicklungen und Verzwickungen des Hotelkaufs mit der Hypo. Ein Paradebeispiel der so genannten Leistungsträger!
Jedem Arbeiter, jeder Arbeiterin in Österreich – unabhängig der Herkunft – stehen die Arbeiterinnen und Arbeiter Bosniens um Lichtjahre näher als es Kretins wie Jakob Koess je getan haben! Es ist nicht nur unsere Aufgabe, es ist unsere heilige Pflicht, diesen Abschaum an den Pranger zu stellen.
Forderungen
Die RKOB fordert:
* Sofortige Enteignung der Alpha Baumanagement unter Kontrolle der Beschäftigten, um die offenen Löhne und die ausstehenden Beiträge zur Krankenversicherung und Pension an die Arbeiterinnen und Arbeiter des Hotels Holiday (Inn) Sarajevo zu zahlen!
* Sofortige Aufhebung jeglichen Verbotes des mehr als gerechtfertigten Streiks! Kein Vertrauen in das bürgerliche Gericht, das offensichtlich nur nach dem Recht der Wohlhabenden urteilt!
* Sofortige Einberufung eines Geschworenengerichtes unter Kontrolle der ArbeiterInnenklasse Bosniens, um sämtliche „Investitionen“ des Herrn Koess in Bosnien zu durchleuchten und nach proletarischem Recht darüber zu urteilen!
* Gegen jede Einmischung ausländischer Politiker in diesen Fall! Auch wenn es sich um einen österreichischen Investor handelt: Recht sprechen und ausführen sollen die Betroffenen in Bosnien, unterstützt von ihren Klassenbrüdern und –Schwestern in Österreich!
* Einberufung eines Geschworenengerichtes unter Kontrolle der ArbeiterInnenklasse auch in Österreich, um die gesamte Causa „Hypo Alpe Adria“ nach proletarischem Recht zu lösen!
* ÖGB und Europäischer Gewerkschaftsbund: Organisiert umgehend eine breite Solidaritätskampagne mit den Arbeiterinnen und Arbeitern Bosniens, nicht nur des Hotels sondern aller Fabriken die von Kürzungen und Schließungen betroffen sind und die revolutionären Entwicklungen überhaupt erst ausgelöst haben!
Vorwärts zur Revolution!
Die Entwicklungen im Hotel Holiday (Inn) Sarajevo zeigen nur ein Bruchteil von dem auf, was für Bosnien und den gesamten Balkan gilt: Imperialistische Schmarotzer überausbeuten die Arbeiterinnen und Arbeiter um ihren Profit noch rasanter zu vermehren. Um die Misere des Balkans zu lösen, die Arbeitslosigkeit von mehr als 45% mit einem Schlag aufzuheben und die Infrastruktur in kürzester Zeit wiederaufzubauen braucht es eine sozialistische Revolution am Balkan! Die Aufstände in Bosnien sind dabei erst der Anfang. Alle Konzerne, alle Unternehmen die sich am Balkan bereichern (das sind in erster Linie auch österreichische) gehören enteignet und unter Kontrolle der Beschäftigten gestellt. Sämtliche Truppen der NATO, Einrichtungen der EU, usw. gehören sofort abgezogen! Eine siegreiche Revolution am Balkan bedeutet letzten Endes die gewaltsame Zerschlagung des Kapitalismus und den Aufbau einer sozialistischen Föderation aller Balkanländer auf der Basis von Arbeiter- und Bauernräten!
Arbeiterinnen und Arbeiter Österreichs: Solidarisiert euch mit dem revolutionären Kampf unserer Brüdern und Schwestern am Balkan!