Paul Kleiser (Hrsg.) GRIECHENLAND IM WÜRGEGRIFF (Rezension, Hermann Dworczak)

GRIECHENLAND IM WÜRGEGRIFF

Das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt. In prägnanter Manier erfährt man/ frau die Hintergründe der neoliberalen Raub-Politik an einem Land der EU- Peripherie .

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Paul Kleiser, der als Herausgeber fungiert, hat eine Reihe linker WissenschaftleriInnen  zusammengeführt, die Griechenland von mehreren Seiten beleuchten- wirtschaftlich, sozial,  politisch, aber auch kulturell. Er selbst hat einen längeren  historischen Part beigesteuert („Die Last der Geschichte“-S.12 ff)), der die realen Ursachen der wirtschaftlichen Schwäche des Landes behandelt und nicht das bewußt in Szene gesetzte Geschwätz von der „Faulheit“ der GriechInnen (erinnern wir uns, daß dieses Lügengebäude vor einigen Jahren hierzulande  noch überhaupt keine Rolle spielte!). Ein historischer Leckerbissen: die Unterkapitel „Byzanz“ (S.18 ff) und „Die Herrschaft der Osmanen“(S.23 ff). Resultat der konkreten geschichtlichen Entwicklung war ein brustschwacher, peripherer Kapitalismus und ein Land, in dem -trotz formaler Unabhängigkeit seit der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts- die ausländischen „Schutzmächte“ stets eine zentrale Rolle spielten.

Der Abschnitt „Griechenland: Wo die Troika regiert“ (S.76 ff) schildert die fürchterlichen Auswirkungen des neoliberalen Korsetts, das  dem Land verpaßt wird, für die Masse der Bevökerung- bis hin zum „Ende der griechischen Souveränität“(S.94 ff).

Die umfassende Katastrophe, in die das Land bewußt(!) von den EU-Granden gestürzt wurde, hat jedoch auch eine Reihe von Gegenreaktionen ausgelöst. Syriza hat bekanntlich bei den letzten Parlamemntswahlen nur knapp die Mehrheit verfehlt, in vielen Bereichen gibt es eine „Bewegung der Selbstorganisation“ (S.129 ff): u.a. „Soziale Kliniken und Apotheken“ (S.134 ff) oder die selbstverwaltete Metall-Fabrik VIO.ME in Thessaloniki (S.137ff).

Das Kapitel „Rassismus und Neofaschismus“ (S.162 ff) belegt eindrucksvoll , daß es sich bei der „Goldenen Morgenröte“ nicht um Rechtspopulisten, sondern um hundsordinäre „Stiefelnazis“ handelt. Dies herauszustreichen ist deshalb besonders wichtig, weil noch bis vor kurzem führende Repräsentanten der konservativen Regierunbgspartei Nea Demokratia sich durchaus eine Kooperation , wenn nicht gar eine Koalition mit den Faschisten vorstellen konnten…

Das abschließende Kapitel ist dem Wirken des Filmregisseurs Theo Angelopoulos (1935-2012) gewidmet.

Wer sich über Griechenland – seine Krisen und die Gegenwehr von unten- gehaltvoll  informieren will, kann um das Buch  keinen Umweg machen!

     Hermann Dworczak (0676 / 972 31 10)

Paul Kleiser (Hrsg.) Griechenland im Würgegriff. Ein Land der EU-Peripherie wird zugerichtet.

ISP.Köln 2013.  188 Seiten. 20,40 Euro.