Hungerkrise wird nicht gelingen mit genmanipulierten Pflanzen oder anderen „grün“-technologischen Revolutionen. Sondern nur, wenn möglichst viele Länder und ihre Bevölkerungen die Ernährungssouveränität zurückgewinnen.
Und wenn Lebensmittel unter sozial gerechten und ökologisch verträglichen Bedingungen in regionalen Räumen produziert und konsumiert werden. Wir engagieren uns für alle Projekte, Maßnahmen und politischen Forderungen,
die diesen Zielen dienen. Dazu gehören:
– die Unterstützung kleinbäuerlicher Betriebe und regionaler Agrargenossenschaften – die demokratische Kontrolle und Mitbestimmung von KonsumentInnen über Herstellung und Vertrieb von Lebensmitteln – das Verbot der Patentierung von- und der Börsenspekulation mit Nahrungsmittelrohstoffen – die Einstellung staatlicher Subventionen (insbesondere in der EU), die zur großindustriellen Überproduktion und zu Dumpingexporten nach Afrika und in andere Weltregionen führen – die Bedrohung der ökonomischen Existenz durch westliche Wirtschaftsinteressen muss als Asylgrund anerkannt werden
Wir rufen zur gemeinschaftlichen Selbstversorgung bei Nahrungsmitteln auf. Brachland soll zur kollektiven Bewirtschaftung freigegeben werden anstatt zur Versiegelung. Die Produktion soll sich am Genug orientieren und an
dem, was lokal verfügbar ist, unter anderem Saatgut.
Gutes Leben ohne Öl
In diesem 21. Jahrhundert werden die fossilen Energierohstoffe Öl, Gas und Kohle zu Ende gehen, die das Leben auf der Erde in den letzten 200 Jahren entscheidend geprägt haben. Der Höhepunkt der globalen Ölförderung (Peak Oil) ist bereits überschritten. Der eskalierende Verteilungskampf um die fossilen Ressourcen führt immer häufiger zu bewaffneten Konflikten. Zudem verschärfen wir mit der fortgesetzten Nutzung und Verbrennnung dieserfossilen Ressourcen die globale Erwärmung. Wir wissen, dass die Befreiung aus der sklavischen Abhängigkeit von den fossilen Energien und von der Atomenergie bis spätestens Mitte dieses Jahrhunderts möglich ist. Wir engagieren uns für die deutliche Reduzierung des Pro-Kopf-Verbrauchs an Energie, für mehr Energieeffizienz und für eine möglichst schnelle und umfassende Wende hin zu Sonnen-, Wind- und anderen erneuerbaren Energien.
Wir rufen dazu auf, Rohstoffe wiederzuverwenden anstatt weiterhin Bergbau zu betreiben, der weitreichende negative ökologische und soziale Folgen hat.
Wir ermutigen dazu, Modellprojekte zu unterstützen, die Kooperation, solidarische Netzwerke und das Wiedererlernen handwerklicher Fähigkeiten sowie die Erneuerung alten Wissens (Re-Skilling) angesichts Peak Oil fördern. Beispiele sind regionale Projekte zur Gewinnung erneuerbarer Energien, Transition Towns wie in England oder Co-Housing-Projekte, die es auch in Österreich gibt. Auf der anderen Seite müssen die fossilen Infrastrukturen abgerüstet werden. Die dadurch frei werdenden Mittel sollen den Modellprojekten des Guten Lebens ohne Öl zu gute kommen.
Wir engagieren uns für die ökologische und nachhaltige Produktion und Transport von Gütern. Hierzu erforderliche Maßnahmen sind die Verwendung biologisch abbaubarer Rohstoffe, die Transparenz von Transportketten sowie
die Einbeziehung der Folgekosten (z.B. für die spätere Entsorgung oder Verschrottung eines Produktes) in die Preiskalkulation. All diese Maßnahmen müssen einer unabhängigen Kontrolle und Bewertung durch die
KonsumentInnen unterliegen mit der Möglichkeit zur Sanktionierung von Verstößen.
Verteilungsgerechtigkeit durch solidarischen Schuldenabbau und bedingungsloses Grundeinkommen
Die seit 2008 herrschende Finanz-,Wirtschafts und Schuldenkrise hat die Ungleichheit zwischen Arm und Reich verschärft. Nicht nur im globalen Nord-Süd-Verhältnis sondern auch innerhalb der reichen Industriestaaten. Die Maßnahmen zur Entschuldung durch drastische Sparpakete, die die EU und ihre Mitgliedsregierungen beschlossen haben, gehen im Wesentlichen auf Kosten der weniger Privilegierten. Sie treiben die innergesellschaftliche Entsolidarisierung weiter voran
Als Alternative zu diesen ungerechten Sparpaketen unterstützen wir das Zivilgesellschaftliche Budget, das die Mitglieder der österreichischen Allianz www.wegeausderkrise.at , zu der soziale und Umweltorganisationen, Teilgewerkschaften, Attac u.a. gehören, ausgearbeitet haben . Das Budget enthält konkrete Vorschläge für zusätzliche Steuereinnahmen mit
ökologischen und Verteilungseffekten (Ökosteuern, Vermögenssteuern); die zusätzlichen Steuereinnahmen sollen in Investitionen in Soziales, Bildung, Pflege, Öffentlicher Verkehr, thermische Sanierung und auch in Friedensforschung und Friedensarbeit, sowie die Ausbildung ziviler Friedensfachkräften fließen.
Wir engagieren uns für die Erarbeitung entsprechender zivilgesellschaftlicher Budgets in allen europäischen Ländern sowie auf der Ebene der EU. Parlamente und Regierungen sollen zur Anhörung und Beratung dieser zivilgesellschaftlichen Alternativen verpflichtet werden.
Zusätzlich sind auf nationaler und auf EU-Ebene Schuldenaudits unter Partizipation der Zivilgesellschaft durchzuführen. Dabei geht es um die Transparenz und Bewertung der Gläubiger und um Maßnahmen wie u.a. die Heranziehung der Schuldenverursacher und um Entscheidungen fur Schuldenschnitte für staatliche und private Schulden.
Doch eine solidarische Entschuldung allein wird die bestehenden Verteilungs-und ZugangsUNgerechtigkeiten in unseren Gesellschaften nicht überwinden. Daher setzen wir uns ein für ein bedingungslosesn Grundeinkommen, finanziert aus vermögensbezogenen Abgaben sowie durch eine stark progressive Besteuerung für alle über das Grundeinkommen hinaus erzielten Einkommen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen soll zu mehr Verteilungsgerechtigkeit führen und zu einer Neubewertung aller Arbeiten, die in einer Gesellschaft verrichtet werden. Das bedingungslose Grundeinkommen kann helfen die Abhängigkeit von der Lohnarbeit überwinden und mehr souveräne Selbstbestimmung über die eigene Lebenszeit ermöglichen. Dies würde auch die Kulturarbeit von finanziellen Zwängen befreien und somit zur Aufwertung und Freiheit der Kunst beitragen.
Konfliktüberwindung durch gewaltfreie Kommunikation
Wir, die wir zu Frieden, Gerechtigkeit und zu einem ökologisch verträglichen Leben in der Welt beitragen wollen, sehen, dass auch in unserer Kommunikation viel Gewalt enthalten ist. Gewaltfreie Kommunikation etwa nach den Vorschlägen des US-amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg ist ein Weg, sich diesen Widerspruch zwischen erklärten Zielen und eigenem Handeln bewusst zu machen und Empathie sowie einen respektvollen Umgang auch mit dem Konfliktgegner zu lernen. Wenn sich auf diese Weise eine produktive Konflikt-Kultur ausbreitet, wird das nicht ohne Folgen für die großen politischen Entscheidungen bleiben. Wir ermutigen auch andere dazu, insbesondere die Bildungseinrichtungen, sich aktiv mit Konzepten für gewaltfreie Kommunikation und Konfliktaustragung zu beschäftigen.
Kreativität und Mut
Es braucht viel Mut, Kreativität und manchmal auch „Verrücktheit“, verkrustete Denkweisen aufzubrechen, um alternative Wege aus den globalen Krisen zu finden und zu beschreiten. Die diesjährige Sommerakademie hat uns in dem Wagnis bestärkt, uns ein zu mischen, Neues zu probieren und Grenzen zu überschreiten.
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Rückfragen und Belegexemplare bitte an:
Elias Bierdel
– Sommerakademie 2012 –
Friedensburg Schlaining
Rochusplatz 1
A-7461 Stadtschlaining
phone: 03355 2498-520
fax: 03355 2662
mail: sommerakademie@aspr.ac.at
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at