Reinhart Sellner (ÖLI-UG) an Journalist_innen: Dienstrechtsreform und Schulreform: Individuelle Förderung braucht mehr Zeit

Geschätzte JournalistInnen! 30.1.2013

Im heutigen STANDARD-Interview mit Paul Kimberger, das im
Mittagsjournal mit Statements von Landesschulräten und
Elternvertretern kommentiert worden ist, wurde nur ein Aspekt der
Gewerkschaftsforderung nach einem öffentlich-rechtlichen
Dienstverhältnis bzw. der notwendigen ?Druckresistenz des öffentlichen
Dienstes? (Fritz Neugebauer) erörtert.

Dazu einige weitere sachdienliche Hinweise der ÖLI-UG:

*Unabhängige GewerkschafterInnen fordern Schutz der LehrerInnen vor
parteipolitischer Willkür und klare Arbeitszeitregelungen zum Schutz
vor Überbelastung und Burnout.*

*Parteipolitischer Druck auf LehrerInnen*

Die ÖLI-UG bekräftigt die Forderung nach einem öffentlich-rechtlichen
Dienstverhältnis zum Schutz der LehrerInnen vor Willkür und Druck,
allerdings sind es es für die Unabhängigen GewerkschafterInnen nicht
Elternbeschwerden, sondern vor allem der parteipolitische Druck von
oben, mit dem z.B. in NÖ ein ÖVP-beherrschter Landesschulrat und eine
parteipolitisch besetzte Schulaufsicht über Anstellung,
Weiterbeschäftigung von LehrerInnen und über DirektorInnenbestellung
entscheiden.

Dagegen kann ein neues Dienstrecht helfen, wenn es von einer Stärkung
der Kompetenzen der Schule und wirksamen Mitbestimmungsrechten der
Schulgemeinschaft und der LehrerInnen-Personalvertretung ausgeht.

*Druck durch Arbeitszeiterhöhung*

Die Arbeit an den Schulen braucht dringend ein neues Dienstrecht, das
die für Schule und Unterricht, Förderung, Betreuung und Beratung
notwendigen LehrerInnentätigkeiten und die dazu notwendige Arbeitszeit
beschreibt ? zum Schutz der LehrerInnen vor Überbelastung und Burnout.

Die ÖLI-UG lehnt den von der Regierung vorgelegte Entwurf ab, weil er
die Wochenarbeitszeit allein nach den Unterrichtsstunden in der Klasse
bemisst. Dazu kommt, dass statt derzeit +/-20 Unterrichtsstunden, die
40 Verwaltungsstunden entsprechen, künftig 24 und mehr
Unterrichtsstunden die Norm sein sollen. Alle anderen notwendigen
Tätigkeiten sind ?all inclusive? zu leisten, ein Teil soll zwar ?cash?
als Erschwernis- und Funktionszulagen bezahlt, aber nichts davon mehr
in die Wochenarbeitszeit eingerechnet werden: Kostensenkung durch
Arbeitszeiterhöhung.

Das Gegenteil ist notwendig: Die Arbeit mit SchülerInnen braucht Zeit.
Individuelle Förderung braucht mehr Zeit für jede Schülerin, jeden
Schüler, keine zusätzlichen Klassen mit je 25 und mehr zusätzlichen
SchülerInnen.

*Selektionsdruck auf SchülerInnen und Eltern*

Kollege Kimberger betont als Argument für das öffentlich-rechtliche
Dienstverhältnis als Beispiel den Druck, dem VolksschullehrerInnen
ausgesetzt sind, wenn es um die Übertrittsnoten an die AHS-Unterstufe
geht. Dieser Druck hat aber andere Ursachen. Die Ängste der Eltern um
die Zukunftschancen ihrer Kinder sind nachvollziehbar und kommen vom
unverminderten Nebeneinander von Hauptschulen und AHS-Unterstufe. Der
Selektionsdruck, der auf VolksschullehrerInnen, Eltern und vor allem
auf den Volksschulkindern lastet, kann nur durch eine die
Dienstrechtsreform begleitende Schulreform abgebaut werden. Die
Unabhängigen GewerkschafterInnen in der GÖD treten wie ÖGB und AK für
die gemeinsame ganztägige Schule ein, für eine Schule ohne Angst vor
Ausgrenzung, für eine vielfältige Interessen und Begabungen fördernde Schule, mit
LehrerInnen, die Zeit für jedes einzelne Kind haben.

Glück auf, für eine menschenfreundlichere Schule, in der niemand
beschämt oder ausgesondert wird ? kein Kind, kein Jugendlicher, keine
Eltern und auch keine LehrerInnen!

Reinhart Sellner, sellner@oeli-ug.at, 0676 3437521