Rituelle Beschneidung: Neues Fachbuch heizt Diskussion wieder an (ro*die)

Vorhautamputation ist Milliardengeschäft
Im Buch schreibt der Kinderarzt Christoph Kupferschmid über die wichtige Funktion der Vorhaut und die unzureichende Schmerzbekämpfung. Die Kinderchirurgen Matthias Schäfer und Maximilian Stehr klären über die medizinischen Risiken der Beschneidung auf und beleuchten auch Macht- und Wirtschaftsinteressen: In den USA macht der Beschneidungsmarkt Umsätze in Milliardenhöhe. Die Komplikationsrate, beispielsweise durch Narbenbildung und Verengung der Harnröhre, beträgt rund 5%. Im Erwachsenenalter treten bei Beschnittenen drei Mal häufiger sexuelle Empfindungsstörungen und Orgasmusprobleme auf, denn die freiliegende Eichel bildet eine dünne Hornhautschicht und wird im Laufe der Jahre immer unsensibler, auch die Sexual-Partnerinnen beschnittener Männer leiden mit. Die Juristen Rolf Dietrich Herzberg, Holm Putzke und Jörg Scheinfeld sehen in diesem Buch die Grundrechte des Kindes und den Gleichheitsgrundsatz verletzt.

Auch rituelle Mädchenbeschneidung wieder auf den Agenden?
Der Strafrechtler Holm, dessen strafrechtliche Bewertung der rituellen Vorhautbeschneidung das Kölner Urteil entscheidend vorbereitet hatten, bezeichnet den später geschaffenen, politisch beeinflussten Rechtsparagraphen, der rituelle Beschneidung legalisiert, als verfassungswidrigen Fremdkörper in der deutschen Rechtsordnung. Und Irmingard Schewe-Gerigk, Vorsitzende von Terre des Femmes, Aktivistin gegen weibliche Genitalverstümmelung, befürchtet im Zusammenhang mit der nun erlaubten rituellen Jungenbeschneidung einen zivilisatorischen Rückfall im Bereich der Kinderrechte von Mädchen, wie sie im Buch darlegt.

Aufrüttelndes Video zu Kinderrechten
Die Journalistin Teresa Arrieta hat anlässlich der Wiener Buchpräsentation ein Videointerview mit dem Herausgeber Matthias Franz geführt. Er spricht über die Beschämung der Betroffenen, die das erlittene Kindheitstrauma ebenso schwer in Worte fassen können wie im Erwachsenenalter auftretende Orgasmusprobleme aufgrund der desensibilisierten Peniseichel. Er ruft er zu einer Allianz von Betroffenen, mitbetroffenen Müttern und Sexualpartnerinnen sowie wissenschaftlichen Experten auf: „Hinschauen, was den Kindern angetan wird.“

Jüdische Identität bewahren auch ohne Beschneidung
Ein zweites Videointerview hat Teresa Arrieta mit dem französischen Historiker Jerome Segal geführt, der im neuen Buch einen Artikel zur Vorhautamputation aus jüdisch-humanistischer Perspektive verfasst hat. Sein Tenor: Die jüdische Identität ist durch den Verzicht auf die Beschneidung nicht gefährdet, Säuglinge sollte man nicht mit dem Messer willkommen heißen.

Umfrage:
Auch die Österreich stehen der religiösen Vorhautamputation kritisch gegenüber: Laut einer Integral-Umfrage wollen mehr als zwei drittel der Befragten ein gesetzliches Schutzalter von 16, mehr als die Hälfte möchten die religiöse Zwangs-Beschneidung Minderjähriger bestraft sehen. http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130206_OTS0016/integral-umfrage-oesterreicherinnen-lehnen-beschneidung-ab

Link zum Buch: www.v-r.de/de/title-0-0/die_beschneidung_von_jungen-1011073/

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