Spendenaufruf: Für eine Klinik für die Kinder von Fukushima!
Datum: Sun, 5 Feb 2012 14:19:46 +0100
Von: Solidaritätskomitee mit den Werktätigen in Japan
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Genossinnen und Genossen –
aus Japan hat uns der folgende Aufruf erreicht, den ihr auch auf unserer
Homepage finden und layoutiert als Flugblatt downloaden
< http://japankomitee.files.wordpress.com/2012/02/klinikaufruf.pdf >
könnt. Bitte verbreitet ihn massiv!
Wir glauben, dass dieser konkrete Aufruf eine gute Basis ist, um mit
anderen Menschen – am Arbeitsplatz, in Schulen, Universitäten, in
Gewerkschaften… über die Situation der Werktätigen in Japan zu
sprechen und zu zeigen: Solidarität ist möglich! Spenden sind möglich,
ohne dass die Mittel über professionelle Fundraiser von schlecht
bezahlten prekär Beschäftigten eingetrieben werden und großteils bei den
„Profiwohltätern“ hängen bleiben. Solidarität „von unten“ ist möglich,
und sie ist über das Materielle hinaus wichtig – als Zeichen der
Unterstützung über Sprach- und Ländergrenzen hinweg.
Die österreichische Bankverbindung lautet:
DFA /LabourNet
Konto Nr.: 92-093-867 / BAWAG-PSK
BLZ 14000
Verwendungszweck: Solidarität mit den Werktätigen in Japan
IBAN:AT666000000092093867 BIC: OPSKATWW
Und hier der Aufruf:
*Eine Klinik für die Kinder von Fukushima!*
*Wir bitten um eure Unterstützung und Mithilfe, um den 360.000 Kindern
von Fukushima das Leben zu retten und sie zu betreuen.*
*Spendenaktionskomitee für die Fukushima-Klini, 1. 12. 2011 *
Mindestens 15.000 Terabecquerel (TBq) an Cäsium 137 traten aus dem
Atomkraftwerk Fukushima aus – das ist vergleichbar mit 168
Hiroshima-Bomben; die Katastrophe in Fukushima ist bei weitem
gefährlicher als die von Tschernobyl.
Rund 120.000 Bewohner Fukushimas wurden gezwungen, ihre Häuser innerhalb
der gesetzlich vorgeschriebenen Evakuierungszone zu verlassen. Die
60.000 Personen wiederum, die sich freiwillig in Sicherheit brachten,
mussten nicht nur ihr Zuhause verlassen, sondern haben auch ihren
Lebensunterhalt**verloren. Schlimmer noch: ungefähr 75% von Fukushimas
360.000 Kindern müssen nach wie vor Schulen besuchen, die höhere
Strahlungswerte aufweisen als die Werte in den Strahlungsmessgebieten
(d.h. mehr als 0.6µSv/h). Im Urin von Kindern, die aus dem Gebiet rund
um Fukushima Daiichi evakuiert worden waren, werden mittlerweile Cäsium
134 und 137 nachgewiesen.
Die Strahlenbelastung ist besonders für Kinder gefährlich, vor allem
dann, wenn inkorporierte radioaktive Substanzen direkt im Körperinneren
wirken. Wir müssen daher alle Kinder so bald wie möglich aus den
verstrahlten Gebieten evakuieren.
Doch die japanische Regierung missachtet das Recht der Bewohner
Fukushimas auf Evakuierung und sie lehnt es ab, Schadenersatz zu zahlen.
Die meisten Arbeiter befürchten eine Verstrahlung ihrer Kinder. Aber
ihre soziale und ökonomische Lage erlaubt es nicht, Fukushima zu
verlassen. Niemand glaubt den Worten des von der Regierung bezahlten
Experten Shunichi Yamashita, Vizepräsident der medizinischen Universität
Fukushima, der meint: „Es gibt keine gesundheitlichen Auswirkungen für
alle solange der Strahlungspegel unter 100mSv/y bleibt. … die Effekte
der inkorporierten radioaktiven Substanzen auf die menschliche
Gesundheit sind zu klein und verursachen keine Schäden.“
Fukushimas Mütter protestierten daher vor dem Bildungsministerium in
Tokio, gefolgt von einer Sit-in Kampagne vor dem Wirtschaftsministerium.
Wir kämpfen mit ihnen – um das Leben und die Zukunft unserer Kinder zu
retten und schützen. Unsere empörten und alarmierten Stimmen hatten ja
bereits am 19. September zur Anti-Atom-Kundgebung im Meiji Park in Tokio
mit 60.000 Teilnehmern geführt; und unsere Stimmen werden weltweit
verbreitet. Kämpfen wir gemeinsam für eine starke Bewegung um das Leben
der Kinder aus Fukushima zu retten. Vor allem benötigen wir dazu eine
Klinik – als Grundstein für Gesundheit und Solidarität der Menschen von
Fukushima.
Die Kinder sind dort jeden Tag Strahlungen ausgesetzt und müssen seit
fast zehn Monaten in einer extrem kritischen und aufreibenden Situation
leben. Hinzu kommen die Ängste und Sorgen aller Mütter Fukushimas,
erstere werden durch Maßnahmen wie Dekontaminierung auch nicht weniger
werden. Wir haben kein Vertrauen in medizinische Einrichtungen, die
unsere Kinder wie menschliche Versuchskaninchen behandeln. Für die
Menschen in Fukushima wäre es daher wirklich ermutigend, wenn es bei uns
eine nahegelegene zuverlässige Klinik gäbe, die wir aufsuchen könnten,
wenn wir eine ernsthafte Frage über unsere Gesundheit stellen wollen:
„Ist das eine Auswirkung der Strahlung oder nicht?“
Über die Kinder Tschernobyls wird berichtet, dass sie an den
unterschiedlichsten, durch Strahlenbelastung ausgelöste Krankheiten
leiden, darunter die Vergrößerung der Schilddrüsenknoten,
Hormonanomalien, Anämie, Kopfschmerzen, Beeinträchtigung von Herz- und
Lungenfunktion, Immunschwäche, beschleunigtes Altern und verschiedene
Krebserkrankungen.
Wir sollten die Priorität daher auf gute medizinische Vorsorge setzen.
Dafür bedarf es jedoch eines übergreifenden Ansatzes**jenseits des
Konzepts der modernen Medizin. Wir wollen eine Klinik gründen die nicht
nur eine medizinische Anstalt ist, sondern ein umfassendes
Gesundheitszentrum mit einer Alternativmedizin, die sich die natürlichen
Heilungskräfte der menschlichen Natur nutzbar macht. Das heißt, für uns
ist die „Revolution des Alltags“ ein wesentlicher Bestandteil unserer
Klinik, sei es um Anregungen für Speisen zu geben, die vor
Radioaktivität schützen, sei es, um unsere Lebensweise zu hinterfragen.
Es ist keine leichte Aufgabe, eine solche medizinische
Betreuungseinrichtung aufzubauen. Aber mit gemeinsamer Anstrengung
mithilfe unserer Freunde weltweit werden wir unser ehrgeiziges Vorhaben
sicherlich schaffen.
Tatsächlich haben auch die A-Bombenopfer von Hiroshima und Nagasaki
mutige Handlungen gesetzt und ihre Stimme erhoben: „Gebt mir die
Menschen zurück!“ (1)<#sdfootnote1sym>, um ihr Leben zu bewahren und die
medizinische Versorgung *unter ihre Kontrolle zu bringen. *
Die Klinik Koyo Daiichi in Hiroshima City ist ein Ergebnisdavon Sie
entstand, als im Jahr 1970 der Reihe nach 20-jährige Frauen und Männer –
die zweite Generation der A-Bomben Opfer – an Leukämie erkrankten. Und
obwohl sie zutiefst bestürzt waren über ihre Krankheit, gründeten sie
eine Bewegung, um ein selbstverwaltetes Spital aufzubauen. 1972 war es
soweit: das zweistöckige Fertigteilhaus, das die Koyo Daiichi Clinic
beherbergt, wurde errichtet.
Für den kürzlich verstorbenen Nobuko Konishi, Mitglied des japanischen
Verbands der Organisationen von A- und H-Bombenopfern, die gemeinsam die
Bewegung trugen war die Koyo Daiichi Klinik das „Fenster zur Seele der
A-Bombenopfer“. Und der Schriftsteller Kenzaburo Oe, Unterstützer dieser
Bewegung, schrieb damals in der Zeitung: „ [In dieser Klinik] gab es
offenbar eine Vermischung von Praxis, Lehre und festem Willen zu
überleben“. Die Koyo Daiichi Klinik ist seither der Eckpfeiler der
zweiten Hiroshima-Generation, 40 Jahre zu überleben.
Damit die Opfer von Fukushima ebenfalls durchhalten, ist auch dort
dringend eine eigene medizinische Versorgungeinrichtung nötig. Wir
bitten daher alle Menschen einschließlich Ärzte und medizinischer
Arbeitskräfte aufrichtig, sich mit uns zusammenzuschließen, um dieses
Projekt zu verwirklichen!
Kinder erschaffen die Zukunft. Kinder dürfen nicht in Sorge um
Strahlenbelastungen leben. Wir wünschen uns wirklich eine zuverlässige
Klinik, in der wir uns angstfrei und mit den Ärzten, die wir wollen,
treffen können. Dies ist ein Kampf, unser Leben durch Einheit und
Solidarität von uns allen zu verteidigen und die medizinische Versorgung
zurück in unsere Hände zu bekommen. Und es ist eine Bewegung für das
Ende aller Atomkraftwerke und für eine Gesellschaft ohnejede Nutzung
atomarer Mittel.
Wir rufen alle unsere Freunde weltweit auf, uns zu unterstützen und mit
uns daran zu arbeiten, eine Klinik aufzubauen, die Leben rettet und die
sich um die Gesundheit der 360.000 Kinder aus Fukushima kümmert.
Danke.
*Erstunterzeichner: *
*Aus****Fukushima***
* *Kazuhiko SEINO, *Ex-Präsident der „Fukushima Prefecture Teachers’
Union“
* *Sachiko SATO, *Vorsitzender einer NGO
* *Chieko SHIINA*, „Gestation Period Action of Women’s Tent Village to
Bring Future into the World“
* *Koichi HASHIMOTO, *Generalsekretär der Kokuro (National Railway
Workers’ Union) in Koriyama Plant Branch*
*
* *Junko ICHIKAWA, *Präsident der „Fukushima Joint Labor Union“
* *Nobuo SASAKI, *Professor Emeritus am „Sakuranoseibo Junior College“
* *Koichiro SUZUKI*, Milchbauer, Fukushima Netzwerk “Yui”
* *Kaoru WATANABE, *Leiter der „Fukushima Coordinating Center of Labor
Unions“
*Ärzte *
* *Ryojun YOSHIDA, *Direktor der Hiroshima Koyo Daiichi Clinic [Klinik
für Überlebende der Atombombe]
* *Yoshihiko SUGII, *Direktor der Motomachi Clinic
* *Hiroto MATSUE, *Direktor des Cancer Advisory Center
* *Tetsuro YOSHIMOTO, *Direktor der Kumade-cho Clinic
* *Michimasa SUEMITSU, *Direktor des Yaokita Medical Center / Yao City
Stadtrat*
*
* *Yukihiko FUSE, *Arzt im Tatebayashi Welfare Hospital
(1) Zitat aus einem Gedicht des A-Bombenopfers und Dichters Sankichi
Toge, in dem er um die Opfer der Atombombenabwürfe trauert. Sankichi
Toge starb mit 36 Jahren an Leukämie als Folge der Verstrahlung.
—
*Solidaritätskomitee mit den Werktätigen in Japan*
*Kontakt*: japankomitee@gmail.com
*Postanschrift*: Stiftgasse 8, 1070 Wien
*Website*: www.japankomitee.wordpress.com