Streikversammlung am 13. Juni warb der Betriebsrat für eine Rückkehr zur Arbeit. Nach langer Diskussion wurde mit 98 zu 45 Stimmen die Beendigung des Streiks beschlossen. Der Kampf sollte innerhalb der Fabrik fortgesetzt werden.
Am folgenden Montag wollten alle um 10 Uhr zurück in die Fabrik. Eine Kundgebung war angesetzt, um die Moral zu stärken. Doch dort kündigte der Betriebsratschef an, dass alle zwangsbeurlaubt seien. 246 Tage waren seit dem Beginn des Streiks vergangen.
Coca-Cola folgte
Im Februar begann der Streik bei Coca-Cola Iberian Partners, dem lokalen Ableger des US-amerikanischen Getränkeherstellers. Vier von elf Standorten sollten geschlossen werden, was 1.190 Jobs vernichtet hätte. Im ganzen Staat fanden Proteste statt, aber vor allem die ArbeiterInnen in Fuenlabrada (in Madrid) streikten unbefristet und errichteten ein Protestcamp vor dem Werkstor.
Das Motto war: „Wenn Madrid nicht produziert, dann konsumiert Madrid nicht.“ Während des viermonatigen Ausstands wurde zum Boykott der Brause aufgerufen. Die Verkaufszahlen gingen in der zentralen Region, die von Fuenlabrada beliefert wird, tatsächlich um die Hälfte zurück. Es war „der größte Rückgang, den das Unternehmen je erlebt hatte“, wie die Presse berichtete. Jeden Tag gab es Mobilisierungen, auch in Zusammenarbeit mit den Panrico-Streikenden.
Am 13. Juni erklärte die Audiencia Nacional das Kündigungsverfahren bei Coca-Cola für rechtswidrig. Das Unternehmen muss alle Entlassenen wieder einstellen und auch die Löhne für die Streiktage nachzahlen. Die Ungleichbehandlung der beiden Belegschaften fällt auf: „An den Arbeitern von Panrico wurde ein Exempel statuiert“, so eine Stellungnahme des Solidaritätskomitees. „Sie sollten bestraft werden, weil sie gegen ihre eigenen gewerkschaftlichen VertreterInnen rebellierten, die das Kündigungsverfahren abgesegnet hatten.“
Doch noch ruht die Produktion in Fuenlabrada. „Mit dem 13. Juni beginnt unser Kampf im Ernst“, so der Gewerkschafter Alberto Pérez Mayoral. Es werden weitere Anstrengungen nötig sein, bis alle an ihre Arbeitsplätze zurückkehren können. Denn das Unternehmen will vor das Oberste Gericht ziehen. Bis zu einem Jahr wird es noch dauern, bis dieses ein Urteil spricht. Währenddessen twitterte Konzernchef Marcos de Quinto: „Die geschlossenen Fabriken bleiben geschlossen“.
Die Arbeitsmarktreform erleichtert es den Unternehmen zwar, massenhafte Kündigungen auszusprechen. Dennoch werden weiterhin viele Entlassungen von Gerichten gekippt. Vor diesem Hintergrund fordern die Troika (EU, EZB, IWF) und die Unternehmensverbände noch mehr Gesetzesänderungen, um den Arbeitsmarkt weiter zu „flexibilisieren“. Die Anwaltskanzlei Sagardoy, die die Arbeitsmarktreform für die konservative Regierung der Partido Popular entworfen hatte, vertritt nun Coca-Cola vor Gericht.
Angesichts dieser Situation bleiben die beiden Arbeitskämpfe beispielhaft. Besonders die hervorgehobene Rolle der Arbeiterinnen darin wird in Erinnerung bleiben. In einem Brief an die Panrico-Beschäftigten schrieb Alberto Pérez Mayoral vom Coca-Cola-Betriebsrat in Fuenlabrada: „Ihr seid ein Beispiel für die gesamte ArbeiterInnenklasse“. Nur der Kampf von Panrico habe den Sieg bei Coca-Cola ermöglicht.
von Wladek Flakin, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO)