[grundrisse-info] grundrisse #43 & ‚das kapital‘ politisch lesen & krilit ´12

Liebe leserInnen, liebe interessierte!

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, ist die #43 der grundrisse mit
dem prägnanten thema „schulden“ bereits ausgeliefert. Wie immer findet ihr
weiter unten das editorial. Zuvor aber noch einige veranstaltungshinweise
– den auf die präsentation dieses hefts findet ihr übrigens ganz am ende
des editorials!

Zu beginn dieses jahres ist harry cleavers „reading capital politically“
endlich auch auf deutsch erschienen, und zwar in der edition „kritik &
utopie“ im mandelbaum verlag (http://mandelbaum.at/books/806/7398). Da
sowohl die übersetzerin als auch der herausgeber zum kreis der
redakteurInnen der grundrisse gehört, freuen wir uns ganz besonders auf
die präsentationen mit harry cleaver:

Am 27.10.2012 im rahmen der kritischen literaturtage „krilit“ in wien (16
Uhr, galerie AU, brunneng. 76, 1160 wien),

am 30.10.2012 beim bildungsverein der kpö graz (19 uhr, lagergasse 98a,
8020 graz) sowie

am xx.11.2012 im rahmen der linken literaturmesse nürnberg (genaue daten
in kürze unter http://www.linke-literaturmesse.org/)

Außerdem wird Harry Cleaver bei einem eintägigen Seminar am – ja,
wirklich! – „Marxbauernhof“ in Neuberg an der Mürz (Steiermark) mit uns
u.a. über die aktuelle Krise sowie über seine Kritik an Hardt/Negri
diskutieren, und zwar am 1.11. ab 11 Uhr. Anschließend ist eine
Übernachtung geplant. Interessierte melden sich bitte so rasch als möglich
unter redaktion@grundrisse.net!

Bei der oben genannten krilit ´12 sind wir außerdem mit einem Stand
vertreten, und last not least stellt Robert Foltin gemeinsam mit den
niederländischen Herausgebern den Band „Linke Philosophie heute“
(www.schmetterling.de/lalalalalalalal) vor, in dem die
grundrisse-Redakteure Robert Foltin und Martin Birkner den Teil zur
Philosophie Toni Negris verfasst haben (27.10., 13 Uhr, galerie AU,
bruneng. 76, 1160 wien).

Selbstverständlich würden wir uns über das ein oder andere wiedersehen bei
obigen gelegenheiten riesig freuen … über abobestellungen an redaktion@grundrisse.net sowieso!

Einen schönen heißen herbst wünscht

die grundrisse-redaktion

Liebe LeserInnen,

Schulden sind in aller Munde. Der Mediendiskurs ist voll von Berichten
über die europäische Staatsschuldenkrise. Die Krise, die 2008 ihren
(ersten) Höhepunkt erreichte, begann mit verschuldeten Hausbesitzer_innen
in den USA. Die Occupy-Bewegung hat als ein wichtiges Thema die
Verschuldung der Menschen wie auch viele internationale Bewegungen von
Studierenden, die sich für ihr Studium oft für ihr Leben lang verschulden.
Daher ist es auch keine Überraschung, dass der 500 Seiten dicke Wälzer
„Schulden: Die ersten 5000 Jahre“ des anarchistischen Anthropologen David
Graeber, der die moralischen Grundlagen der Ökonomie und die Geschichte
der Schulden diskutiert, ein großer Erfolg in den USA, aber auch im
deutschsprachigen Raum wurde. Robert Foltin stellt die Thesen dieses
Buches vor und diskutiert, wie anthropologische Diskussionen zur Frage des
Kommunismus führen können. Gerhard Hanloser beschreibt die Kämpfe von
verschuldeten Menschen in zwei Epochen der Menschheit: Er vergleicht den
„Auszug der Plebejer“ im vorchristlichen Rom mit der Occupy-Bewegung und
versucht politische Konsequenzen für die heutige Situation zu ziehen.
Bernhard Gitschtaler zeigt, dass die mancherorts hochgejubelten
Mikrokredite für Menschen im globalen Süden kein Mittel des „Empowerment“
sind, sondern dass diese Kredite viele Menschen erst recht in die
Schuldenfalle tappen lassen. Ein Interview mit einem Trainer des
österreichischen AMS (Arbeitsmarktservice) zeigt die Probleme, in die
Lohnerwerbslose geraten oder geraten sind und die durch Kurse und das AMS
noch verschärft anstatt verbessert werden. Neben zusammengesammelten
Texten von Karl Marx zum Thema Staatsschulden drucken wir eine Rede von
George Caffentzis ab, der die Maßnahmen gegen Griechenland als
Herrschaftsexperiment beschreibt, nämlich wie viel an Ausbeutung und
Unterdrückung die Menschen in unseren Breiten aushalten können.

Außerhalb des Schwerpunkts befragt Pascal Jurt die Philosophin Juliane
Rebentisch über ihr letztes Buch, dessen Hauptthema die Ästhetisierung der
Politik ist, in dem allerdings auch repräsentationskritische und
basisdemokratische Bewegungen in Frage gestellt werden. Innerhalb der
Redaktion zeigten sich viele Widersprüche zu ihren Thesen, trotzdem halten
wir dieses Gespräch für einen wertvollen und interessanten
Diskussionsansatz. Dem Artikel von Wolfgang Hien ging eine längere
Diskussion voraus, der sich auch in einem kommentierenden Brief von
unserer Seite und einer Antwort des Autors ausdrückte. Dabei geht es um
die krankmachenden Bedingungen der Arbeitswelt und die (Un)Möglichkeit des
Widerstands in der aktuellen Phase des Kapitalismus. In einem letzten
Beitrag wird nach langem wieder die Diskussion um die
Herr-Knecht-Dialektik in der „Phänomenologie des Geistes“ von Hegel
aufgeworfen, wobei als Konsequenz daraus mit Stirner für die Freiheit des
Einzelnen gegen die Durchsetzung des Allgemeinen bei Hegel plädiert wird.
Ergänzt wird das Heft noch durch einige Buchbesprechungen – zur Geschichte
der Novemberrevolution in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg, über die
Rätebewegung und die so genannte Nelkenrevolution 1974 in Portugal bis hin
zur Besprechung eines manifestartigen Textes für einen neuen radikalen
Feminismus.

In den letzten Monaten sind die rührigen Kärntner Linken Walther Schütz
und Franz Nöstlinger gestorben, die leider ihre umfangreichen und
wichtigen Aktivitäten nicht mehr weiter führen konnten. Die
fertiggestellte, aber nicht publizierte Habilitationsschrift von Franz
Nöstlinger kann auf unserer Homepage www.grundrisse.net unter der Rubrik
„Andere Texte“ heruntergeladen werden. Ebenfalls verstorben ist der
international bekannte wertkritische Theoretiker Robert Kurz, der in einem
Nachruf von Gerold Wallner gewürdigt wird. Der ebenfalls im Anschluss an
das Editorial abgedruckte Call for Papers für unsere nächste Ausgabe –
„Kritik der Religionskritik“ – hat bereits im Vorfeld für Diskussionen
gesorgt; wir hoffen auf dementsprechend spannende Einsendungen.

Wir wünschen eine anregende Lektüre und möchten noch darauf aufmerksam
machen, dass diese Nummer der Grundrisse im Rahmen einer Diskussion über
David Graeber im Politdiskubeisl vorgestellt wird und zwar am 18. Oktober
ab 21 Uhr in der Medienwerkstatt des Ernst-Kirchweger-Hauses, Wielandgasse
2-4, 1100 Wien.

Einen schuldenarmen Herbst wünscht
Die grundrisse-Redaktion

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