Stellen Sie sich vor, liebe Leserin, lieber Leser, Sie leben in einem Land, wo Krieg herrscht oder Terror, permanenter Terror islamistischer Banden, die Ihnen vorschreiben wollen, wie Sie leben, wie Sie lieben, wie Sie sich kleiden sollen. Terror, vor dem der Staat Sie nicht schützen kann.
Einige Verwandte von Ihnen wurden schon umgebracht, Sie selbst haben Drohbriefe bekommen, die Behörden, an die Sie sich wandten, haben Sie nur ausgelacht.
Von dort möchten Sie gerne weg. Nehme ich einmal an? Aber ein Visum zu bekommen für Österreich oder sonst ein Land im ach so freien Europa, ist leider nicht möglich. Das Boot ist nämlich voll.
Aber da gäbe es eine Reiseagentur, die bietet Ihnen an, Sie rüberzubringen in den freien Westen. Die Reise wird schon einiges kosten, sagt Ihnen der Mittelsmann, sie ist auch nicht ungefährlich, Sie werden eine Zeitlang eingeschlossen sein in einem Wagen, es wird heiß und stickig sein.
Sie werden Durst haben und Todesangst. Und, ja: Es gibt auch ein Restrisiko, daß Sie tatsächlich den Transport nicht überleben, wenn er zu lange dauert, wenn der Fahrer vielleicht einen Umweg fahren muß, zum Beispiel wegen der Grenzkontrollen. Dagegen gibt es keine Garantie.
Aber wenn alles gut geht (und die Statistik spricht zumindest nicht ganz dagegen), dann werden Sie am Ziel sein: in einem (Ihnen fremden) Land, das Ihnen (vielleicht sogar) Schutz gewährt.
Wären Sie nicht froh, liebe Leserin, lieber Leser, über dieses Angebot?
Würden Sie nicht alles tun, um das Geld aufzutreiben, das der Agent von Ihnen verlangt? Oder würden Sie lieber still sitzen bleiben daheim, bis man Ihnen den Kopf abschneidet oder bis Sie eine Granate zerfetzt? Oder einfach nur: bis Sie verhungert sind?
Und gesetzt den Fall, Sie wären dann endlich in einem Land, wo Sie zwar keinen Schutz erhalten, aber wenigstens vorläufig verschnaufen können, und dann sehen Sie ein es Tages Ihren Agenten wieder, und der sagt:
Jetzt kommen bald die Nächsten. Können Sie denen ein Bett geben für ein paar Tage und ein paar Bissen Brot, bevor sie nach Deutschland weiterziehen?
Würden Sie nein sagen?
Hoffentlich nicht. Aber allein damit wären Sie schon Mitglied einer Schlepperbande, nach dem Buchstaben des hier geltenden rassistischen Gesetzes. Und säßen hinter Gittern. So wie Herr A., mein pakistanischer Klient aus dem Servitenkloster.
Allzu viele Menschen kommen auf dem Weg ins vermeintlich freie Europa ums Leben, weil sie keine guten Schlepper finden. Sie krepieren in griechischen Lagern oder ersaufen im Meer.
Aber ja, Sie haben schon Recht: Es gibt auch Schlepper, die Verbrecher sind. Die ihre Leute elendig sterben lassen. Oder Frauen auf den Sklavinnenmarkt liefern. Zuhälter und Mörder! Keine Frage. Diese Lumpen sind Abfallprodukte der Festung Europa. Sie werden erst verschwinden, wenn eines Tages die Festung fällt.
Aber vor jedem ehrlichen Schlepper, der saubere Arbeit macht: der seine Kunden sicher aus dem Land des Elends und Hungers, des Terrors und der Verfolgung herausführt, der sie sicher hereinbringt, den Grenzkontrollen zum Trotz, in unser „freies“ Europa, habe ich Achtung.
Er ist ein Dienstleister, der eine sozial nützliche Tätigkeit verrichtet und dafür auch Anspruch hat auf ein angemessenes Honorar.
Für Gesinnungslumpen, die glauben, sie müßten sich davon distanzieren, habe ich nur Verachtung.
Michael Genner
Obmann von Asyl in Not
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