„Frauen in Schwarz“: Protest gegen Aufführungen der Batsheva Dance Company im Tanzquartier Wien, 4. und 5. Oktober 2013

Das folgende Protestschreiben wurde von mehreren Organisationen unterschrieben.

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Künstlerische Intendanz
Tanzquartier Wien

1070 Wien
Museumsplatz 1                        6. September 2013

Betrifft:  Die Aufführungen der Batsheva Dance Company im Tanzquartier Wien, 4. und 5. Oktober 2013

„Don’t Dance With Apartheid!“

Sehr geehrte Damen und Herren vom Tanzquartier Wien,

Wir schreiben Ihnen diesen Brief, um gegen die Aufführungen der Batsheva Dance Company am 4. und 5. Oktober im Tanzquartier Wien zu protestieren.

Die Batsheva Dance Company, die vom israelischen Außenministerium „der bekannteste weltweite Botschafter für israelische Kultur“ genannt wird, sah sich bei ihren Tourneen in Europa und den Vereinigten Staaten bereits zahlreichen Protesten und Aufrufen zum kulturellen Boykott gegenüber.  Palästina-Solidaritätsgruppen haben diese Tanztruppe in offenen Briefen inständig gebeten, sich vom israelischen Außenministerium, das ihre Tourneen finanziert, zu distanzieren und sich gegen die Verletzungen der Rechte der Palästinenser durch die israelische Regierung zu stellen. Bis heute hat sich die Truppe geweigert, das zu tun.

Mit dem Boykott von Batsheva wird dem Aufruf der palästinensischen Zivil-Gesellschaft zu einem akademischen und kulturellen Boykott Israels gefolgt (www.pacbi.org), der Teil der wachsenden BDS-Bewegung (Boykott, Investitionsentzug und Sanktionen) ist, und zu einem Boykott israelischer Institutionen und Compagnien aufruft bis die Forderungen nach Gleichheit einschließlich Ende der militärischen Besatzung auf palästinensischem Boden, gleichen Rechten für die palästinensischen Bürger in Israel und Rückkehrrecht der palästinensischen  Flüchtlinge, wie es in der UN-Resolution 194 garantiert wird, erfüllt sind.

Die Organisationen stellen fest, dass sie den Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft zu BDS als eine Form des gewaltlosen Widerstands gegen die israelische Apartheid unterstützen, und dass es, wenn Batsheva nicht entsprechend Stellung bezieht, einen Aufruf zum Boykott ihrer Auftritte geben wird.

Zahlreiche internationale Künstler, Filmregisseure, Schriftsteller und Wissenschaftler folgten dem Aufruf zu einem kulturellen Boykott Israels, unter ihnen Roger Waters, Nigel Kennedy, Alain Platel, Ken Loach, Gil Scott Heron, Mike Leigh, Stephen Hawking, Alice Walker, Russell Banks, John Berger, Dr. Desmond Tutu, Mairead Maguire (Nobel Peace Prize Winner), Santana, Iain Banks, Eric Burdon, Saif Keita, Cassandra Wilson  und viele, viele andere.  Wir sind deswegen enttäuscht, dass Sie eine Tanzgruppe aus Israel, die offiziell von der israelischen Regierung für seine Tourneen unterstützt wird, eingeladen haben.

Wegen ihrer engen Beziehung zum israelischen Außenministerium macht sich Batsheva „aktiv mitschuldig am Reinwaschen der israelischen Menschenrechtsverletzungen, der Apartheid und der Besatzung auf palästinensischem Land“.  Batsheva erhält vom Außenministerium Gelder für seine internationalen Tourneen. Während israelische Künstler frei auf Tournee gehen können, werden Ausstellungen und Performances von palästinensischen Künstlern systematisch verboten, sabotiert und von der israelischen Besatzungsmacht unterdrückt. Palästinensischen Tänzern aus dem Westjordanland verbietet die israelische Regierung in den Gazastreifen zu reisen, um dort vor Palästinensern aufzutreten.

Nach der militärischen Offensive gegen Gaza 2008/09 (“Operation Cast Lead“) griff die Tanzgruppe El Fanoun aus Ramallah aus Protest gegen die brutale israelische Blockade des Gazastreifens (die bis heute besteht) zu einer Darbietung über Satelliten-Verbindung. Auch mussten zwei Tanzdarbietungen von El Fanoun abgesagt werden, weil Israel den Tänzern die Einreise nach Jerusalem verweigerte.

Es gab in 2008/09 ein nicht zu leugnendes Gemetzel an Palästinensern in Gaza , wovon sogar in Mainstream Quellen erschreckende Berichte veröffentlicht wurden. Bei dieser Offensive verwendeten die Israelis Weißen Phosphor, eine chemische Waffe, deren Einsatz in Gebieten mit ziviler Bevölkerung verboten ist, und setzten es sogar über Schulen der Vereinten Nationen ein. Innerhalb urzer Zeit wurden damals 1.440 Menschen getötet, sehr viele von ihnen Zivilisten, Frauen und Kinder.

Zur Batsheva Dance Company gehören Tänzer aus so fernen Ländern wie Brasilien, Frankreich und Japan.   25% der israelischen Bevölkerung innerhalb der Grünen Linie  ist arabisch. Wie viele Mitglieder dieser Company waren in den 45 Jahren ihres Bestehens Araber?  Wir fürchten, dass keiner je als Mitglied des Ensembles aufgenommen wurde.

Die Herausforderung, die sich uns heute bei der Beendigung der Apartheid-Politik des Staates Israel stellt, ist nicht verschieden von der Herausforderung, vor der die Menschen guten Willens in den 1980er Jahren standen, als sie den Boykott-Aufrufen gegen die weiße Vorherrschaft in Südafrika folgten.

Seit 1948 haben hunderte UN-Resolutionen Israels Kolonial- und Diskriminierungspolitik als illegal verurteilt und zu sofortiger, adäquater und effektiver Abhilfe aufgerufen. Alle Formen zu Internationalen Interventionen und Friedensbemühungen, Aufrufe, Israel solle sich an die Gesetze der Menschenrechte halten, grundlegende menschliche Rechte respektieren, seine Besetzung und Unterdrückung der Palästinenser beenden, sind bis jetzt fehlgeschlagen. Israel  hat  einseitig  Ostjerusalem und die Golanhöhen annektiert und ist dabei, sich laufend große Teile des Westjordanlandes anzueignen, durch Errichtung der Mauer, was vom Internationalen Gerichtshof 2004 verurteilt wurde.

Nur mit einem effektiven, internationalen Druck auf Israel, der so weit reichend und umfassend ist wie der, der für die Beendigung der Apartheid in Südafrika erfolgreich eingesetzt worden ist, erfüllen Intellektuelle und Akademiker ihre moralische Pflicht für Recht, Gerechtigkeit, Gleichheit sowie Vorrang und Gültigkeit universeller ethischer Prinzipien einzutreten. Auf diese Weise werden sie der Sache der Koexistenz von Juden und Palästinensern und eines wirklichen Friedens auf die wirkungsvollste Weise dienen.

Mit freundlichen Grüßen,

Frauen in Schwarz (Wien), www.fraueninschwarz.at
Kritische Jüdische Stimme (Österreich), European Jews for a Just Peace Austria, www.nahostfriede.at
Jüdische Stimme für Gerechten Frieden in Nahost e.V. European Jews for a Just Peace Germany, www.juedische-stimme.de
Boycott! Supporting Palestinian BDS from Within (Israel), www.boycottisrael.info
Steierische Friedensplattform, www.friedensplattform.at
BDS Berlin, www.bds-kampagne.de
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit, www.begegnungszentrum.at
Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative/Dar al Janub , www.dar-al-janub.net
Gerhilde Merz, Sprecherin der Kommission Israel/Palästina in Pax Christi (Österreich)

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Was können Sie zum Ende der israelischen Besatzung palästinensischen Landes beitragen?

Empfehlenswerte Webseiten

www.pacbi.org  – Palestinian Campaign for the Academic & Cultural Boycott of Israel
www.imemc.org – International Middle East Media Centre
www.palsolidarity.org – International Solidarity Movement
www.ochaopt.org – Office for the Co-ordination of Humanitarian Affairs in the Occupied Palestinian Territories
www.jewishvoiceforpeace.org – Jewish Voice for Peace
www.btselem.org – The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories

www.kibush.co.il – Israeli Website mit Nachrichten und Kommentaren über die Besatzung