Michel Kilo: zunehmende Ermüdung des Assad-Regimes (AIK)

——– MICHEL KILO: ZUNEHMENDE ERMÜDUNG DES ASSAD-REGIMES
—————–

***Syrien/Österreich***

1) Michel Kilo: zunehmende Ermüdung des Assad-Regimes
Prominenter syrischer Oppositioneller in Wien

 2) Rebellion erreicht Assads Heimatstadt
Michel Kilo: „Umdenken unter den Allawiten

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

1) Michel Kilo: zunehmende Ermüdung des Assad-Regimes
Prominenter syrischer Oppositioneller in Wien

Bildbericht: http://www.antiimperialista.org/de/michel_kilo_okaz_wien

Zusammenstellung der Medienberichte: siehe unter
http://www.antiimperialista.org/de/node/8085

Vor mehr als hundert Leuten versprühte der weithin respektierte
Oppositionelle Michel Kilo, von dem Hafiz al Assad gesagt haben soll, dass er
sein gefährlichster Feind werden werde, Optimismus. Der Kampf gehe in sein
letztes Drittel.

Kilo befand sich auf Einladung des Österreichisch-Arabischen Kulturzentrums
(OKAZ) in Wien und Graz im Rahmen der Diskussionsreihe „Arabischer
Frühling“. In der Bundeshauptstadt wurde die Veranstaltung gemeinsam mit
dem Österreich-Koordinationsrat zur Unterstützung der syrischen Revolution
sowie der Antiimperialistischen Koordination (AIK) organisiert. In der
steirischen Hauptstadt kam der Vortrag durch die Kooperation von Welthaus,
Katholischer Hochschulgemeinde Graz und Pax Christi zustande.

Kilo wies den Vorwurf, dass Syrien in einem konfessionellen Bürgerkrieg
versinke, entschieden zurück. Im Gegenteil, es handle sich um die größte
und tiefste demokratische Bewegung der arabischen Welt, die die Diktatoren
und die regionale Ordnung zutiefst erschüttere.

An der Bewegung beteiligten sich Menschen aller Konfessionsgruppen und
Nationalitäten, denn Syrien habe eine jahrhundertealte Tradition der
Toleranz und Integration. Gleichzeitig sei auch das Regime kein
allawitisches, wie oft behauptet würde. Es sei vor allem die wirtschaftliche
Elite ohne Anschauung der religiösen Zugehörigkeit, die das Regime nach wie
vor stütze und deren irreguläre Shabiha-Milizen bezahle.

Angesprochen auf das ausländische politische wie militärische Eingreifen
meinte Kilo, dass es diese sowohl von iranischer als auch von Seiten des
Golfs gäbe. Letzteren gehe es darum Syrien als Machtfaktor zu zerstören.
Dem Westen käme das durchaus zupass, denn ihr größter Feind sei die
Demokratie. Das gelte insbesondere auch für Israel, das damit seine Macht
ausweiten könne. Solange Assad das Land in Schutt und Asche legt, würde der
Westen nicht eingreifen. „Nur das Volk kann Syrien befreien“. Daher lehnt
Kilo jedes militärisches Eingreifen von außen ab.

Die demokratische Bewegung begann friedlich und für Reformen. Die Strömung
von Michel Kilo bot eine nationale Versöhnung an, doch das Regime antwortete
mit Gewalt und noch mehr Gewalt. Für Baschar gäbe es kein Volk und keine
Revolution, nur ausländische Intervention – bis heute.

Nach wie vor bliebe das Ziel eine politische Lösung. Von Seiten der
Revolution dürfe diese Option nicht aus der Hand gegeben werden, auch wenn
die Türen des Regimes momentan geschlossen seien. Ein politischer Prozess
könne beginnen, wenn das Regime das Töten stoppe. Das könne zu einem
Waffenstillstand führen. In der Folge müssten rasch die politischen
Gefangenen befreit und das Recht auf freie Meinungsäußerung inklusive
friedlicher Demonstrationen gewährt werden.

Als nächsten politischen Schritt kündigte Kilo die Formierung eines
„Weisenrates“ an, der alle Strömungen der syrischen Bevölkerung in
ihrer gesamten Breite umfassen werde – als revolutionär-demokratische
Front als Schritt zu einer Übergangsregierung ebnen solle. Ausgeschlossen
seien nur die Extremisten, die des alten Regimes genauso wie die islamischen
Fundamentalisten.

Michel Kilo rief dazu auf mit allen möglichen Initiativen die demokratische
Revolution in Syrien zu unterstützen, die auf Europa positiv zurückwirken
werde.

Im Rahmen seiner Anwesenheit in Wien absolvierte Kilo sowohl einen Besuch im
Außenministerium als auch bei Kardinal Schönborn. Dabei kritisierte er die
Rolle syrischen Kirchenvertreter, die nach wie vor das Assad-Regime
unterstützen.

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

2) Rebellion erreicht Assads Heimatstadt
Michel Kilo: „Umdenken unter den Allawiten“

Am 28. September 2012 soll es in Qardaha, der Heimatstadt der Assads und
zahlreicher anderer einflussreicher allawitischer Großfamilien in den Bergen
über Lattakia, zu einem bedeutungsschweren Zwischenfall gekommen sein.
Mitglieder der Familie Khayyer klagten öffentlich die Assads an, dass sie
mit ihrer Politik die Zukunft der Allawiten in Syrien gefährden würden.
Mohamed Assad, ein enger Verwandter Baschars, soll die Pistole gezückt und
die Kritiker niedergestreckt haben – im Kleinen ganz so wie im Großen.

Das anschließende Feuergefecht soll nach zahlreichen Berichten verschiedener
Stimmen der Opposition mehrere Tote gefordert haben. Das „Revolutionäre
Koordinationskomitee Qardaha“, dessen bloße Existenz bereits eine
Sensation ist, berichtete am 1. Oktober, dass Mohamed al Assad im Krankenhaus
von Tartous seinen Wunden erlegen sei. Syrische Webseiten melden, dass die
Stadt von regierungstreuen Truppen abgeriegelt und Kommunikationsnetzwerke
zeitweilig unterbrochen wurden.

Konflikte zwischen den Familienclans sind indes nichts Neues. In den letzten
Jahren drehten sie sich aber vor allem um mafiöse Geschäfte, den Qardaha
gilt auch als ein Zentrum der Shabiha, der aus der Mafia entstandenen
regierungstreuen Milizen. So sehr die illegalen Geschäfte vom Regime
insgesamt protegiert wurden, konnten Konflikte nicht immer unterdrückt
werden.

Ganzer Text: http://www.antiimperialista.org/de/Qardaha