Unter dem Titel
“ Verharmlosung der ukrainischen Faschisten ist unangebracht“ schreiben sie: „Er wird gefragt, wie die Demonstranten auf diese reagieren.
„Überwiegend positiv“ antwortet er. Aber nicht, weil viele deren Ideologie unterstützten – Budraistskis bezeichnet diese durchaus als faschistisch –, sondern weil sie objektiv die mutigsten und buchstäblich kämpferischsten Teile der Bewegung seien. Letztlich weigert sich Budraistskis [Budraitskis ist Mitglied der „Sozialistischen Bewegung Russlands“ (Rossiskoje Sozialistitscheskoje Dwischenije, RSD)], die Bewegung der Ultra-Rechten als faschistisch zu bezeichnen. Der Faschismus sei nach dem I. Weltkrieg als Gegenbewegung zu starken kommunistisch-revolutionären Arbeiterbewegungen in großen Teilen Europas entstanden. Er sollte die Herrschaft des Kapitals sichern, weil der liberale Staat das nicht mehr habe garantieren können. 2014 gäbe es in der Ukraine weder eine große Arbeiterbewegung, noch eine faschistische Bewegung für ihre Zerschlagung, noch einen Staat, dem das Kapital misstraut. Nach dieser „Logik“ gäbe es keine NPD, keinen NSU, und so manche andere faschistische Organisation im Lande und in Europa existierte auch nicht. Budraistskis scheint der Mut der ukrainischen Faschisten zu imponieren. Für die Kommunistinnen und Kommunisten der Ukraine sind die Faschisten das mit Abstand größte Übel. Für Budraistskis anscheinend nicht, denn sie sind mutig und eigentlich auch gar nicht vorhanden. Zu solcherart „Analyse“ fällt uns nichts weiter ein.“
Dass ihnen dazu nichts weiter einfällt ist bedauerlich. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass „Marx 21“ sich in dieser „Analyse“ durchaus auf der Linie ihrer Mutterorganisation, der britischen angeblich sogar trotzkistischen „Socialist Workers Party“ (SWP) befindet, die auf ähnliche Weise seit drei Jahren den syrischn Bürgerkrieg kommentiert und in diesem Zusammenhang im Interesse ihrer Analyse nicht vor unbestreitbaren Fälschungen zurückscheut. Die Unterstützung der syrischen „Revolution“ durch die verbale Aufwertung der sicher vorhandenen aber im bestehenden Machtkampf bestenfalls sekundären progressiven und sekulären Kräfte gegenüber rechtsradikalen religiösen Sektierern (gleich ob mit „Al-Qaida“ verbunden oder nicht), deren Bedeutung systematisch kleingeredet wurde, entspricht dem, was Herr Budraitski zur Maidan-Bewegung zu sagen hat. Das verbindende Element ist der – nutzlose – Versuch, sich mangels der Existenz bzw. Kraft einer fortschrittlichen Avantgarde an jede Massenbewegung anzuhängen, die sich irgendwo zeigt. Eingedenk der These Trotzkis, dass die Krise der Arbeiterbewegung die ihrer revolutionären Führung ist, ist es offensichtlich, dass eine solche Haltung nichts mit Trotzkismus und natürlich ebensowenig mit Leninismus und Marxismus überhaupt zu tun hat.
Das ist Bewegungstümelei, geboren aus einem zwanghaften Trieb, auf Biegen und Brechen Erfolge zu erzielen – selbst wenn diese nichts mit Schritten hin zu einer proletarischen Revolution, die doch für Marxisten keine schöne Beigabe, sondern eine Notwendigkeit ist, zu tun haben. Dass die stalinistische Tradition, aus der die KPF kommt, an diesen ideologischen Abwegen ihren Anteil hat, weil sie dazu tendiert, die von konfusen Massen und deren reaktionären Verführern bekämpften Regime schönzureden oder zumindest zu schonen, ist eine andere Frage.