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Gesendet: Freitag, 16. Mai 2014 22:33
Paul Grüninger Stiftung
St. Gallen, Mai 2014
Paul Grüninger Preis 2015
Ausschreibung
Der Preis
Zur Erinnerung an den ehemaligen Kommandanten der Kantonspolizei St. Gallen und Flüchtlingsretter Paul Grüninger (1891-1972) verleiht die Paul Grüninger Stiftung, St. Gallen, einen Preis für besondere Menschlichkeit und besonderen Mut in der Höhe von 50 000 Schweizer Franken.
Wer war Paul Grüninger?
Der St. Galler Polizeikommandant Hauptmann Paul Grüninger rettete in den Jahren 1938 und 1939 mehrere hundert jüdische und andere Flüchtlinge vor der nationalsozialistischen Verfolgung und Vernichtung. Trotz schweizerischer Grenzsperre nahm er sie in St. Gallen auf, missachtete die Weisungen des Bundes und übertrat auch Gesetze, um die Flüchtlinge zu schützen.
1939 wurde Paul Grüninger von der St. Galler Regierung fristlos entlassen. 1940 verurteilte ihn das Bezirksgericht St. Gallen wegen Amtspflichtverletzung und Urkundenfälschung. Grüninger wurde verfemt und später vergessen. Bis zu seinem Tod lebte er in Armut.
1993 ist Paul Grüninger durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert worden.
1994 hat der Schweizer Bundesrat eine Ehrenerklärung für Paul Grüninger veröffentlicht.
1995 hat das Bezirksgericht St. Gallen Hauptmann Paul Grüninger mit der Wiederaufnahme seines Prozesses und mit einem Freispruch juristisch rehabilitiert.
1998 stimmte der Grosse Rat des Kantons St. Gallen einer materiellen Wiedergutmachung zu und entschädigte die Nachkommen Paul Grüningers für die durch die fristlose Entlassung entstandenen Lohn- und Pensionseinbussen des ehemaligen Polizeikommandanten. Der ganze Betrag wurde von den Nachkommen des Hauptmanns in die Paul Grüninger Stiftung eingebracht. Aus dieser Zahlung wird auch der Paul Grüninger Preis gespiesen.
Die Kriterien des Preises
Der Paul Grüninger Preis kann an Personen und Organisationen verliehen werden, die sich durch besondere Menschlichkeit, besonderen Mut und besondere Unvoreingenommenheit auszeichnen.
Menschlichkeit heisst sowohl Einsatz für Menschenrechte im Allgemeinen als auch Einsatz für diskriminierte, bedrohte oder verfolgte Menschen im Einzelnen.
Mut heisst sowohl Zivilcourage in der Öffentlichkeit als auch uneigennützige Hilfeleistung im Geheimen.
Unvoreingenommenheit heisst sowohl geistige Unabhängigkeit von staatlichen, religiösen, ökonomischen und politischen Mächten als auch praktizierte Unabhängigkeit von Vorurteilen im Alltag.
Der Paul Grüninger Preis soll an Personen oder Organisationen verliehen werden, die einen bedeutenden und für sie selber vielleicht riskanten Beitrag geleistet haben oder leisten, dass Menschen in der Welt frei und in Würde leben können.
2014/15 interessiert sich die Paul Grüninger Stiftung ganz besonders für Handlungen, Initiativen und Projekte, mit denen Fremdenfeindlichkeit und alle Formen rassistischer Diskriminierung bekämpft werden können.
Die Verleihung des Paul Grüninger Preises soll stets eine praktische Intervention und ein deutliches Signal sein. Der Paul Grüninger Preis soll die Empfängerinnen und Empfänger über die materielle Zuwendung hinaus in ihrem Engagement unterstützen, und falls sie durch dieses Engagement gelitten haben, soll der Paul Grüninger Preis auch einen Beitrag leisten zur öffentlichen Rehabilitation der Preisträgerinnen und Preisträger.
Die Jury
Der Paul Grüninger Preis wird vom Stiftungsrat der Paul Grüninger Stiftung auf Vorschlag einer vom Stiftungsrat ernannten Preiskommission oder in direkter Wahl verliehen. Dem Stiftungsrat gehören derzeit an:
Ruth Roduner-Grüninger, Tochter von Paul Grüninger, Stifterin und Präsidentin des Stiftungsrates, Heerbrugg
Dieter Roduner, Sekundarlehrer, Enkel von Paul Grüninger und Stifter, Wagen bei Jona
Dr. Sarah Lanz-Roduner, Ärztin, Urenkelin von Paul Grüninger, Herisau
Dr. Stefan Keller, Journalist und Vizepräsident der Paul Grüninger Stiftung, Zürich
Valérie Boillat, Historikerin, Ausbildungsleiterin bei den Gewerkschaften, Genf
Nils de Dardel, Rechtsanwalt, Genf
Madeleine Dreyfus, Psychoanalytikerin, Zürich
Erich Hackl, Schriftsteller, Wien
Prof. Dr. Jacques Picard, Professor für moderne jüdische Geschichte und Kulturen, Basel
Dr. Martin Pollack, Schriftsteller, Bocksdorf
Paul Rechsteiner, Rechtsanwalt, Ständerat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, St. Gallen
Kaspar Surber, Journalist, St. Gallen
Begründete und dokumentierte Vorschläge für die Preisvergabe des Jahres 2015 sind so bald als möglich, spätestens jedoch bis 30. September 2014 an das Sekretariat der Paul Grüninger Stiftung in St. Gallen zu richten.
Paul Grüninger Stiftung
Paul Rechsteiner
Oberer Graben 44
CH-9000 St. Gallen
paul.grueninger.stiftung@bluemail.ch
sekretariat@paul-grueninger.ch
Vorschlagsberechtigt sind Einzelpersonen und Organisationen.
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Paul Grüninger Stiftung