Delegation der Volksfront (Halk Cephesi) aus der Türkei: Tagebuch der lebenden Schutzschilder aus der Türkei nach Gaza

Wir berichten von der Delegation der Volksfront (Halk Cephesi) aus der Türkei, die vor etwa 2 Wochen als lebende Schutzschilder zur Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung Richtung Gaza aufgebrochen ist.

Aus ihrem Tagebuch….

KEIN VISUM VON ÄGYPTEN …

5. September 2014

Heute werden wir zum Ägyptischen Konsulat gehen. Die Organisationen, mit denen wir sprachen zeigten sich nicht sonderlich zuversichtlich, dass wir ein Visum erhalten werden.

Manche sagten, wir würden kein Visum bekommen wegen des Krieges, manche aufgrund der Sicherheitsmaßnahme gegenüber den Kollaborateuren, und manche weil wir aus der Türkei kommen.

Entgegen all ihrer negativen Einschätzungen haben wir allen Intitutionen, Vereinen und Organisationen dieses Thema eröffnet und beharrlich gefragt, was sie für uns machen könnten.

Wir haben unsere Hartnäckigkeit auch nach dem Waffenstillstand fortgesetzt. Richtig, es mag Waffenruhe herrschen, aber Gaza ist jetzt völlig ruiniert, es gibt Tausende Verletzte, und es gibt sehr vieles, was wir dort tun könnten. Andererseits haben wir auch gesagt, dass dem Feind nicht zu trauen ist. Nach der Waffenruhe haben Israelische Soldaten in den besetzten Gebieten begonnen, ihre Angriffe auf PalästinenserInnen zu verschärfen, sie zu verhaften, ihre Häuser mit Bulldozern niederzureißen, ihre Gärten zu verwüsten und Bäume zu fällen. Es kommen Nachrichten darüber, dass die Menschen in Gaza versuchen, in ihren normalen Alltag zurückzukehren.

Das wird nicht so einfach sein. Seit Jahren werden die PalästinenserInnen vom israelischen Zionismus, der von den USA unterstützt wird, ermordet. Und Jugendliche, Alte, Frauen, Männer leisten Widerstand. Mit ihren Steinen, Steinschleudern, Waffen. Wir wachen täglich mit diesen Gedanken auf. Wir sehen die Bilder der ermordeten Kinder, die alten Mütter und Väter mit Tränen in den Augen, die palästinensischen Jugendlichen, die den Tod in Kauf nehmend Widerstand leisten. Wir sehen die Camps, in denen ein Kampf ums Leben geführt wird, Menschen, die durch und durch verarmt sind. Jeden Tag ergibt sich ein weiterer Grund, um sich dem revolutionären Kampf anzuschließen.

Und so beginnen wir mit einem neuen Tag. Wir setzen unser Programm um. Das Telefon läutet. Von der Zeitschrift Yürüyüs ruft fast täglich jemand an, um nach unserem Befinden zu fragen. Es kommt zu einer schönen Unterhaltung. Nachdem wir gelesen haben, gehen wir hinaus.

Wir laufen so schnell zum Konsulat. Wer uns gesehen hat, könnte denken, wir gehen nicht wegen einen Visum dorthin, sondern um es zu besetzen.
Wir warten auf unsere Reihe. Und wir sind dran.

Nachdem unser arabisch sprechender Freund nachfragt, greift die Dame am Schalter zum Telefon und ruft jemanden an. Währenddessen fragt sie uns „Ihr seid doch die Gruppe, die nach Gaza geht, oder?“ Danach kommt sie her und sagt etwas. Sie beginnt mit unserem Freund zu diskutieren.

AraberInnen sprechen im allgemeinen etwas lauter, aber den Betonungen und Handbewegungen zufolge wurde der Antrag nicht akzeptiert und sie diskutieren darüber. Unser Freund kommt zu uns. Er ist angespannt.
Unser Visumantrag wurde nicht anerkannt.

Eine Erklärung dazu gibt es nicht. Und um noch eins draufzsetzen, versuchen sie uns zu befragen, weshalb wir nicht von der Türkei aus beantragt haben.
Wir verlassen das Konsulat. Obwohl sie wissen wer wir sind, erlauben sie uns nicht von Ägypten nach Palästina zu gehen. Es gibt 6 Grenzübergänge nach Palästina. Eine davon ist in Ägypten, die anderen 5 stehen unter israelischer Kontrolle. Dass uns Ägypten kein Visum ausstellt kann durch nichts anderes erklärt werden, als dass es das Embargo Israel’s gegen Palästina unterstützt, die Solidarität verhindern will, die Massaker ignoriert, und das Sterben in Palästina mit zu unterstützen.

Es gibt regen Telefonverkehr. Wir gehen Richtung heimwärts. Wir sind nur wütend nicht schlecht gelaunt. Wir sagen, wir müssen nach Palästina, egal wie. Inzwischen rufen uns die Gefangenen aus Griechenland an. Fadik Adiyaman und Harika Kizilkaya fragen uns nach unserem Befinden. Sie sagen, wir haben erst jetzt aus der Zeitschrift darüber erfahren und rufen daher verspätet an. Wir berichten über die Situation. Sie schicken uns ihre herzlichen Grüße. Es tut uns gut, dass sie anrufen. Es gibt auch ein Problem auf unserer Facebook-Seite. Jemand versucht ständig den Code zu knacken und das Konto wurde gesperrt.
Nach anstrengenden Stunden haben wir einen Weg gefunden und ein Konto eröffnet. Der Name des Facebook-Accounts hat sich geändert, aber egal. Wir haben mit den Amateur-Videos und Fotos von Sabra Schatila, sowie mit den Informationen, die wir darüber bekamen, eine Filmmontage gemacht. Wir werden sie auch auf unserer Seite teilen. Heute ist unser Filmtag. Wir werden uns den Film „Burn“ ansehen. Offen gesagt ist unser Archiv im Moment etwas beschränkt. Weil auch unser Internet begrenzt ist, konnten wir nicht herunterladen. Wir fanden aber einen Weg. Der Film schleppt sich nur schwer voran, aber er ist toll. Wir empfehlen nicht, den Film müde anzusehen. Wird eine Szene verpasst, dann verliert man den Zusammenhang. Der Film erzählt vom Leben. Man könnte die Filmdarsteller sofort mit jemand aus dem echten Leben ersetzen. Wer den Film noch nicht kennt, sollte das nachholen.

So endet unser Tag…

4. September 2014

Es wurde mitgeteilt, dass es 2 Wochen dauern wird, bis vom Ägyptischen Konsulat eine Antwort auf den Visumsantrag kommt.
Heute sind es bereits 2 Wochen. Wir werden morgen nachfragen. Wir sind aufgeregt. Heute haben wir kein Treffen. Wir setzen wie immer unser tägliches Programm um. Wie jeden Morgen, stehen wir früh auf, frühstücken und lessen unsere Bücher. In der Türkei gibt es viel mehr zu tun, aber wir sind nicht so erschöpft wie hier.

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3. September 2014

Ein neuer Tag bricht an… Es ist 13 Tage her, seit wir den Boden von Beirut betreten haben. Wie rasch die Tage vergehen. Morgens ist es sehr heiß und wir haben keinen großen Appetit. Nach dem Frühstück nehmen wir wie immer unsere Bücher in die Hand. Anschließend unterhalten wir uns ein wenig. Wir arbeiten auch an unserem Lied. Die Gefangenen in Griechenland, Erdogan Cakir und Hasan Biber haben ein Lied komponiert mit dem Titel „Imperialismus, Imperialismus“. Wir versuchen daran zu arbeiten, inidem wir noch etwas hinzufügen und dem Lied eine Form geben. Die heutige Aufnahme war besser als die anderen zuvor. Die Zeit vergeht. Um 16:00 Uhr gibt es ein Treffen mit der Libanesischen Volksbewegung.

Um 17:00 Uhr soll bei der UNESCO eine Veranstaltung mit diversen Organisationen stattfinden, um den Sieg Palästinas zu feiern. Wir versuchen, es auch dorthin rechtzeitig zu schaffen.

Wieder kommt der Arzt, um uns abzuholen. Der Vertreter der Libanesischen Volksbewegung, Necah Vekim empfängt uns herzlich im Büro der Organisation.
Im Bücherschrank gibt es ein umrahmtes Bild von Fidel. Es ist zum ersten Mal, dass wir in hiesigen Institutionen damit konfrontiert werden. Das Gespräch vertieft sich, nachdem Tee und Kaffee gebracht werden. Wir berichten, dass wir uns von der Türkei auf den Weg gemacht haben, um als Schutzschilder nach Palästina zu gehen, dass wir aber Probleme mit dem Visum haben und bereits seit 13 Tagen hier sind. Wir thematisieren die Notwendigkeit der internationalen Solidarität. Vekim stimmt uns zu, sagt dass er uns mehr oder weniger kennt und einiges zusammen machen will.
Er gibt sein Kommentar zur gegenwärtigen Situation in der Türkei und zur praktizierten Politik ab.
Bis auf wenige sind sich alle Organisationen, mit denen wir bisher gesprochen haben, bewusst, das die Türkei mit den USA und mit Israil kollaboriert. Soweit wir verstanden haben, haben die meisten Gruppierungen ihre Meinung bezüglich der Türkei mit dem Krieg in Syrien geändert. Es heißt „Was auch immer Stalingrad für Russland bedeutete, hat Syrien im Moment die gleiche Bedeutung für den Nahen Osten. Deshalb ist eine Einheit notwendig, genau“. Es wird auch auf die Geschichte der internationalen revolutionären Bewegung angesprochen. Zuletzt gratuliert er uns und bringt zum Ausdruck, dass seine Bewegung mit uns einiges gemeinsam tun möchte. Wir verabschieden uns und verlassen das Büro. Während wir uns noch Gedanken darüber machen, ob wir es zur UNESCO schaffen, bevor die Veranstaltung vorbei ist, sind wir bereits beim Zentrum angekommen. Sie empfangen uns an derr Tür. Wir kennen sie eigentlich nicht. Sie müssen uns irgendwo gesehen haben. Nach einem Händeschütteln wollen sie ein Foto machen. Es scheint, als ob sich hier alle Organisationen bereits an uns gewöhnt hätten. Auch in den Camps haben die Menschen begonnen, uns zu grüßen. Sie schauen uns nicht mehr steif an, sondern lächeln uns zu. Die gleiche Behandlung erfahren wir, als wir den Saal betreten. Noch dazu haben unsere Freunde, als sie heute Morgen vom Markt zurückkamen berichtet, dass der ältere Herr, der im Markt arbeitet, uns gestern im Fernsehen gesehen hat. Die Leute dort verhalten sich jetzt anders, höchstwahrscheinlich haben sie die Nachrichten über das Gespräch mit der Hisbollah veröffentlicht. Im Saal befinden sich VertreterInnen nahezu aller Organisationen. Auf die Leinwand werden Bilder von Palästina projiziert. Und die VertreterInnen begeben sich eine/r nach dem/der anderen zum Rednerpult. Wir bekommen gerade noch die letzten Reden mit. Wir begrüßen Personen, die wir kennen und unterhalten uns ein wenig. An unserer Seite befindet sich der Jugendverteter der Fatah al-Intifada Bewegung. Julia Boutros wird am 5. September ein Konzert geben, wenn wir schon da sind, wollen wir auch hingehen. Wir empfehlen, alle die ihre Musik noch nicht gehört haben, einen Blick auf die Lieder zu werfen. Vor allem wenn man sich das Lied „Mukawem“ anhört, sollte man die Bedeutung des Liedertextes verstehen. Wir fragen, wo wir uns eine Eintrittskarte besorgen können.Sie nennen einen Ort. Ein Freund von der Fatah al-Intifada Bewegung möchte uns begleiten. Auch unsere Freunde von der PFLP sind dort. Wir gehen zu ihnen. Jede/r einzelne strahlt Wärme aus. Sie sind wie Sabra Şatilla, Burc El Barajne, Marilyas. Arm, bescheiden und aufrichtig… Ihr Lächeln kommt von Innen. Sie sind wie wir. Ein ‚älterer Bruder‘ (abi) ist mit seinem Sohn gekommen. Der ist erst 11, wirkt aber absolut erwachsen. Sein Name ist George, benannt nach dem PFLP-Führer George Habash. Er passt zu ihm. Die Reden sind jetzt auch zu Ende. Wir verabschieden uns und gehen. Wir werden uns Tickets besorgen. Der Weg ist ziemlich lang. Es gibt Tickets in einem Geschäft für technisches Zubehör in einem Einkaufszentrum. Als wären wir in einer völlig anderen Welt angekommen. Riesiege, beleuchtete Gebäude. Diese Wege sind voller Einkaufszentren. Die Jugendlichen, ihre Kleidung, ihre Bewegungen… Es kommen sofort die engen Straßen Sabra Satilla’s, die Zimmer mit einem Fenster, Kinder mit abgetragenen, zerrissenen Hosen in den Sinn. Man fragt sich, was das für eine Gerechtigkeit ist. Wären wir direkt hierher gekommen, ohne die anderen Gegenden zu sehen, wäre es uns vielleicht nicht so fremd erschienen. Diese Erscheinungen sind uns nicht sehr fremd. Wir nehmen die Tickets und gehen. Wir fahren nach Hause und nach einem guten Abendessen machen wir die letzten Proben und Aufnahmen unseres Lieds.

Zusammentreffen der lebenden Schutzschilder mit der Libanesischen Volksbewegung

Die lebenden Schutzschilder der Volksfront, die sich in Beirut befinden, führten am 2. September um 16:00 Uhr ein Gespräch mit der marxistisch-leninistischen Libanesischen Volksbewegung.
Die Mitglieder der Volksfront sprachen über ihre Schutzschilderaktion und die Ziele ihres Besuchs, über den palästinensischen Kampf und Internationalismus. Der Vertreter der Volksbewegung teilte mit, dass er die Volksfront mehr oder weniger kenne und es wichtig sei, dass sie in dieser Mission hierher gekommen sei. Es wurde über die derzeitige Lage in der Türkei und über die Politik gesprochen. Necah Vekim sagte im Zusammenhang mit Syrien, dass dem Land ‚die gleiche Bedeutung innerhalb des Nahen Ostens zukäme, wie damals Stalingrad für Russland‘. Er fügte hinzu: „Deshalb ist eine Einheit notwendig. Darüber hinaus möchten wir etwas mit euch gemeinsam unternehmen.”

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2. September 2014

Wie jeden Tag sind wir heute um 6:30 Uhr aufgestanden, um das Frühstück vorzubereiten. Gegen 7:00 frühstückten wir zusammen. Gleich danach spülten wir gemeinsam das Geschirr, kochten uns Tee und alle begannen ihr Buch zu lesen. Jede/r von uns hat die Bücher „Intifada“, ;“Leyla Khalid“ und „Von Aussiedlung zur Intifada“. Da unsere Termine heute erst am Nachmittag stattfinden, lasen wir bis nach 9:00 Uhr unsere Bücher. Da es heute um 12:00 Uhr ein Gespräch mit einem der Sheiks (Anführer) der Hisbollah, mit Sheik Naim Kasim gibt, verlasen wir das Haus gegen 11:30 Uhr.
In unserem Gespräch erkärten wir, dass wir nach Palästina gehen werden, dass wir vor Beginn des Waffenstillstands hieher gekommen sind und die Solidarität mit Palästina nicht nur Gerede sein sollte und wir deshalb nach Gaza gehen wollen. Wir haben gesagt, dass wir der ganzen Welt erzählen wollen, wie die Solidarität mit Palästina unter Einsatz des Lebens aussehen sollte.
Wir betonten die Bedeutung des Kampfes gegen den Imperialismus. Sheik Naim sagte, unsere Schutzschilderaktion sei für sie und die PalästinenserInnen von großer Bedeutung, der Kampf um Palästina sei ein Kampf für die Menschlichkeit und eine Niederlage Palästina’s wäre ein Verlust für alle Arabischen Länder und für die Menschheit. Ein Sieg hingegen würde den Sieg aller Völker bedeuten. Sheik Naim teilte mit, dass während der Angriffe Israils keine Unterstützung seitens der Türkei zu sehen war und dass die Türkei mit den USA gegen den Nahen Osten kollaboriert. Es sei die Türkei, die alle von den USA geschaffenene Kollaborateure (Al-Nusra, ISIS etc.) unterstützt und stärkt. Die AKP sei verantwortlich für all das Blutvergießen. Wie in der Türkei, wurde auch hier versucht, Beschlüsse im Bezug auf den Nahen Osten zu fassen und etwas zu unternehmen. Aber es verlief nicht wie gewollt. Eines Tages werden sich diese Spielchen rächen. Der „Arabische Frühling“ wurde von Israel und USA geschaffen. Er fügte hinzu, dass die Hisbollah seit Jahren kämpft und täglich an Kraft gewinne und diesen Kampf fortsetzen werde. Die Hisbollah verfüge nicht über reine religiöse Beziehungen, sondern sei Freund aller Kräfte die sich gegen den Imperialismus stellen. Er sagte, dass diese Aktion ihn beeindrucke, ihm Hoffnung gibt. Anschließend bot er Tee an und wollte ein gemeinsames Foto machen. Bevor wir uns verabschiedeten sagte er, dass sie alles mögliche tun werden, damit wir nach Palästina gelangen können und uns ermöglichen werde, das Museum „MLITA“ zu besuchen, welches den Krieg Libanons mit Israel abbilde. Er werde uns Tag und Zeit für den Museumsbesuch mitteilen.

Tagsüber erhielten wir e-mails, in denen gefragt wurde, warum wir uns mit Hisbollah treffen und ob das nötig sei. Ja, wenn Palästina heute einen Schritt voran gehen konnte, dann ist dies vor allem seinem entschlossenen Kampf, seiner Überzeugung und Rechtmäßigkeit zu verdanken, ebenso wie seiner Freunde, die mit ihm kämpfen. Hisbollah hat sich nicht nur damit zufrieden gegeben, Solidaritätsbotschaften an Palästina zu schicken oder Presseerklärungen abzuhalten. Sie hat heute sowohl materieller als auch moralischer Natur größere Unterstützung geleistet als jene Institutionen, die sich sozialistisch und internationalistisch nennen. Der gemeinsame Feind ist der Imperialismus. Und genauso,wie wir uns gegen den Imperialismus auf die Seite von Ceausescu, Saddam oder Assad stellten, mussten wir uns auch heute für eine Klasse entscheiden. USA und Israel oder Hisbollah und Palästina. Es gibt keine Mitte! Wer eine Mitte sucht, stellt sich auf die Seite der USA. Unsere Seite war von Anfang an klar, deshalb werden wir mit allen Kräften im Libanon, diesich gegen den Imperialismus stellen, ob marxistisch-leninistisch oder nicht, sprechen, nicht nur mit der Hisbollah. Und diese Gespräche haben Bedeutung und Gewicht. Nach unserem Gespräch solle am Abend ein Treffen beim Fernsehen mit der PFLP stattfinden. Das wurde abgesagt, aber wir gingen zu unseren Freunden von der PFLP und tranken dort ’salzigen‘ Kaffee. Salzig deshalb, weil man hier nicht einmal in Flaschen sauberes Wasser kaufen kann. Aber kein Problem. Im Laufe der Unterhaltung vegessen wir den Geschmack und trnken unseren Kaffee Schluck für Schluck. Danach machen wir uns auf den Heimweg, wo wir gegen 16:00 Uhr unser Mittagessen mit Aubergines zu uns nehmen. Während wir gerade aßen, lud uns unser Freund, der Arzt zum Abendessen ein. Er sagte, seine Frau habe für uns Essen vorbereite und er würde uns gegen 20:00 Uhr abholen. Wir nutzten die verbleibende Zeit für unsere kulturellen Aktivitäten, also das Liedertexte und Gedichte zu schreiben. Gegen 20:00 Uhr wurden wir vom Arzt abgeholt und wir aßen wunderbares traditionelles Essen, unterhielten uns nett, mussten aber wegen Arbeit auf dem Computer bereits um 22:30 Uhr wieder weg. Es war etwa 23:00 Uhr, als uns der Arzt wieder zu Hause absetzte. Wir schlossen den Tag ab, nachdem wir Nachrichten im Internet lasen und unseren Tagesablauf niederschrieben.

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30. August 2014

Das Wetter am frühen Morgen ist gut. Deshalb sind wir verglichen mit Mittag munterer.
Nach dem Frühstück nehmen wir unsere Bücher zur Hand. Danach unterhalten wir uns ein wenig.

Vorgestern hat uns die Jugendinitiative, die die Aktion in Rewsi organisiert hatte, nach dem Konsulatsbesuch darauf angesprochen, dass sie mit uns ein Forum oder eine Informationsveranstaltung über unsere Schutzschilderaktion abhalten will. Zu Sabra Schatila haben wir uns für den Abend um 17:00 Uhr verabredet. Den Weg dorthin kennen wir mittlerweile. Wir kommen zu Fuß. Es ist nicht so weit. Unsere Freunde von der PFLP bringen uns zum Ort der Versammlung und wir werden an der Tür empfangen. Im Saal waren die Stühle sehr ordentlich gereiht. Wir begrüßen die Menschen im Saal und setzen uns an den Tisch. Neugierige Augen sehen uns an. Es war eine Veranstaltung der Jugendinitiative, doch der Anteil älterer Personen schien hoch. Der Vertreter der Initiative eröffnet die Versammlung. Er spricht kurz vom palästinensischen Kampf, von der gegenwärtigen Lage und darüber, wer wir sind und warum wir uns in Beirut befinden. Nach dieser Einleitungsrede ergreifen wir nacheinander das Wort. Wir erzählen, warum wir nach Palästina gehen wollen.

Wir berichten über die Bedeutung internationaler Solidarität, über unseren Kampf gegen Imperialismus und Zionismus. Wir erklären, wir waren immer auf der Seite der Völker, die gegen den Imperialismus kämpfen, und werden es auch weiterhin sein. Wir erzählen von den Aktionen Mahir’s und sagen, wir sind die GenossInnen von Ali Saban, der für die palästinensische Bevölkerung kämpfte und fiel. Wir sagen, dass die palästinensische Sache die unsere ist, und dass wir deshalb hier sind. Wir erzählen, dass wir schon vor dem Waffenstillstand hierher gekommen sind und mit welchen Hindernissen wir konfrontiert sind. Wir sagen, es mag sein, dass jetzt Waffenruhe herrscht, aber wir werden trotzdem nach Palästina gehen. Wir haben uns deswegen auf den Weg gemacht und möchten an der Seite der palästinensischen Bevölkerung sein. Eine/r der TeilnehmerInnen von der Nationalen Führung der PFLP ergreift das Wort: „Ich habe eigentlich für heute einen Text vorbereitet, aber nachdem ich euch zugehört habe, verzichte ich darauf, ihn zu verlesen. Gegenüber einer fortgeschrittenen Aktion, wie eurer lebenden Schutzschilderaktion, ist das, was ich zu verlesen habe, sehr schwach. Ich gratuliere euch von Herzen und bedanke mich. Selbst wenn ihr nicht nach Palästina gehen könnt, eure Wille, diesen Weg anzutreten ist ausreichend. Und ihr habt sogar zu dem Sieg beigetragen, den Palästina errungen hat“. Nach den Reden wurden uns einzeln und gemeinsam mit den Menschen im Saal Dokumente überreicht,die uns wegen der Solidarität und aus Dankbarkeit für uns vorbereitet wurden. Sie trugen die Zustimmung des Innenministeriums. Wir wurden zum ersten Mal mit so etwas konfrontiert. Wir sind verwundert und glücklich zugleich. Es gibt auch handgemachten Wandschmuck. Darauf befindet sich eine Landkarte von Palästina. Es gefälltuns sehr. Darüber hinaus erhalten wir Anstecknadeln mit den Fahnen von Libanon und Palästina. Wir bedanken uns und unterhalten uns mit den TeilnehmerInnen der Versammlung. VertreterInnen der Fatah kommen und laden uns zum Teetrinken in ihrem Büro ein. Gemeinsam gehen wir dorthin. Wir sind viele. Unsere FreundInnen von der PFLP, der Jugendliche von der Nationalen Führung der PFLP, der eine Rede hielt, Mitglieder der YPG, eine Person, die von unserer Versammlung hörte und dazukam, sowie der Verantwortliche der Jugendinitiative mit seiner Familie kommen alle mit uns. Der Verantwortliche der Jugendinitiative beginnt eine Debatte über die Sympathie für Erdogan. Er sagt, dass er Palästina unterstützt und er ihm deshalb dankt. Wir erzählen, wie es wirklich ist. Die meisten Leute, mit denen wir hier sprechen sagen, dass sie zuvor Sympathien für Erdogan hatten, dass die aufgrund der vergangenen Ereignisse aber dessen wahres Gesicht erkannt hätten. Aber dieser Freund hat es wohl noch nicht erkannt. Die Diskussion setzt sich darüber fort, ob es legitim sei, im Krieg gegen die ISIS gemeinsam mit den USA zu handeln. Manche halten es für möglich… Natürlich vertreten wir das Gegenteil. Ein Bündnis mit dem Imperialismus ist nicht möglich. Vor dem Fenster steht eine Raketenattrappe, darauf eine Fahne der Al Fatah. Sie sieht echt aus. Hier sind nahezu auf allen Fahnen, Plakaten, Fähnchen, Logos von Organisationen Waffen oder Bombensymbole zu finden.

Der bewaffnete Kampf wird sehr legitim betrachtet, ob bei islamischen, marxistisch-leninistischen oder opportunistischen Bewegungen. Die Organisationen haben auch militärische und Milizstrukturen. Da wir so zahlreich sind, wird es plötzlich chaotisch. Wir bitten um ihre Erlaubnis und begeben uns ins Büro der PFLP. Der Strom ist abgeschaltet. Sie zünden eine Menge Kerzen an. Die Jugendlichen füllen den Raum. Es gibt eine tolle Stimmung. Ihr Vertreter kommt und hält eine kurze Rede. Sie bedanken sich, dass wir gekommen sind und sagen „Unser wertvollstes Gut ist unsere Fahne. Und wir möchten euch diese schenken“. In zeremonieller Art werden uns eine/r nach dem anderen Schals aus Satin, die mit Fahnen bedruckt sind, um den Hals gelegt. Das gibt uns wirklich ein anderes Gefühl. Die Bedeutung ist sehr groß! Das ist sogar das schönste Geschenk, dass wir bisher bekamen. Währenddessen sind Stimmen von draußen zu hören. Es ist eine Hochzeitsfeier, zu der wir erst am Ende hinzustoßen. Wir haben sie verpasst. Wir gehen hinein und unterhalten uns lange mit den Jugendlichen. Wir müssen aufstehen, ein Freund hat uns zu sich nach Hause eingeladen. Auch ein Freund der PFLP ist bei uns. Wir erhielten Einladungen von beiden Seiten. Als es hieß, jetzt verständigt euch am besten untereinander, fand man die Lösung, dass wir uns alle zusammen treffen. Klar, der Strom ist wieder aus… Hier ist Sabra Schatila… Sie rufen uns von Istanbul an. Wir sind sehr glücklich. Ein Freund von Okmeydani und der Ozan Verlag rufen uns an. Sie fragen, wie es uns geht. Wir freuen uns über ihren Anruf. Danach bereiten wir alle zusammen das Essen vor. Zu diesem Anlass versuchen wir einige Worte arabisch aufzuschnappen.

Wir teilen unseren Freunden unsere Wünsche und unsere Fragen auf Arabisch mit, auch wenn es Mängel gibt, wir reden. Sie lachen über unsere Sätze, die ein Mix von Englisch, Türkisch und Arabisch sind, aber sie verstehen uns. Auch Reis mit Huhn machen bereiten sie auf ihre eigene Art zu. Sie geben dem Reis Gewürze und Zimt hinzu. Wir richten verschiedene Salate an. Sie bereiten das Essen wirklich mit großer Sorgfalt und Liebe zu. Es ist das erste Essen, zu dem wir seit unserer Ankunft eingeladen wurden. Bis gestern haben wir uns gewundert, warum uns niemand eingeladen hat. Sie wollen unsere Teller ständig auffüllen. Auch in unserer Kultur wird den Gästen reichlich Essen aufgetischt. Mit jedem Tag kennen wir uns besser und unsere Beziehungen entwickeln sich.
Die gegenseitige Vertrauensbasis wird gestärkt. Sie mögen uns und bringen uns Respekt entgegen.

Wir unterhalten uns und singen gemeinsam Lieder. Nach jedem Lied, das von unseren Gefallenen handelt, erzählen wir ihnen von unseren Gefallenen. „Haydi Tenruh“ gefällt ihnen sehr gut. Natürlich auch deshalb, weil es auf Arabisch ist. Wir erzählen von Grup Yorum, dass wir Hunderttausende und Millionen Menschen zusammenbringen. Wir erwähnen, dass unsere Lieder vom Widerstand und vom Kampf erzählen. Es ist schon ziemlich spät. Die Kerzen sind um die Hälfte kürzer. Und der Strom kommt und geht. Obwohl es nur 6 Stunden Strom gibt, kommt er auch in dieser Zeit nur mit Unterbrechungen. In Sabra Schatila leben die Menschen unter sehr schwierigen Bedingungen. Die Degeneration hat sich auf das Camp ausgeweitet. Der Konsum von Drogen ist verbreitet. Und diejenigen, die sich in diesem Milieu befinden, sind Teil von Banden geworden. Es kommt Wut auf, wenn man diese Menschen hier sieht. Wir bedanken uns und verabschieden uns. Sie begleiten uns noch ein Stück und auf dem Weg verabschieden wir uns. Wir werden zu Fuß gehen. Beim Gehen unterhalten wir uns. Es war ein schöner Abend. Unser Freund sagt, nur Menschen wie uns, können uns verstehen. Wir sind so viel herumgekommen