borderline-europe, Menschenrechte ohne Grenzen e.V.
Pressemittelung, 3. Oktober 2014
Am 3. Oktober 2013
sterben 368 Menschen bei einem Bootsunglück vor Lampedusa. Die Geflüchteten kentern kurz vor der Insel, als sie in ihrer Verzweiflung eine Decke anzünden, um Schiffe, die sie sehen, auf sich aufmerksam zu machen. Ihr Boot fängt Feuer und geht unter. Dabei sterben 368 von den etwa 545 Menschen an Bord des Flüchtlingsbootes.
Acht Tage später, am 11. Oktober 2013, ereignet sich eine weitere Tragödie. Diesmal ist es ein Flüchtlingsboot mit etwa 450 Menschen an Bord das erneut vor der Küste Lampedusasuntergeht, nachdem es vergeblich sowohl die italienische als auch die maltesische Küstenwache via Satellitentelefon um Rettung gebeten hatte. Bei dem Unglück des 11. Oktobers sterben mindestens 250 Menschen.
Innerhalb von acht Tagen starben im Oktober 2013 mehr als 600 Menschen an der Außengrenze der Festung Europa.
Dies sind aber keine Einzelfälle: Der dritte und der elfte Oktober sind jeden Tag!!!
The Migrant’s Files, eine Datenbank von Journalist_innen verschiedener Herkunftsländer, zählt seit dem ahr 2000 mindestens 25.000 Tote vor den Toren Europas. Sie sind Opfer der europäischen Abschottungspolitik, die dem Grenzschutz oberste Priorität einräumt und das Menschenrecht auf Schutz, das Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit und das Recht auf Asyl mit Füßen tritt und damit den Tod von Menschen billigend in Kauf nimmt.
Im Mittelmeer findet ein (un-)heimlicher Krieg gegen Migrant_innen statt, dem ein Ende gesetzt werden muss! Das Blutbad im Mittelmeer muss endlich aufhören!
Dieses Jahr lassen sich einige Politiker_innen zum Gedenken des 3. Oktobers nach Lampedusa einfliegen, u.a. Martin Schultz (Europaabgeordneter der SPD und Präsident des EU-Parlaments), Laura Boldrini (Präsidentin des italienischen Abgeordnetenhauses) und Angelino Alfano (Italienischer Innenminister „Neue rechte Mitte“ (Nuovo Centrodestra)).
Sie repräsentieren jene Politik,die die Kontrolle über das europäische Grenzregime ausübt und damit den Tod der 368 Menschen des 3. Oktobers 2013 sowie den Tod von mittlerweile mehr als 25.000 Menschen, die an Europas Außengrenzen sterben mussten, mitverantwortet! Die Stimmung auf der Insel ist aufgeladen, es formieren sich Proteste gegen die Vertreter_innen dieser Politik, die diesen Tag zur Selbstprofilierung und Selbstinszenierung missbrauchen.
Proteste formieren sich aber nicht nur auf Lampedusa, sondern europaweit: Lampedusa ist überall!!!