Nick Brauns: Fabrikbesetzung in Istanbul! (Cemalettin Efe)

Türkei: Arbeiter fordern Ende von Leiharbeit bei US-Verpackungshersteller

Von Nick Brauns
Seit dem 10. Februar halten Arbeiter eine Fabrik des Verpackungsherstellers Greif im Istanbuler Stadtteil Esenyurt-Hadimköy besetzt, um gegen »Hungerlöhne und Sklavenbedingungen« zu protestieren. Der US-Konzern Greif mit Produktionsanlagen in 50 Ländern beliefert unter anderem die Konzerne Bayer, Nestlé, Univer und Danone mit Verpackungen. An den zwei Istanbuler Greif-Standorten sind insgesamt 1500 Arbeiter beschäftigt. Zwei Drittel von ihnen sind Leiharbeiter aus 44 verschiedenen Firmen. Zentrale Forderungen der streikenden Greif-Arbeiter sind die Abschaffung der Leiharbeit und die Übernahme aller Leiharbeiter in die Stammbelegschaft sowie Lohn­erhöhungen und Schichtzulagen für die vielfach nur zum gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn von 850 Türkische Lira (283 Euro) Beschäftigten, deren Arbeitszeit immer wieder willkürlich auf zwölf Stunden erhöht wird.Zu ersten Protesten in einer Istanbuler Greif-Niederlassung kam es bereits im vergangenen November. Damals mußte die Firmenleitung die aufgrund seiner gewerkschaftlichen Organisierung erfolgte Entlassung eines Arbeiters nach achtstündigem Streik wieder rückgängig machen.
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Nachdem sie sich durch diese Erfahrung ihrer eigenen Kraft bewußtgeworden waren, beschlossen die Arbeiter dieFabrikbesetzung, als Greif in den Tarifverhandlungen entscheidende Forderungen der Textil- und Chemiearbeitergewerkschaft DISK-Tekstil nicht akzeptierte. An der Besetzung des Werkes sind 600 Arbeiter beteiligt, die 14 Komitees unter anderem für Sicherheit, Sauberkeit und den Weiterbetrieb der Kantine gebildet haben.Von den Funktionären der trotz ihres Namens sozialdemokratisch ausgerichteten Revolutionären Arbeitergewerkschaftsföderation DISK, die sich weiterhin um einen Kompromiß mit Greif bemüht, fühlen sich die Greif-Arbeiter im Stich gelassen. Dagegen leisten andere Gewerkschaften wie die dem islamisch orientierten Dachverband Hak-Is angehörende Öz-Iplik-Is-Sendikasi sowie sozialistische Organisationen aktive Solidarität einschließlich materieller Unterstützung. Die Zahl der Solidaritätsbesuche in der besetztenF
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