Im Rahmen des österreichischen Nationalratswahlkampfs 2013 präsentierten die Grünen vor kurzem auf Facebook ein Sujet, das zwei Schwarze Reinigungsfrauen zeigt. Übertitelt ist das Bild mit der Frage: „Wer putzt bei dir?“ Das Foto wurde ursprünglich in Südafrika aufgenommen und von einer Bildagentur erworben.
Statement zum Sujet „Wer putzt bei dir?“ der Grünen im Rahmen des Nationalratswahlkampfs 2013
Unsere vielseitigen Widerstände gegen eine lange Tradition “gut gemeinter” paternalistischer, sexistischer und rassistischer Darstellungsweisen Schwarzer Frauen beginnen und enden weder mit dem Nationalratswahlkampf 2013 noch sind sie auf Österreich beschränkt. Denn jenseits der Wahlen kämpfen wir als Schwarze Frauen*, Women* of Color und Migrantinnen* tagtäglich auf individueller und struktureller Ebene gegen (neo)koloniale Ausbeutungsverhältnisse und rassistische und (hetero)sexistische Gewalt.
Wir wehren uns gegen die unreflektierte Verwendung von Bildern als Auslöser für Diskussionen, die auf dem Rücken von Schwarzen Frauen*, Women* of Color und Migrantinnen* ausgetragen werden, und so unsere Stimmen und Widerstände unsichtbar machen. Dies alles, ohne die Privilegien derjenigen zu hinterfragen, die an unserer Unterdrückung beteiligt sind. Wie ungebrochen diese Privilegien sind, zeigt sich auch im Umgang mit Kritik. So verwundert es nicht, dass auch die Grünen die stereotype und plakative Bebilderung zwar als Gratwanderung, jedoch als notwendiges Mittel verteidigen und Kritiken mit dem Hinweis abtun, diese seien „nicht beabsichtigte Interpretationen“. Einmal mehr wird die mangelnde Bereitschaft, sich mit Rassismus und Sexismus auseinanderzusetzen und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, offensichtlich.
Weiters sprechen wir uns gegen die ins Feld geführten Argumente rund um die Nützlichkeit und Wirtschaftlichkeit von Migrant*innen aus und weisen Versuche, uns nach unserer Verwertbarkeit zu kategorisieren, entschieden zurück. Jenseits von „gnädigen“ Opferdiskursen fordern wir die Anerkennung von internationalen Bildungsabschlüssen, uneingeschränkten Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt und zu Sozialleistungen, gerechte Entlohnung, einen generellen Abschiebestopp und Bewegungsfreiheit für Alle! Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren und solidarisieren uns mit allen Arbeiter*innen und Asylsuchenden!
Liste der unterzeichnenden Organisationen (in alphabetischer Reihenfolge):
ADEFRA – Schwarze Frauen in Deutschland, Afrikanet.info, Afrika Vernetzungsplattform (AVP), GHANA UNION, GHANA UNION YOUTH, ISD Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, maiz – Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen, migrazine.at, PAMOJA – Bewegung der jungen afrikanischen Diaspora, PANAFA – Pan African Forum in Austria, Peregrina