Prozess gegen den Film „Water Makes Money“
Erster Prozesstag – ein (vorläufiger) Sieg der Filmemacher
Bericht vom Water-Makes-Money-Team
Gesendet: Montag, 18. Februar 2013 14:18
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Der Prozess gegen den Film „Water Makes Money“ begann am 14.Februar
2013 um 13:30 Uhr . Der Saal Nummer 17 im Pariser Justizpalast war bis
auf den letzten Platz besetzt. Links hinter den Angeklagten saßen die
Rechtsanwältin der Verteidigung, wir mit Freunden und Aktivisten –
rechts hinter der Staatsanwältin und dem Anwalt von Veolia die
Presseleute, im Publikum offensichtlich auch einige Damen und Herren
des Konzerns …
Was sich dann im Laufe der siebenstündigen Verhandlung entwickelte,
hatte keiner erwartet: Der Strafprozess gegen den französischen
Filmvertrieb und den Protagonisten Jean-Luc Touly wurde zu einem
politischen Tribunal gegen die privaten Wasserkonzerne:
Jean-Luc Touly hatte schon seine Verteidigungsrede dazu genutzt,
ausführlich über die Machenschaften des Konzerns, die er persönlich
erlebt hatte, zu berichten. Die 10 Zeugen der Verteidigung belegten
seine Aussagen mit weiteren Beispielen aus ihren Erfahrungen und
Recherchen. Nach der Vereidigung hörten die Anwesenden geradezu
atemlos zu, was die Abgeordnete aus Marseille, der Gewerkschafter aus
Rennes, unsere Filmprotagonisten aus Bordeaux und Grenoble u.a. über
Fälle struktureller Korruption und Bestechung seitens Veolias aber
auch von Suez berichteten. Manchmal ging ein Raunen durch den Saal, ob
der Ungeheuerlichkeiten der aufgeführten Beispiele, der Millionen an
Bestechungsgeldern. Der Gegenanwalt stellte kaum mehr Fragen an die
Zeugen. Allen war klar: Eigentlich müssten die privaten Konzerne vor
Gericht stehen. Nur an die Pariser Vizebürgermeisterin ging die Frage,
warum sie an dem Film „Water Makes Money“ teilgenommen habe: Das
Thema der Wasserversorgung sei in Frankreich nie öffentlich diskutiert
worden. Der Film hätte genau das provoziert und erreicht.
Anschließend mündete das Plädoyer der jungen Staatsanwältin dann zu
unserer aller Überraschung darin, dass sie keinen berechtigten Anlass
mehr für eine Klage seitens Veolias sehen würde!
Erst am 28.März ergeht das Urteil…Natürlich wissen wir nicht, wie es
ausgeht, obwohl die Richterin doch sichtlich beeindruckt war. Ein
vollständiger Sieg für uns ist jetzt möglich, aber auch zu fürchten:
Veolia wird dann wohl, allein um das Gesicht vor den Aktionären zu
wahren, in Revision gehen.
Es gab zahllose Solidaritätsveranstaltungen, Berichte in der Taz, der
Süddeutschen, der FAZ, sogar in den Kulturnachrichten des
Deutschlandfunks. In Frankreich war es ähnlich. Wir möchten all Ihnen
von Herzen danken für Ihren Beitrag, die benötigte Öffentlichkeit für
den Prozess herzustellen. Veolia mag es ja lieber, in exclusiven
Restaurants diskret den Scheck rüber zu schieben.
Danke auch für die enorme Spendenbereitschaft. Innnerhalb einer Woche
kamen knapp 4.000€ für die Prozesskosten zusammen. Die andere Hälfte
der Kosten wird in Frankreich zusammengetragen. Deshalb bitte jetzt
keine Spenden mehr! Wir könnten ja gewinnen! Über das Urteil werden
wir Sie unterrichten.
Ihr Water-Makes-Money-Team Leslie Franke, Herdolor Lorenz und Lissi
Dobbler
P.S. Die Liste der Prozesskostenspender werden wir auf die Water Makes
Money- Webseite stellen (Spender nur mit Vornamen). Und in absehbarer
Zeit folgt dann auch die Abrechnung.
(Red.: M.R.)
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Wird der Film verboten???? siehe Prozess..
Der Film „Water Makes Money“ hat Geschichte geschrieben. Eineinhalb
Jahre nach der überwältigenden Premiere in 150 Städten Europas äußerte
sich der Pressechef von Veolia Wasser Deutschland, Matthias Kolbeck
wie folgt:
Leider richte sich Veolias Klage gegen den Film nicht auch gegen die
deutschen Macher. Nachdem ein französisches Rechtshilfeersuchen von
den deutschen Behörden abgelehnt wurde, habe der französische
Mutterkonzern die deutsche Veolia-Tochter aufgefordert, Leslie Franke
und Herdolor Lorenz nach deutschem Recht zu verklagen. Veolia
Deutschland habe dies Ansinnen aber nach reiflicher Überlegung
abgelehnt mit der Begründung: Water Makes Money und die französische
Klage gegen den Film habe dem Konzern bereits derart geschadet, sodass
eine deutsche Klage diesen Schaden nur noch erhöhen könne.
Ist das nicht ein wunderbares Kompliment?! Nicht freiwillig hat der
mächtige Konzern auf eine Klage in Deutschland verzichtet. Es scheint,
die Angst vor der großen Öffentlichkeit hat Veolia eines besseren
belehrt! …
Volltext: http://www.watermakesmoney.com/index.php/de/startseite/36-home-2