Athen – Sie kamen in der Hoffnung auf ein besseres Leben – doch nun sitzen sie hinter Stacheldraht. Rund 1700 Menschen werden im griechischen Abschiebelager Amigdalesa nahe Athen festgehalten, dabei wurde es lediglich für 820 gebaut. Die Umstände sind entsprechend schwierig. In der Nacht zum Sonntag begehrten rund 40 der Insassen gewaltsam auf.
„Ohne dass es eine Provokation gegeben hätte, wurden Polizisten mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen“, teilte die Polizei mit. Beteiligt hätten sich Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan, Bangladesch und Marokko.
Den Flüchtlingen war am Samstag mitgeteilt worden, dass sie womöglich bis zu anderthalb Jahre anstelle von einem Jahr in dem Camp verbringen müssten. Die griechischen Behörden haben die maximale Dauer der Abschiebehaft entsprechend erhöht. Außerdem sei wegen Wartungsarbeiten der Strom abgestellt worden, wodurch die Klimaanlagen in den überfüllten Containern ausgefallen seien, hieß es.
Am Abend setzten nach Polizeiangaben dann einige der Bewohner Matratzen und Unterkünfte in Brand und griffen Polizisten an. Zehn Beamte seien verletzt worden, hieß es. Die rebellierenden Flüchtlinge blieben unverletzt. In dem Tumult gelang 24 Insassen des Lagers die Flucht, 14 konnten bereits wieder festgenommen werden, nach den übrigen läuft eine Großfahndung.
Berichte über Schläge
Amigdalesa ist eines von mehreren Auffanglagern, in denen die griechischen Behörden Einwanderer ohne Aufenthaltserlaubnis festhalten. Viele von ihnen wurden in den vergangenen zwölf Monaten in Gewahrsam genommen. Griechenland ist eines der Länder der Europäischen Union, in die am meisten Flüchtlinge einreisen. Vorwiegend stammen sie aus Afrika, dem Nahen Osten und Asien.
Die Zustände in griechischen Flüchtlingslagern werden von Menschenrechtsorganisationen immer wieder kritisiert. In der vergangenen Woche gab die linke Gruppierung Keerfa an, muslimische Insassen eines Camps seien von Wachleuten während eines Gebets geschlagen worden. Bereits im Juli berichtete die Gruppe von einem Afghanen, der an einer unbehandelten Lungenentzündung gestorben sei.
Die Organisation Human Rights Watch wirft der konservativen Regierung in Athen vor, gegen die Flüchtlinge vorzugehen, um angesichts der Wirtschaftskrise von Problemen abzulenken und sich vor rechtsradikaler Konkurrenz zu schützen. Nach dem Aufstand vom Samstag teilte die Polizei mit, die Beteiligten sollten unter anderem wegen schwerer Körperverletzung und Sachbeschädigung strafrechtlich verfolgt werden.