Von: „akin“ <akin.buero@gmx.at >
Betreff:
Datum: Mittwoch, 20. April 2011 01:07
**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 20. April 2011; 00:44
**********************************************************
Uni/Kapitalismus/Wien:
> Oh, it’s a Fail!
Protestaktion gegen gesponserte Universitaetslehre
Am 14. April 2011 fuehrten kritische StudentInnen eine Protestaktion
am Instituts fuer Theater-, Film- und Medienwissenschaft durch. Ziel
der Aktion war es Kritik zu aeussern an der von einer Taschentuchmarke
gesponserte Lehrveranstaltung „‘Aesthetik und Poetik’ – P.R. Oh It’s a
Feh“. Aufgrund der Proteste wurde die im Masterstudiengang Theater-,
Film- und Medientheorie angebotene Lehrveranstaltung schliesslich vom
Institut abgesagt.
In dieser von „Feh“ finanzierten (Marketing-)Lehrveranstaltung sollten
die Studierenden einen Werbespot fuer die gleichnamige
Taschentuchmarke konzipieren. Fuer die Umsetzung haetten sie von einem
weiteren Sponsor Kameras zur Verfuegung gestellt bekommen. Die
Aufgabenstellung des Seminars waere laut Vorlesungsverzeichnis
folgende gewesen: „1. Sammeln und notieren sie Beispiele von
Filmszenen, in denen Taschentuecher eine wichtige Rolle spielen (im
Bild/im Dialog). 2. Suchen Sie Filmszenen in Hollywoodblockbustern der
letzten 10 Jahre, in denen sich ein Taschentuch als Schluesselelement
einsetzen liesse.“ Im Vorlesungsverzeichnis wird als Quelle fuer
weitere Recherchen der Abschnitt „Geschichte“ auf der Homepage des
Sponsors angegeben.
Abgesehen von der seltsamen Vorstellung von geisteswissenschaftlicher
Lehre, die hinter derartigen Lehrveranstaltung steht, ist auch das
konkrete Zustandekommen des Masterseminars dubios.
Lehrveranstaltungsleiter ao. Univ. Prof. Dr. Rainer Maria Koeppl ist
Studienprogrammleiter am Institut und kann sich seine
Lehrveranstaltung im Alleingang bzw. von weisungsgebundenem
Vize-StudienprogrammleiterInnen genehmigen lassen. Eine Einbeziehung
demokratischer Gremien wurde in diesem Fall gaenzlich unterlassen.
Die Entscheidungen der Studienprogrammleitung fuehrten nun zu
deutlichen Protesten der Studierenden. Von einigen StudentInnen wurden
Schilder in den Gaengen des Instituts angebracht, wonach die
Lehrveranstaltung „aus markenrechtlichen Gruenden“ abgesagt und
„ersatzlos gestrichen“ worden sei. Die offensichtlichen gefaelschten
Schilder versprachen weitere Informationen zur Absage, wenn man den
Newsletter der Taschentuchfirma auf deren Homepage abonniert.
Ausserdem wurden Auszuege aus einem fiktiven Vorlesungsverzeichnis an
den Waenden des Instituts angebracht. Damit sollte in
ueberaffirmativer Weise gezeigt werden, wie eine gaenzlich auf
Sponsoring basierende Theater-, Film- und Medienwissenschaft aussehen
koennte.
Die Durchfuehrung einer weiteren Aktion war nicht notwendig, da Prof.
Koeppl bereits aufgrund der im Raum stehenden Protestankuendigung die
Lehrveranstaltung abgesagt hat. Scheinbar hat schon das Aufmerksam
machen genuegt. Koeppl wollte sich offensichtlich keiner Diskussion
stellen.
(Basisgruppe Theater-, Film- und Medienwissenschaft / bearb.)
Quelle: https://at.indymedia.org/node/19957
Weitere Infos: http://www.thewi.at
Uni/Kapitalismus/Wien: Oh, it’s a Fail! (Drittmittelfinanzierung)